Freitag, 25. März 2016

REVIEW: Mirai Nikki



Die Genrevielfalt im Anime ist fast schon grenzenlos und der Output im Land der aufgehenden Sonne ist so groß, wie in westlichen Gefilden "normale" Serien produziert werden. Da kommt man als Fan manchmal nur schwer hinterher und auch wenn ich mich schon sehr lange mit dem Thema beschäftige, entdecke ich immer wieder neue und interessante Animes, die relativ unbekannt sind. Mirai Nikki gehört ohne Zweifel dazu, zumindest ist mein Eindruck, dass der Anime eher ein Geheimtipp für Insider darstellt. Auch ich bin nur durch Zufall auf Mirai Nikki aufmerksam geworden und der sehr interessante und unkoventionelle Plot, hat mir sofort gefallen. Da der Anime bisher kein deutsches Release hat und dieses auch in naher Zukunft nicht angedacht ist, griff ich auf das englische Release zurück. Innerhalb kürzester Zeit, habe ich die 26 Folgen verschlungen und möchte Euch nun meinen Eindruck in diesem Review schildern.

 Yukiteru Amano ist ein stiller, in sich gekehrter Junge,der zum Mittelpunkt der Geschehnisse in Mirai Nikki wird.

Die Geschichte dreht sich um den Schüler Yukiteru Amano. Der in sich gekehrte Junge ist ein Außenseiter und tut sich sehr schwer damit, soziale Kontakte zu knüpfen. Auf seinem Handy führt Yukiteru ein Tagebuch, in dem er detailliert alle Ereignisse dokumentiert, die um ihn herum passieren - so banal diese auch sein mögen. Freunde hat Yukiteru keine, stattdessen flüchtet er sich in seinem Zimmer regelmäßig in eine eingebildete Fantasiewelt und spricht dort mit dem Gott von Zeit und Raum, Deus Ex Machine genannt. Yukiteru glaubt, dass es sich dabei um einen imaginären Gesprächspartner handelt, doch eines Tages teilt im der Gott mit, dass er tatsächlich existiert und ein Spiel veranstalten möchte, bei dem auch Yukiteru eine wichtige Rolle spielen soll. Deus Ex Machina verleit dem Handy-Tagebuch von Yukiteru die Fähigkeit, die Zukunft voraus zu sagen. Als die im Handy dokumentierten Ereignisse am nächsten Morgen tatsächlich eintreten, wird Yukiteru bewusst, dass er sich den Gott von Zeit und Raum nicht nur eingebildet hat. Yukiteru ist begeistert von der neuen Fähigkeit seines Handys und nutzt diese sofort, um in der nächsten Klassenarbeit 100 Punkte zu erziehlen. Doch der anfänglichen Begeisterung wird schnell ein Dämpfer versetzt, als sich Deus Ex erneut meldet. Er teilt Yukiteru die Regeln und den Ablauf seines bereits angesprochenen Spiels mit. Das Handy ist ein sogenanntes Mirai Nikki (Zukunftstagebuch) und ab sofort eng mit Yukiterus Schicksal verknüpft. Geht das Handy kaputt oder wird zerstört, so ist auch Yukiterus Leben sofort beendet. Mit dem Jungen zusammen haben insgesamt 12 Menschen von Deus Ex solche Zukunftstagebücher erhalten. In einem Battle Royal sollen sich die Besitzer gegenseitig ausfindig machen und töten, damit am Ende nur ein Teilnehmer übrig bleibt. Dieser wird die Nachfolge von Deus Ex antreten und Gott über Zeit und Raum werden. 

Yukiteru ist völlig schockiert und glaubt zuerst nicht, was er da gesagt bekommt. Nach der Offenbarung durch Deus Ex befindet er sich wieder in seinem Klassenzimmer. Kurz darauf ändern sich die Einträge in seinem Zukunftstagebuch und er bekommt angezeigt, dass er von einem anderen Teilnehmer getötet wird und das für ihn das "Dead End" bedeutet. Yukiteru gerät in Panik und rennt davon, wird aber von einer Klassenkameradin namens Yuno Gasai verfolgt. Yuno teilt ihm mit, dass sie selber ein Zukunftstagebuch besitzt, dass Yukiteru sich aber keine Sorgen machen soll. Yuno ist nämlich eine Stalkerin und unsterblich in Yukiteru verliebt. In ihr Tagebuch hat sie alles notiert, was Yukiteru macht und mit dieser Fähigkeit will sie ihn auf jeden Fall vor den anderen 10 Tagebuchbesitzern beschützen. Kurz darauf taucht auch schon der nächste Tagebuchbesitzer auf und will Yukiteru und Yuno mit den Fähigkeiten seines Mirai Nikkis überlisten und töten - das Spiel beginnt...

 Die weibliche Hauptfigur ist Yuno Gasai und sie ist in Yukiteru verliebt. Um ihn zu beschützen geht sie sogar über leichen.

