Wer mich kennt, der weiß, dass die Mass Effect Reihe meine absoluten Lieblingsspiele sind. Die Abenteuer von Commander Shepard und seiner Crew gehören für mich zu den aufregensten und emotionalsten Momenten meiner Videospielkarriere. Charaktere wie Tali, Liara oder Garrus sind bei mir nachhaltig im Gedächnis geblieben. Und auch wenn viele Fans es zerissen haben, das Ende von Mass Effect 3 (im Director´s Cut) war für mich ein nahezu perfekter Abschluss einer epischen Reise. Große Fußstapfen also, die der Nachfolger Andromeda füllen muss. Relativ früh wurde bekannt, dass Entwickler Bioware die Milchstraße und somit das bekannte Mass Effect Universum hinter sich lassen und zu neuen Ufern aufbrechen will. 600 Jahre nach Shepard und Co soll eine Kolonialisierung der Andromeda Galaxie im Mittelpunkt des neuen Mass Effect stehen. So schloß Bioware auch sehr grüh aus, dass man auch nur im entferntesten auf bekannte Gesichter aus den alten Mass Effect Teilen treffen kann. Selbst bei langlebigen Spezies wie den Asari, war dies nun unmöglich geworden. War es wirklich schon an der Zeit, die Milchstraße hinter sich zu lassen? Wie schlägt sich der neue Titelheld Ryder? Was bringt Andromeda für Neuerungen? Nach weit über 100 Spielstunden, bin ich nun bereit, ein finales Urteil über Mass Effect Andromeda abzugeben. Wie das ausfällt, erfahrt ihr in diesem Review.
Durch die schwebenden Gebilde am Himmel, fühlt man sich ein kleines bisschen an Dragon Age Inqisition erinnert. |
Die Kolonialisierung einer neuen Galaxie - das ist der Traum der Andromeda Initiative, die im Jahr 2185 mit insgesamt vier Kolonieschiffen, genannt Archen, nach Andromeda aufbricht. Neben den Menschen nehmen auch Asari, Salarianer, Kroganer und Turianer an der großangelegten Mission teil. Jede Arche hat etwas 20.000 Kolonisten im Kälteschlaf an Bord und wird geleitet von einem sogenannten Pathfinder. Dabei handelt es sich um ein Individuum mit hoher Lösungs- und Führungskompetenz. Außerdem ist jeder Pathfinder mit einer künstlichen Intelligenz, mit Namen SAM verbunden. Die Aufgabe der Pathfinder ist es, neue bewohnbare Welten für die Kolonisten der Andromeda Initiative zu finden. Als Heimathafen für die Archen soll die riesige Raumstation Nexus dienen, die schon vor den Archen im unfertigen Zustand nach Andromeda geschickt wurde. Doch die Ankunft in der neuen Galaxie verläuft nicht ganz nach Plan. Die menschliche Arche Hyperion kollidiert bei ihrer Ankunft mit der sogenannten Geißel. Ein energetisches und fremdartiges Gebilde, was sich durch weite Teile von Andromeda erstreckt. Auch die Nexus kollidierte während ihrer Ankunft mit der Geißel, wobei die obersten Anführer der Andromeda Initiative ihren Tod fanden. Der menschliche Pathfinder Alec Ryder behält trotzdem den Glauben an die Initiative und startet eine Erkundungsmission auf dem Planeten Habitat-7, einer sogenannten goldenen Welt. Diese sollen besonders geeignet für den Terraforming Prozess sein. Auf dem Planeten finden er und sein Sohn Scott eine riesiges, außerirdisches Gewölbe. Dieses sogenannte Reliktgewölbe wurde von unbekannten Wesen für das Terraforming erschaffen. Alec und Scott nehmen das Gewölbe in Betrieb und treffen kurz darauf auf die feindseligen Kett. In dem Kampf gegen die Kett, verliert Alec sein Leben und macht seinen Sohn Scott zum neuen menschlichen Pathfinder. Seine Aufgabe ist es, die goldenen Welten zu finden, die Reliktgewölbe zu aktivieren und somit eine neue Heimat für die Kolonisten der Andromeda Initiative zu schaffen.
