Freitag, 27. Mai 2016

REVIEW: Warcraft - The Beginning





Filmische Umsetzungen von Videospielen gibt es einige, aber wirklich Gute muss man mit der Lupe suchen. Lediglich die erste Silent Hill Verfilmung und die Resident Evil Reihe sind sehenswert und unterhaltsam. Als das erste Mal von einem Film über Blizzards Warcraft Universum gesprochen wurde, waren meine Erwartungen sehr gespalten. Ich hatte natürlich die zahlreichen, schlechten Filme zu anderen Videospielen im Kopf - Far Cry, Blood Rayne oder Dungeon Siege um nur einige zu nennen. Außerdem fragte ich mich, ob das Thema Warcraft für ein großes Massenpublikum geeignet wäre, so dass ein Filmstudio genügend Geld in die Hand nimmt. Auf der anderen Seite dachte ich an Blizzard, diese besondere Spieleschmiede die einen hohen Anspruch an die eigene Qualität und deren Produkte zu haben scheint. Nicht umsonst wurden bereits Spiele eingestampft, weil Blizzard der Meinung war, sie würden den hohen Ansprüchen nicht gerecht werden (Warcraft das Adventure und Starcraft Ghost). Nachdem es die ersten Trailer zu Warcraft zu sehen gab, konnte ich mir noch immer kein klares Bild zu meinen Erwartungen machen. Die Trailer sahen sehr CGI-Lastig aus und zeigten wenig Handlung und Charaktere. Als ich den Film dann aber vorgestern im Kino gesehen habe, wurde ich überrascht. Ihr könnt in dieser Rezension lesen warum und was meine schlussendliche Meinung zum Film ist.

Die Orks in Wacraft sehen schlichtweg bombastisch aus

Draenor, die Welt der Orcs steht vor der Zerstörung. Der Ork-Hexenmeister Gul´dan nutzt die teuflische Magie des Fel, um ein Portal in eine neue Welt zu öffnen. Um das Fel zu gebrauchen, saugt Gul´dan die Lebensenergie aus hunderten von gefangenen Dranei, doch die Macht reicht nur kurz. In der kurzen Zeit, in der das Portal offen steht, werden nur die besten Krieger der Orks entsandt. Unter der Führung ihres Kriegshäuptlings Schwarzfasut und dem Hexenmeister Gul´dan selbst, soll die friedliche Welt Azeroth die neue Heimat der Orks werden. Unmittelbar nach ihrer Ankunft, beginnen die Orks die Bevölkerung abzuschalten, die Dörfer zu blündern und die natürlichen Ressourcen abzubauen. Alles zu dem Zweck ein weiteres Portal zu errichten, um die gesamte Horde nach Azeroth zu holen. Die Schreckensbotschaften über die brandschatzenden Neuankömmlinge erreichen auch bald den König der Menschen Llane Wrynn. Nachdem erste Verbände seiner Soldaten von den Orks einfach zerschmettert werden, setzt er seine Hoffnung in seinen besten Ritter Anduin Lothar und den größten Magier auf ganz Azeroth, den Wächter Medivh. Doch auch in den Reihen der Orks bildet sich eine Front gegen die eigenen Kameraden. Der ehrenvolle Häuptling des Clans der Frostwölfe, Durotan sieht die Gefahr in Gul´dan und der zerstörerischen Macht des Fels. Zum Wohle seines eigenen Volkes sucht er die Hilfe und Allianz der Menschen. Doch als das Treffen nicht so verläuft wie geplant, scheint eine blutige Auseinandersetzung unausweichlich.