Mirai Mikki punktet zuallererst natürlich mit dem sehr ungewöhnlichen Setting und dem Plot der Geschichte. Natürlich gab es schon vorher das Battle Royal Thema, welches ja auch in den sehr populären Tribute von Panem Büchern und Filmen als Grundlage dient. Das ganze mit Zukunftstagebüchern zu verbinden ist allerdings neu und ist die Grundlage für die unzähligen spannenden Auseinandersetzungen. Da jedes Tagebuch der 12 Teilnehmer unterschiedliche Fähigkeiten besitzt, ist zum Anfang einer neuen Begegnung bzw einer neuen Auseinandersetzung nie klar, wie diese sich entwickelt. Auch Yuno und Yukiteru müssen sich immer neue Strategien einfallen lassen, um ihre Mitschreiter zu überlisten. Diese sind teilweise so meisterlich ausgetüftelt und für den Zuschauer überraschend, dass sie an die Aktionen von Anime-Masterminds wie Light Yagami oder Lelouch Lamperouge erinnern. Yukiteru nimmt dabei, besonders in der ersten Hälfte von Mirai Nikki, eine sehr passive Rolle ein und lässt sich von Yuno beschützen. Er ist ein sehr weinerlicher und fast schon hilfloser Charakter, der mit der Situation völlig überfordert ist. Am Anfang muss ich zugeben, dass mich seine Art einfach nur genervt hat. Man möchte ihm in jeder Folge einfach nur ins Gesicht brüllen "Jetzt reiß Dich mal zusammen und verhalte Dich ansatzweise wie ein Mann!". Zum Glück macht der Charakter des Yukiterus im Verlauf der Serie eine nachvollziehbare Entwicklung durch. Zum Ende hin ist er sogar bereit, andere Charaktere für seine Zweckse auszunutzen und seine Ziele über alles Andere zu stellen. Trotzdem bleibt er für den Zuschauer der Charaktere, dessen Handlungen man weitestgehend nachvollziehen kann. Und dann haben wir Yuno, wahrscheinlich einen der am besten ausgearbeitesten und interessantesten Anime Charaktere überhaupt. Das süße Mädchen wirkt optisch wie die Unschuld selbst, doch wenn es darum geht Yukiteru zu beschützen verwandelt sie sich in einen wahren Beserker und geht sogar über Leichen. Das Yuno dabei sämtliche ethischen und gesellschaftlichen Grenzen übertritt sollte klar sein. Yuno ist ein sehr ambivalenter Charakter und genau das macht sie so interessant. Sie ist süß und niedlich und wirkt in manchen Situationen schon fast unschuldig. Doch im Kapf überzeugt sie durch große Intelligenz, Gerissenheit und Schläue. Und wenn es schlussendlich darum geht, Yukiteru zu beschützen, zeigt sich ihre gestörte uns psychotische Seite, denn dann tickt Yuno völlig aus. Genau diese bipolare Gradwanderun zwischen Undschuld und Wahnsinn, ist es, die den Charakter so interessant machen. Auch ich war beim Schauen des Animes immer wieder hin- und her gerissen, zwischen Faszination und Abscheu.

Manche der anderen Tagebuchbesitzer nehmen eine größere Rolle in den Ereignissen ein, wie Minene Uryu. 


Neben den beiden Hauptprotagonisten, stellt Mirai Nikki noch eine Fülle an anderen Charakteren vor. Allein die anderen Tagebuchbesitzer sind teilweise an Skurrilität kaum zu überbieten. Hinzu kommen noch Charaktere aus Yukiterus Umfeld, wie seine Eltern oder Klassenkameraden. Auch wenn alle Figuren interessant sind, so haben manche von ihnen nur wenig Bildschirmzeit und dienen eher als Kanonenfutter oder um die Handlung voran zu treiben. Trotzdem bekommt jeder von ihnen eine Hintergrundgeschichte spendiert, damit der Zuschauer zumindest im Ansatz die Handlungen und Motive der Figur verstehen kann. Einige Charaktere wie Minene Uryu, die neunte Besitzerin eines der Zukunftstagebücher, werden allerdings zu tragenden und wichtigen Figuren für die Handlung.
Zusammen mit Story, ist die Vielzahl an unkonventionellen Charakteren eine große Stärke von Mirai Nikki.

Wenn man mich fragt, in welches Genre man Mirai Nikki stecken soll, kann ich ehrlich gesagt keine klare Antwort geben. Als Oberbegriff kann man sicher Thriller benennen, jedoch ist Mirai Nikki so viel mehr. Da gibt es natürlich die actiongeladenen Kämpfe, die sehr wuchtig und schnell inszeniert sind. Außerdem ist Mirai Nikki sehr brutal, so dass man fast schon den Begriff Splatter nennen muss. Literweise Blut und abgetrennte Körperteile gibt es ebenso zu sehen, wie eine ziemlich eklige Szene mit einem Dartpfeil und einem Auge. Allein der Charakter Yuno schreit natürlich nach Schlagwörtern wie Psycho und Horror, weil sie genau diese Gefühle mehr als einmal beim Zuschauer auslöst. Die dunkle und bedrohliche Atmosphäre, die hier teilweise auf den Plan tritt, überflutet den Zuschauer an manchen stellen wie eine große Welle. Und dann gibt es wieder diese süßen romantischen Momente zwischen Yuno und Yukiteru, oder aber klassische Comedy Elemente, die die Stimmung genau an den richtigen Stellen auflockern. Damit möchte ich einfach nur sagen: Mirai Nikki ist Abwechslung pur und überrascht den Zuschauer immer wieder auf´s neue.