Scott Ryder ist die männliche Variante der Spielfigur und erinnert eher an einen Sunnyboy, als an einen Kämpfer für die Gerechtigkeit. |
Doch tatsächlich ist der Nomad bitter nötig, denn die Wege, die man von einem interessanten Ort zum nächsten zurücklegen muss, sind nicht ohne. Hier zeigt sich ein weiteres Problem der offenen Spielwelt: Es gibt zu wenig Spannendes, was man Abseits der Questpfade entdecken kann. A propos Quests, davon gibt es wie schon bei Dragon Age Inquisition eine riesige Menge. Leider wird man aber auch dieses Mal nicht vor der x-ten Sammelaufgabe verschont. Die Qualität der restlichen Aufgaben variieren sehr stark. Oft handelt es sich um irgendwelche 08/15 Botengänge oder ähnliches. Nur selten bekommt man außerhalb der Haupt- oder Begleitermissionen großes Gefühle geboten, was wirklich sehr schade ist.
Das flotte Kampfsystem ist die größte Stärke von Mass Effect Andromeda |
Das Kampfsystem wurde im größtenteils aus Mass Effect 3 übernommen und im Detail verbessert. So spielt sich das ganze Geschehen noch einmal deutlich flüssiger, nicht zuletzt dadurch, dass die Spielfigur selbstständig in Deckung geht (endlich!). Wie auch in den Vorgängern hat man wieder drei unterschiedliche Charakterspezialisierungen zur Verfügung: Kampf, Tech und Biotik. Diesmal muss man sich aber nicht auf ein starres Konstrukt festlegen, sondern kann ohne Einschränkungen in allen drei Bereichen Punkte verteilen, um neue Fähigkeiten zu erlernen. Durch das Einsetzen von Punkten schaltet man dann unterschiedliche Profile frei. Hat man zum Beispiel einige Punkte in Kampf und Biotik investiert, steht einem das Profil Frontkämpfer zur Verfügung. Da man seine Punkte jederzeit gegen einen kleinen Obolus zurücksetzen darf, kann man unterschiedliche Fähigkeiten, Kombinationen und Profile ausprobieren. Eine kleine, aber tolle Neuerung fügt sich hier ebenfalls mit ein: der Jetpack. Damit kann man kurze Zeit in der Luft verbleiben und seine Lieblingstaktik weiter verfeinern. Kurzum: Das Kampfsystem in Andromeda macht richtig Laune.
Natürlich verlangt es für einen guten Kämpfer auch nach einer ebenso guten Ausrüstung. In Mass Effect Andromeda kann man neue Ausrüstung auf dreierlei Arten bekommen: finden, kaufen und craften. An dieser Stelle macht auch Mass Effect Andromeda einen, für mich persönlich unverzeihlichen Fehler - die besten Ausrüstungsgegenstände können selber hergestellt werden. Warum ist das aber so schlimm? Nun, weil man so sehr schnell das Interesse an jeder gefundenen Ausrüstung verliert. Was ich gelootet habe, war mir in 2/3 der kompletten Spielzeit völlig egal. Ich habe nur darauf gewartet, genügend Ressourcen und Forschungspunkte zu sammeln, um die nächste Stufe meiner N7 Rüstung zu craften. Hier bleibt Mass Effect 1 mit seinen vielen Möglichkeiten weiterhin der Klassenprimus der Reihe.
Die menschlichen Gesichter der Charaktere sind nicht wirklich hübsch geraten. |
Nakmor Drack (links) und Vetra Nyx (mitte) sind die einzigen interessanten Charakterein Andromeda. |
Fazit: Trotz der vielen Kritikpunkte ist Mass Effect Andromeda kein schlechtes Spiel. Für Entdecker und Sammler liefert Andromeda Futter für viele, viele Spielstunden. Auch Fans von actionreichen Kämpfen kommen, dank des hervorragenden Kampfsystem, auf ihre Kosten. Doch die wahren Qualitäten, sollten bei einem Teil des Mass Effect Universums, auf den Charakteren und einer epischen Geschichte liegen. Hier darf man von Andromeda leider nicht allzu viel erwarten. Hinzu kommen einige Unzulänglichkeiten wie die Ausrüstungsproblematik oder die grafischen Abstriche.
Am Ende kann man sagen, wer Dragon Age Inquisition mochte, der wird auch mit Mass Effect Andromeda ganz schnell warm werden.