König Llan Wrynn hält aufgrund der neuesten Schreckensbotschaften Kriegsrat

Der deutsche Untertitel des Warcraft Films lautet The Beginning und treffender hätte er auch nicht sein können. Der Film ist wie ein Auftakt zu etwas Großem und er liefert einen guten Einstieg in das vielfältige und komplexe Warcraft Universum. Die Geschichte beginnt tatsächlich dort, wo viele spätere Handlungsstränge ihren Ursprung haben: Die Invasion der Orks durch das dunkle Portal nach Azeroth. Genau diese Handlung war auch Grundlage des ersten Warcraft Strategiespiels - der Kreis schließt sich. Natürlich hätte man die Handlung auch viel später ansetzen können, um so beliebten Charakteren wie Thrall oder Arthas eine Bühne zu geben, doch die getroffene Entscheidung halte ich für die richtige. Denn immerhin soll Wacraft The Beginning nicht nur ein Film für Fans der Vorlage sein, sondern eben auch die breite Masse ansprechen. Und das ist wichtig, damit das Franchise erfolgreich sein kann. Trotzdem wird es für Diejenigen Zuschauer, die noch nie Berührungspunkte mit dem Warcraft Universum hatten, schwieriger sein, einen direkten Zugang zum Film finden. Zu schnell werden zu viele Charaktere und Orte vorgestellt und an manchen Stellen zu wenig erklärt.
Besonders zu Beginn wirkt Warcraft gehetzt und trotz seiner Laufzeit von 124 Minuten, hätte die eine oder andere Minute dem Film gut getan. Wer auch immer die Entscheidung getroffen hat, dass Warcraft keine längere Laufzeit spendiert bekommt, Regisseur Duncan Jones nutzt die ihm zur Verfügung stehende Zeit so gut es geht aus. Dieser dürfte übrigens nicht Jedem ein begriff sein, so ist seine Filmografie zwar noch nicht sonderlich lang, hat aber mit Moon und The Source Code aber zwei sehr unkonventionelle und spannende Filme zu bieten.

In der Handlung von Warcraft werden Orks und Menschen gleichermaßen beleuchtet. Das ist auch wichtig, denn schließlich soll der Zuschauer beide Seiten kennen lernen und eben nicht nur mit den Menschen sympatisieren. Auf wessen Seite der Zuschauer schlussendlich steht, kann er selber entscheiden, denn im Warcraft Universum gibt es nicht nur Schwarz und Weiß. Natürlich werden die Orks zu Beginn als blutrünstige Invasoren dargstellt, jedoch zeigt sich im Verlauf des Films, dass es sich durchaus um ein ehrenvolles Volk handelt. Ehre und Tradition sind ihnen wichtig und ein Ork würde auch nie lügen oder sich durch Verrat einen Vorteil verschaffen. Durotan und sein Clan der Frostwölfe ist hier natürlich stellvertretend und zeigt überdeutlich, dass die Orks eben nicht nur wilde Bestien sind. Dagegen werden die Menschen schon fast klischeehaft dargestellt und andere Völker wie zwerge und Elfen werden zwar kurz gezeigt, eine wirkliche Rolle spielen sie aber nie. So kann man unterm Strich sagen, dass die Orks die interessantere Fraktion in Warcraft darstellt.

Durotar der Häuptling der Frostwölfe ist der Hauptcharakter auf der Seite der Orks

 Die Geschichte die Jones erzählt ist die Grundlage für den visuellen Schauwert von Warcraft und da übertrifft sich der Film immer und immer wieder. Natürlich haben wir hier massenhaft CGI Aufnahmen und nur wenig realistische Schauplätze, aber das wäre bei einer Welt wie Azeroth auch wahrscheinlich nicht anders möglich gewesen. Trotzdem gibt es fantastische Schauplätze, die nicht selten mit ausufernden Kamerfahrten und Panoramabildern vorgestellt werden. Hier dürfte jedem Zuschauer der Mund offen stehen. Neulingen wegen der schieren Pracht auf der Kinoleinwand und alten Warcraft Hasen, weil sie viele der gezeigten Orte wiedererkennen dürften. Und wenn Anduin auf seinem Greif die fliegende Stadt Dalaran ansteuert, ist das schon ein toller Gänsehautmoment. Doch nicht nur die Landschaften sind eine optische Augenweide. Auch die Orks wurden großartig in Szene gesetzt. Sogar kleinste Details wurden an den Krieger ausgearbeitet und in der Masse gleicht kein Ork dem anderen. Wirklich fantastisch sind auch die Gesichtsanimationen der grünen Krieger geworden. Hier sieht man mehr als deutlich, das hinter jedem Hauptcharakter unter den Orks ein echter Schauspieler steckt. Gefühle und Emotionen werden hier sehr authentisch dargestellt und erreichen das Niveau der Oberliga. Ein weitere Augenschmaus sind die sehr lebendigen Magieffekte. Diese sind nicht nur optisch toll umgesetzt, sondern in ihrer gesamten Darstellung auch wirklich originell in Szene gesetzt. So merkt man bei jedem Spruch deutlich, dass es eine Vorbereitungszeit braucht. Diese kann je nach Stärke des Spruchs ein kurzes Augenzwinkern, oder sogar mehrere Sekunden andauern. Außerdem wird deutlich, dass die Magie immer eine Art Katalysator benötigt. Das Fel zieht seine Kraft aus der Lebensenergie anderer Wesen, während Medivh die Natur mit einbezieht.  Unterm Strich bleibt zu sagen, dass Warcraft ein Fest für die Augen ist, was man unbedingt auf der großen Leinwand schauen sollte, denn genau für solche Filme lohnt sich ein Kinobesuch. Auch das 3D ist hier wirklich gelungen. Zwar gibt es keine aufgesetzten Effekte, aber die räumliche Tiefe wirkt bei den tollen Kamerfahrten einfach großartig.