Weit aufgerissene und leere Augen. Yuno verfällt mal wieder in einen Blutrausch.

Für die Animationen in Mirai Nikki zeigt sich das Studio Asread verantwortlich, die z.B. auch an Sword Art Online mitgearbeitet haben. Das Studio hat ganze Arbeit geleistet und Mirai Nikki ist in vielen Belangen ein optischer Hochgenuss. Da wäre zuerst einmal die Charaktere, die sehr detailliert ausgearbeitet wurden und überzeugende Animationen spendiert bekommen haben. Generell sind die Bewegungen auch in schnellen Sequenzen immer flüssig und nie abheackt. Ein besonderes Highlight sind die Augen der Charaktere, da über diese sehr viele Emotionen transportiert werden. Dies gelingt in Mirai Nikki unglaublich gut. Auch hier kann man wieder Yuno als Beispiel nehmen. Wenn sie sich binnen Sekunden vom zuckersüßen Mädchen, zur blutrünstigen Psychopatin wandelt, sind es meist nur eine Veränderung der Augen, die diese Verwandlung grandios unterstreichen. Auch die Blut- und Splattereffekte wurden großartig dargestellt und wirken sehr plastisch und eklig. Genau so soll es sein, um die gewünschten Gefühle von Ekel und Abscheu beim Zuschauer hervorzurufen.

Bei der musikalischen Untermalung gibt es ebenfalls nichts zu meckern. Mirai Nikki bietet zwei Openings, die packend, aber auch passend zum Anime sehr ungewöhnlich sind. Die restlichen Stücke passen sich immer an das Geschehen an und unterstreichen die aktuelle Atmosphäre perfekt. Da es wie gesagt keine deutsche Version gibt, kann ich nur die japanischen Originalsprecher beurteilen. Diese machen ihre Sache sehr gut, auch wenn Yukiteru mit seiner sehr hohen und Stimme manchmal echt nerven kann. Doch auch das passt irgendwie zum Charakter. Ein großes Lob geht an die englischen Untertitel von Kazé. Denn in Mirai Nikki ist es nicht unwichtig zu wissen, was genau auf den Displays der Handys der einzelnen Charaktere steht, da sich die Einträge ja mit jeder Aktion der Charaktere ändern. Hier wurden die Einträge in einem separaten Fenster übersetzt, welches einem Handydisplay nachempfunden wurde. Allerdings musste ich manchmal auf Pause drücken, um die Fülle an Informationen auch lesen zu können.

Fazit: Mirai Nikki ist ein in jeder Hinsicht außergewöhnlicher Anime. Das Setting und die Geschichte sind unverbraucht und fesseln den Zuschauer ab der ersten Sekunde. Die Charaktere sind weit weg vom Einheitsbrei und durch ihre Hintergrundgeschichten, sind ihre Handlungen stehts nachvollziehbar. Die Animationen und generell die audiovisuelle Gestaltung ist großartig. Doch Mirai Nikki ist nichts für schwache Nerven, den Spannung und Splatter liegen an der Tagesordnung. Die Charaktere leiden nahezu in jeder Folge und so ist das Verlangen des Zuschauers nach einem Happy End nur umso größer. Und auch hier enttäuscht Mirai Nikki nicht, das Ende bleibt der Linie des Animes treu, ist mutig und dennoch für den Zuschauer zufriedenstellend.



Mittwoch, 23. März 2016

REVIEW: X-COM 2


Das Genre der Rundenstrategie war vor allem in den 90er Jahren ein Garant für erstklassige Spiele und für volle Taschen bei den Publishern. Wer erinnert sich nicht an Spiele wie Civilization, Battle Isle, Master of Orion oder Heroes of Might and Magic. Nach und nach führte das Genre aber immer mehr ein Nischendasein, vor allem durch den Siegeszug der Echtzeitstrategie mit Titel wie Dune, Warcraft oder Command & Conquer. Doch 2012 kam es quasi zu einem kleinen Revival der Rundenstrategie als Take 2 mit X-Com: Enemy Unknown ein Überraschungshit gelang. Nach einem qualitativ ebenso hochwertigen Add-on, folgt nun ein paar Jahre später der Nachfolger mit dem schlichten Titel X-Com 2. In diesem Test werde ich Euch meine Erfahrungen mitteilen und Euch sagen, ob X-Com 2 ein würdiger Nachfolger geworden ist.

 Im Vorgänger versuchten die Aliens mit punktuellen Angriffen, die Erde zu erobern. Die multinationale, militärische Organisation XCOM versuchte diese Angriffe abzuwehren und zum Ende der Kampagne hin schien es, als wäre dieses Vorhaben erfolgreich. Doch kurz danach ergab sich der Rat der Nationen und öffnete so Tür und Tor für eine großangelegte Invasion der Aliens. Seitdem sind gut 20 Jahre vergangen.
Die Erde ist erobert und wird von dem ADVENT-Regime kontrolliert, welches völlig unter der Kontrolle der Aliens steht und die Alieninvasion durch geschickten Einsatz von Propaganda schönredet. Die XCOM Organisation wanderte in den Untergrund und agiert seitdem als geheime Widerstandsbewegung. Als Spieler übnehmen wir erneut die Rolle des Commanders, wobei man das Geschehen stets aus seinem Blickwinkel wahrnimmt. Zu Beginn der Kampagne wird der Commander aus einer Alieneinrichtung berfreit, in der er in Stasis gefangen gehalten wurde. 