In Warcraft gibt es viele groaßrtige Szenen, z.B. wenn ein Greif über die Dächer der Stadt Dalaran fliegt.


In einem Film der übersetzt Kriegskunst heißt, wird natürlich auch viel gekämpft. Das Aufeinandertreffen von Menschen und Orks ist rau und hart. Für einen FSK 12 Film sind die Kämpfe sehr intensiv und an manchen Stellen fließt sogar Blut. Natürlich werden oft schnelle Kameraschnitte genutzt, um explizite Gewaltdarstellung zu umgehen und trotzdem haben mich die Kämpfe in Warcraft positiv überrascht.

Nun möchte ich einige Dinge zu dem Cast in Warcraft sagen. Es ist schon überraschend, dass bei dem großen Aufwand der offensichtlich betrieben wurde, die Namen der Schauspieler relativ unbekannt sind.  Menschenkönig Dominic Cooper und Ritter Anduin Lothar alias Travis Fimmel dürften noch die bekannteren Gesichter sein, gefolt von Medivh Darsteller Ben Foster. Der Rest dürfte nur eingefleischten Cineasten ein Begriff sein. Tatsächlich muss man sagen, dass die Orks den "realen" Schauspielern der Menschen die Show stehlen. Zwar geben sich die Beteiligten alle Mühe ihren Rollen gerecht zu werden, es fehlen jedoch die ganz großen Emotionen. Lediglich Ben Foster hat einige echt gute Momente und kann hier in Ansätzen zeigen, was er drauf hat. Was mich aber wirklich gestört hat, ist, das dass menschliche Ensemble in seiner Gesamtheit unglaublich jung ist. Keine Figur auf seiten der Menschen ist älter als 40 (oder sieht zumindest älter aus). Selbst der Weise Wächter Medivh, mit langem Bart und Zottelmähne, täuscht nicht darüber hinweg, dass der Mann unter der Maske die 40 noch nicht überschritten hat. Gleiches gilt für den König der Menschen oder seinen treuen Ritter. Extrem wird es dann erst, wenn in der menschlichen Armee Jungs und Mädchen in fetten Rüstungen rumrennen, die so aussehen, als hätten sie gerade erst ihr 18. Lebensjahr vollendet. Gibt es in Azeroth etwas keine weisen alten, oder kernig gealterten Männer? Die Besetzung von Medivhs Schüller Khadgar stört mich dabei insgesamt am meisten, daher er eine relativ große Bedeutung im Film hat und trotz Oberlippen-Flaumbart ebenfalls wie frisch von der Magierakademie wirkt.

Ritter Anduin Lothar ist die Speerspitze der menschlichen Armee

Kommen wir also zu meinem Fazit zu Wacraft: The Beginnung. Wie eingangs schon erwähnt, wurde ich positiv überrascht. Der Film war sehr viel besser als ich erwartet bzw befürchtet hatte. Er liefert wirklich bombastische Schauwerte, von den fantastischen Landschaften, über die großartig animierten Orks. Die Action ist bodenständig und die Kämpfe wuchtig inszeniert. Die Geschichte liefert die richtigen Ansätze, ist spannend erzählt, wenn auch streckenweise zu hektisch. Mein größter Kritikpunkt ist der angesprochene, sehr junge Cast auf der Seite der Menschen. Schlussendlich ist Warcraft tatsächlich nicht nur ein Film für Fans der Vorlage geworden. Diese werden natürlich sehr viel Freude mit dem Film haben, wenn sie Charaktere und Orte auf der großen Leinwand entdecken, die sie in der virtuellen Vorlage schon einmal selbst gesehen haben. Aber auch Warcraft Einsteiger werden durch die Schauwerte gut bedient, auch wenn sie an manchen Stellen nur Bahnhof verstehen dürften. So bleibt für mich ein durchaus sehr sehenswerter Film, der Lust auf mehr macht. Fans der Warcraft-Spiele dürfen auf meine Bewertung locker noch einen Punkt draufschlagen.



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