 Um seine Soldaten zu verbessern, sollte man immer Upgrades für Waffen, Panter und Ausrüstung erforschen.

Die Basis von XCOM ist die Avenger, ein Alienschiff, welches mit dem Mineral Elerium betrieben wird. Beides konnte XCOM von den Aliens erbeuten und für die eigenen Zwecke umfunktionieren. Damit hat der Spieler keine statische Basis, sondern ein Luftschiff, welches er immer wieder von einem Ort zum anderen bewegen muss. Und das ist auch bitter nötig, denn schließlich brauchen die Menschen überall auf der Welt Hilfe. Doch der Reihe nach. Ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt in X-Com 2 ist eben dieses benannte Luftschiff, die Avenger. Zu Spielbeginn gibt es hier rudimentäre Räumlichkeiten, wie die Brücke oder ein Vorschungslabor. Nach und nach kann der Spieler weitere Räume errichten. Dafür ist es teilweise notwendig, Bereiche des Schiffs von Trümmern zu befreien. Der Spieler selbst entscheidet an dieser Stelle, welchen Räumlichkeiten er Priorität einräumt und welche er zuerst erichten möchte. Dabei ist eine gute Planung aber enorm wichtig, denn manche Räume tragen zum Fortschritt der Kampagne bei. Andere Räume erleichtern die Missionen ungemein und wieder andere sind Grundvoraussetzung, um überhaupt weiter zu bauen. Zum Beispiel benötigen alle Räume Strom, hat man also zu wenig Energierelais erichtet, ist man ganz schnell in einer Sackgasse. Manche Räume, die am Anfang unscheinbar wirken, entfalten erst im Spielverlauf ihr volles Potential. Zum Beispiel sollte man relativ früh im Spiel in Erwägung ziehen eine Guerillataktik-Schule zu bauen, weil sich damit die Squadgrößer erhöhen lässt. Hier gilt es also ein wenig zu planen, anstatt direkt wild "drauflos" zu bauen.

Die Avenger und ihre Räumlichkeiten sind ein wichtiger, taktischer Faktor in X-Com 2

Auch bei der Erforschung der zahlreichen Upgrades ist es wichtig, zu planen. Denn Forschung dauert Zeit und Wissenschaftler sind rare und teure Arbeitskräfte. Die Forschungsupgrades sind aber Überlebenswichtig, denn sie verbessern Waffen, Panzerung, Granaten und Ausrüstung der X-Com Soldaten. Will man zuerst lieber die Feuerkraft erhöhen oder seine Soldaten besser schützen? Setzt man eher auf die zerstörerische Kraft von Granaten oder die heilende Wirkung von Medipack? X-Com 2 lässt den Spieler an jeder Ecke strategisch wichtige Entscheidungen treffen. 

Dies setzt sich auch auf der taktischen Weltkarte fort, denn wie gesagt haben wir mit der Avenger eine mobile Einsatzzentrale, die in kurzer Zeit jeden Punkt auf der Erdkugel erreichen kann. Wobei dies besondrs am Anfang mit einer großen Einschränkung behaftet ist. Wir starten an einem zufällig ausgewählten Punkt auf dem Globus und haben Zugriff auf einige Länger bzw. Gebiete in unserem Umkreis. Um weitere Gebiete zu erreichen, müssen wir den lokalen Widerstand kontaktieren. Dafür müssen wir an Bord der Avenger Kommunikationszentralen bauen und anschließend noch Funktürme errichten. Dies frisst Zeit und Ressourcen, demnach ist auch hier ein taktischen Vorgehen unamdingbar. Als Gegenleistung bekommen wir durch jedes freigeschaltete Gebiet neue Ressourcen am Monatsende und steigern so unser Einkommen. Ressourcen gibt es zwei an der Zahl: Geld und Informationen, besonders Zweiteres ist selten und sollte am Anfang nicht verschwenderisch ausgegeben werden. 

Immer mal wieder gibt es Ereignisse und Orte auf der Weltkarte, die wir mit der Avenger "scannen" können. Das bedeutet im Prinzip nur, das wir auf einen Button klicken und eine bestimmte Anzahl an Tagen im Zeitraffer runterzählen. Dadurch können wir zusätzliche Ressourcen aber auch Personal erhalten. Neben Soldaten gibt es die bereits erwähnten Wissenschaftler und Ingenieure. Besonders die Ingenieure sind am Anfang essentiell, da sie benötigt werden, um neue Räume zu bauen. Ereignisse dagegen unterbrechen meistens den aktuellen Spielfluss und fordern von Euch ein sofortiges Eingreifen. Manchmal werden Stützpunkte des Widerstandsangegriffen, manchmal gilt es wichtige Personen zu retten. Und dann gibt es noch die sogenannten düsteren Ereignisse. Durch diese versuchen die Aliens ihre eigenen Truppen zu stärken oder X-Com zu behindern. Das tragische ist, dass wir als Spieler nie alle düsteren Ereignisse verhindern können, sondern wir müssen eins auswählen. Hier gilt es also zu entscheiden, welches das kleinere Übel ist.

Schlussendlich haben die Aliens aber ein großes Ziel, das geheimnisvolle Avatar Projekt zu vollenden. Und dabei geht es nicht um schlumpfblaue Dschungelbewohner, soviel ist sicher. Was genau sich hinter dem Avatar Projekt verbirgt, ist lange Zeit unklar und wird erst nach und nach im Verlauf der Story enthüllt. Für uns als Spieler ist nur wichtig, dass die Aliens das Projekt nicht erfolgreich abschließen. Dargestellt wird dies durch eine 12-stellige Fortschrittsleiste, die an bestimmen Wendepunkten der Handlung, oder wenn wir ungenutzt zu viel zeit verstreichen lassen, fortschreitet. Auch manche düsteren Ereignisse beschleunigen den Fortschritt des Avatar Projektes und so ist der Spieler an manchen Stellen im Spiel gezwungen, seine eigenen Plänge hinten an zustellen, um der Fertigstellung des Avatar Projektes entgegenzuwirken. Denn eine Fertigstellung bedeutet unausweichlich das "Game Over" für den Spieler.

Man merkt es schon: X-Com 2 ist ein taktisches Schwergewicht und verlangt den Spieler einiges in Sachen Planung ab. Wer einfach kopflos "drauflos" spielt, der wird sich ganz schnell in einer Sackgasse wiederfinden. Und bei all den ganzen Spielkomponenten wie Räume bauen, Forschung betreiben, Kontakte zum Widerstand knüpfen, Ressourcenmanagment und Verhindern des Avatar Projektes, haben wir noch gar nicht über den eigentlichen Kern des Spiels gesprochen: Die knallharten Missionen!




Zu Beginn des Spiels besteht unsere Einheit aus vier Soldaten, die allesamt noch recht grün hinter den Ohren sind. Die Squadgröße lässt sich im Laufe des Spiels auf 6 erhöhen und die Soldaten sammeln mit jedem getötetem Alien Erfahrungspunkte. Bei dem allerersten Level-Up wird die Klasse des Soldaten festgelegt, davon gibt es vier Stück: Ranger, Grenadier, Scharfschütze und Spezialist.
Ranger sind die geborenen Nahkämpfer und sind meistens an vorderster Front zu finden. Grenadiere sind Experten für schwere Waffen und Sprengstoffe und können großen Schaden verursachen. Scharfschützen sind auf größere Entfernung unglaublich präzise und tödlich, aber auch in der Bewegung eingeschränkt. Spezialisten dagegen sind vor allem für die Unterstützung des Trupps verantwortlich. Bei jedem weiteren Levenanstieg, kann man dem Soldaten eine zusätzliche Fähigkeit verleihen. Dabei kann man jede Klasse grundsätzlich in zwei unterschiedliche Richtungen entwickeln. Der Spezialist z.B. kann auf Heilung oder Hacken spezialisiert werden. Die zusätzlichen Fähigkeiten sind wertvoll und werden immer mächtiger. Das ist auch bitter nötig, denn die Einsätze sind teilweise richtig knackig. Am Grundprinzip hat sich nichts geändert, wir steuern unsere Soldaten rundenbasiert durch ein Areal, welches wir zu Beginn nicht vollends einsehen können. Jeder Soldat hat einen bestimmten Bewegungsradius und anschließend eine Aktion. Die Möglichkeiten sind vielfältig, es gibt Angreifen, Rennen, Nachladen, Feuerschutz, Gestand nutzen oder irgendeine Spezialfähigkeit.
Die Gebiete sind in unterschiedlichen Höhenstufen unterteilt, so kann man einen Scharfschützen zum Beispiel auf dem Dach eines Gebäudes platzieren, so dass er einen Großteil des Areals überblicken kann. Unterschiedliche Gebäude und Objekte bieten Schutz, unterbrechen aber auch die Sichtlinie und so ist ein bedachtes Vorgehen der Schlüssel zum Sieg. Wer seine Soldaten blindlings vorstürmen lässt, rennt wahrscheinlich direkt in einen Alientrupp und muss dann hilflos mit ansehen, wie seine Soldaten gegrillt werden. Eine beliebte Strategie im ersten X-Com war das seeehr langsame Fortasten und am Ende seiner Runde alle Soldaten in den Feuerschutzmodus zu versetzen. Dies wird in X-Com 2 größtenteils ausgehebelt, da viele Missionen ein Zeitlimit haben. So muss man zwar trotzdem mit Bedacht vorgehen, kann sich aber auch nicht alle Zeit der Welt lassen.

Die Aliens hetzen unseren Mariens eine ganze Palette an fiesen Gegner auf den Hals. Da gibt es die Standardsoldaten von ADVENT, die sogar noch wie normale Menschen aussehen. Später stellen sich uns Schlangenmischwesen, Roboter, Formwandler, Insektoiden und sogar KI-Soldaten in den Weg. Jedes dieser Aliens hat besondere Angriffe, Stärken und Schwächen, die man kennen und nutzen sollte. Damit unsere Soldaten optisch nicht gegen die Aliens abstinken, hat uns 2K Games die Möglichkeit gegeben, unsere Soldaten zu individualisieren. Der Umfang des Editors kann dabei fast mit Rollenspielen mithalten, denn wir können so gut wie alles an unseren Soldaten verändern: Name, Geschlecht, Herkunft, Gesichtform, Augenfarbe, Frisur, Accessoirs und und und. So ist es sogar möglich, bekannte Figuren aus anderen Spielen oder Filmen nachzubauen. Dies ist nicht nur eine nette Spielerei, sondern schafft eine gewisse Bindung zwischen Spieler und Soldaten. So überlegt man sich zweimal, ob man einen Soldaten opfert, oder ihn doch lieber rettet.

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Der Soldateneditor von X-com 2 ist sehr umfangreich. Hier hat ein findiger Spieler Snake aus Metal Gear gestaltet.


Auch grafisch hat X-Com 2 einen Sprung gemacht, so sind die Soldaten und Aliens noch einmal eine ganze Ecke detaillierter, gleiches gilt für die Umgebung. Waffeneffekte und Explosionen sind farbenfroh und wuchtig. Der Sound ist klasse und die deutsche Vertonung erste Sahne. Doch auch das beste PC-System wird mit X-Com 2 seine Probleme haben, denn die Performance ist nicht wirklich gut. Ruckler und lange Ladepausen sind an der Tagesordnung und sowohl auf Mid-Class, als auch auf High-End Rechner vorhanden. Hier sollte 2K games vielleicht noch einmal nachbessern. Die Steuerung mit Maus und Tastatur funktioniert gut, ist aber stellenweise etwas zu kompliziert geraten. Manchmal muss man 2-3 Mal klicken, obwohl dies nicht nötig gwesen wäre. Mein größter Kritikpunkt ist aber, dass das Spiel im Tutorial nur einen Bruchteil der Möglichkeiten erklärt. Vieles erfährt man nur durch Ausprobieren oder schlimmer noch durch Zufall. Bei meinem ersten Versuch, habe ich mich irgendwann in eine Sackgasse manövriert und das nur, weil ich eine bestimmte Sache nicht wusste. Der zweite Anlauf lief dann, mit der gesammelten Erfahrung und dem Wissen, sehr viel besser.

Fazit: X-Com 2 ist ein rundenbasiertes Strategie-Schwergewicht. Es ist ganz klar nichts für Zwischendurch und nichts für Hobby-Strategen. Hier muss man sich einfinden und wirklich planen und mit kühlen Kopf an die Sache gehen. Die Lernkurve ist sportlich und der Schwierigkeitsgrad besonders am Anfang nicht zu unterschätzen. Wenn man sich darauf einlässt, bekommt man aber das wahrscheinlich beste rundenbasierte Strategiespiel aller Zeiten. Die audiovisuelle Präsentation ist super, die Missionenen packen und schweißtreibend, die taktischen Möglichkeiten komplex und die Atmosphäre fesselnd. Wer sich einmal in X-Com 2 reingefuchst hat, der wird ein großartiges Spiel erleben und nach etlichen Stunden auch meistern.


Freitag, 11. März 2016

REVIEW: Fullmetal Alchemist Brotherhood


Heute gibt es für alle fleißigen Leser eine Premiere: Mein erstes Review zu einem Anime.
Woran liegt das? Nun, wahrscheinlich daran, dass ich mich lange Zeit nicht so intensiv mit Animes beschäftigt habe. In den 90ern war ich richtig im Anime-Wahn und voll im Thema. Mit Animania Abo und jährlichen Besuch auf der Animagic (mehr gab es ja damals auch nicht, da Animes in Deutschland zu der Zeit noch in den Kinderschuhen steckten). Dann flachte irgendwann das Interesse ab und jahrelang verfolgte ich das Phänomen Anime nur am Rande. Klar, ich kam immer mal wieder damit in Kontakt, auch durch Videospiele, oder Charaktere/Serien, die Einem immer wieder begegneten. So richtig eingetaucht bin ich dann aber wieder vor ca. 2 Jahren. Auslöser war der Anime "Attack on Titan", den ich im japanischen Original mit englischen Untertiteln sah. Ab dem Zeitpunkt war ich wieder im Anime-Fieber und wollte soviel wie möglich konsumieren, was ich in den letzten Jahren verpasst hatte. Ziemlich ehrgeizig, wenn man bedenekt wieviel mehr Animes es mittlerweile nach Deutschland schaffen, als in den 90ern. Auf jeden Fall habe ich in der letzten Zeit dutzende Animes quasi verschlungen und zu einem, der mich ganz besonders berührt hat, gibt es heute dieses Review.

Fullmetal Alchemist erzählt die Geschichte der Brüder Edward und Alphonse Elric. Beide Jungen leben ein behütetes Leben bei ihrer Mutter. Ihr Vater ist kurz nach ihrer Geburt verschwunden und sein Verbleib ungewiss. Als dann auch die Mutter von Alphonse und Edward stirbt, greifen die beiden verzweifelten Jungen zur Alchemie und zu der gefählrichen und verbotenen Transmutation von Menschen. Doch was ist diese Alchemie? In der Welt von Fullmetal Alchemist können begabte oder speziell ausgebildete Menschen die Alchemie einsetzen. Damit ist es ihnen möglich, beliebige Materie umzuformen, zu verwandeln und umzufunktionieren. So werden zum Beispiel aus dem Boden (Erde) mal eben meterhöhe Wände erschaffen. Doch die Alchemie unterliegt bestimmten Gesetzen, vor allem dem des Äquivalenten Tausches. Einfach gesagt muss der Ausgang und das Ergebnis einer alchemistischen Reaktion immer die gleiche Masse haben. Und genau dieser äquivalente Tausch wird den Gebrüdern Elric zum Verhängnis. Denn um einen Menschen zurück ins Leben zu holen, verlangt die Alchemie ein gleichwertiges Opfer. So verliert Edward während des Rituals sein linkes Bein und Alphonse sogar seinen gesamten Körper. Entsetzt und schockiert nutzt Edward erneut die Alchemie, um die Seele seines Bruders an eine Rüstung zu binden. Dafür bezahlt Edward zusätzlich mit seinem rechten Arm. Doch das, was sie ins Leben zurück gebracht haben, ist nur noch entfernt als Mensch zu identifizieren. Eine verkohlte und verfaulte Kreatur ohne Seele.

 Die jüngen Bruder Alphonse (links) und Edward (rechts) bei der Erforschung der Alchemie

In den folgenden Jahren studieren Alphonse und Edward die Alchemie weiter. Edward schafft in der Haupstadt des Landes Amestris, sogar die schwere Prüfung zum Staatsalchemisten. Das Land Amestris wird von einer Militärdiktatur regiert, an dessen Spitze das militärische Oberhaupt King Bradley steht. Die Staatsalchemisten unterstehen direkt den Generälen und sind somit Teil des Militärs. Aufgrund seiner metallischen Protesen, Automail genannt, erhält Edward den Titel "Fullmetal Alchemist". Während ihrer Studien über die Alchemie erfahren Alphonse und Edward vom sogenannten Stein der Weisen, einem mächtigen Werkzeug der Alchemie, mit dessen Hilfe sie ihre Körper zurück erlangen wollen. Doch dabei handelt es sich lediglich um Gerüchte und Legenden. Sie vertrauen sich ihrem Vorgesetzten Roy Mustang, dem sogenannten "Flame Alchemist" an. Dieser Unterstützt die beiden Brüder und hat selber Pläne die, von Korruption zerfressene Dikatur in Amestris zu stürzen. Als erste Station untersuchen die Brüder ein stillgelegtes Forschungsinstitut, direkt in der Haupstadt. Dort treffen sie zum ersten mal auf zwei Humunculi, Envy und Lust. Dabei handelt es sich um künstlich erschaffene Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten und einer extremen Heilungs- und Regenerationsrate. Edward und Alphonse erfahren, dass hinter dem Mythos des Steins der Weisen ein viel größeres Geheimnis steckt. Ihre Reise beginnt...

Die epische Reise der Brüder Elric erstreckt sich über 64 Episoden, die auf insgesamt 8 Volumes beim Anbieter KSM erschienen sind. Auf jeder Doppel-DVD befinden sich also 8 Folgen, was für ein deutsches Anime-Release schon sehr üppig ist. Zusätzlich sind die Schuber mit einem hübschen Glanzeffekt versehen und im Inneren gibt es ein kleines Booklet mit Zeichnungen und Interviews, sowie einen kurzen Episodenführer. Fullmetal Alchemist ist mit seinen 64 Folgen zwar kein Langzeit-Anime wie Dragonball, One Piece oder Bleach, trotzdem sind dies aber weit mehr Folgen als üblich (normalerweise 12 oder 24 Folgen).
Man hat also ein bisschen was zu tun, wenn man mit Alphonse und Edward auf die Reise geht, aber die Zeit ist auf jeden Fall gut investiert und es lohnt sich. KSM hat sich außerdem für die deutsche Synchronisierung richtig ins Zeug gelegt und hat namenhafte Sprecher an Land gezogen. Roy Mustang wird z.B. von David Nathan gesprochen. Wem der Name nichts sagt, David ist der deutsche Stammsprecher von Johnny Depp und Christian Bale. Für mich ist dies ein wichtiger Punkt, da sich die Qualität der deutschen Synchronisation bei Animes zwar grundsätzlich stark verbessert hat, es aber trotzdem noch immer Fälle gibt, wo die Sprecher einfach unpassend sind oder einen miesen Job machen. Entwarnung also bei Fullmetal Alchemist, denn die deutsche Synchronisation ist hervorragend!

 Roy Mustang, der Flame Alchemist, unterstützt die Brüder Elric.

Die sehr gute deutsche Synchronisation, wird von einem fantastischen Soundtrack begleitet. Verschiedene Themen kehren immer wieder und vermitteln sehr bald ein vertrautes Gefühl. Insgesamt wartet Fullmetal Alchemist mit 5 verschiedenen Opening- und Endingthemes auf, die allesamt echte Ohrwürmer sind. Mein persönlicher Favorit ist das Opening Nr 4 "Period" von Chemistry. Die Ohren werden also gut versorgt, aber wie sieht es mit den Augen aus. Auch hier kann ich Entwarnung geben, denn für die Reise der Gebrüder Elric zeigt sich das renommierte Studio Bones verantwortlich. Das Studio hat viele andere namenhafte Animes produziert, darunter auch Serien wie Wolf´s Rain, Space Dandy, Chaika, Darker than black oder Soul Eater. Deshalb ist es fast schon selbstverständlich, dass die Animationen auf einem sehr hohen Niveau sind. Ein besonderer Augenschmauss sind natürlich die Effekte der unterschiedlichen Alchemisten, wie Flammen, Explosionen, Blitzen und die vielen unterschiedlichen Gebilde, die die Alchemisten quasi aus dem Nichts entstehen lassen. In Sachen Action und Schauwert gibt es also ordentlich was zu sehen. Mir persönlich gefällt auch das Charakterdesign besonders gut. Es ist nicht so bunt und schillernd wie in vielen anderen Animes und fast schon bodenständig. Zum Beispiel sucht man außergewöhnliche Haarfarben wie Pink, Blau oder Grün vergebens.

Bleiben wir einmal kurz bei den Charakteren, da hier eine große Stärke von Fullmetal Alchemist Brotherhood liegt. Wo andere Animes mit einem sehr kleinen Cast an Charakteren auskommen, bietet Fullmetal Alchemist eine wahre Fülle an unterschiedlichen Charakteren. Im Verlauf der Reise kommen immer wieder neue Gesichter dazu, von den einige Alphonse und Elric über die gesamte Zeit immer wieder begleiten. Dabei ist jeder Charaktere, so klein seine Rolle auch sein mag, toll ausgearbeitet. Damit will ich sagen: Jeder Charakter handelt aus verständlichen Motiven und hat seinen eigenen Charakter. Dabei schaffen es die Autoren von Fullmetal Alchemist Brotherhood, dass kein Charakter überflüssig wirkt oder den Zuschauer gar nervt. Man kennt das, manchen Charakteren wünscht man die Pest an den Hals bzw jede Bildschirmminute ist eine Qual. Hier ist das anders, da selbst die bösen Charaktere so vielschichtig sind, dass man sie in irgendeiner Form verstehen kann. Im Vordergrund stehen natürlich die Gebrüder Elric, deren tragisches Schicksal die Geschichte trägt. Und trotzt der schlimmen Dinge, die sie erlebt haben, bleiben sie in vielen Situationen der gute Kern. Sie sind ohne Zweifel unkonventionelle Helden und ich habe auch schon Rezensionen gelesen, wo genau das bemängelt wurde. Ich hingegen finde, dass menschliche Helden mit Schwächen eine Bereicherung für jede Geschichte darstellen.

Die wichtigsten Charaktere in Fullmetal Alchemist Brotherhood

Jetzt könnte man zu Recht die Frage stellen, ob ein Anime mit 64 Episoden nicht langweillig wird. Die ganz klare Antwort ist: Nein. Neben den vielen positiven Aspekten, die ich bisher genannt habe, stellt die Hintergrundgeschichte wohl die größte Stärke von Fullmetal Alchemist Brotherhood dar. Denn in kaum einem anderen Anime werden so viele unterschiedliche Themen aufgegriffen, so viele unterschiedliche Gefühle beim Zuschauer geweckt. Es gibt Folgen voller Action und knallharten Kämpfen ums überleben. Dabei gibt es sowohl Duelle zwischen einzelnen Charakteren, als auch Gruppen oder ganze Kriege zu bestaunen. Dann gibt es Folgen die unglaublich lustig sind und bei denen die Lachmuskeln stark beansprucht werden. Einige Running Gags, wie z.B. die Größe von Edward tauchen immer mal wieder auf und lockern die Stimmung. Und dann gibt es diese Folgen, die unglaublich dramatisch sind und die den Zuschauer tief berühren. Eine dieser Folgen kommt relativ früh, in der es um Chimären geht, durch Alchemie erschaffene Mischwesen. Auch mit dem Ableben von liebgewonnen Charakteren wird man in Fullmetal Alchemist Brotherhood konfrontiert. Allerdings verkommen diese nie zum reinen Schauwert, sondern sind immer sehr bedacht inszeniert.

Mein Fazit: Fullmetal Alchemist Brotherhood ist ein Allrounder. Ich würde mich schon fast dazu verleiten lassen, ihn den perfekten Anime zu nennen. Ich empfehle Fullmetal Alchemist Brotherhood sowohl langjährigen Otakus, als auch absoluten Anime Neuligen. Hier gibt es keine übertriebenen Anime Klischees, die Charaktere sind nicht zu abgedreht und Fanservice findet gar nicht statt. Also nichts was einen Anime Neuling direkt von Anfang an schockt. Lediglich in manchen witzigen Szenen, in den die Charaktere stark vereinfacht gezeichnet werden, könnten hier etwas irritieren. Bei den Charakteren ist für Jeden etwas dabei, mit dem man sich identifizieren kann. Die audiovisuelle Seite ist toll, die deustche Synchro großartig. Die lange Reise der Gebdrüder Elric ist abwechslungsreich, spannend, witzig und dramatisch. Kurz gesagt: Perfekte Anime Unterhaltung ^^