Mittwoch, 31. August 2016

REVIEW: Heavy Rain (PS4)



Heavy Rain wurde bereits im Jahr 2010 für die Playstation 3 veröffentlicht. Das Spiel von dem französischen Entwickler Quantic Dream sorgte für sehr kontroverse Meinungen in der Fachpresse und unter den Spielern. Die eine Seite sah es als unkonventionelles und gelungenes Experiment, dass Videospiele noch auf Jahre hinweg beeinflussen werde. Die andere Seite bemängelte vor allem, dass es sich bei Heavy Rain um gar kein richtiges Spiel handeln würde, sondern eher um einen interaktiven Film. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich Heavy Rain anno 2010 nicht auf der PS3 gezockt habe. Auf der PS4 habe ich mir nun das Bundle Heavy Rain und Beyond two souls zugelegt und getestet. Was mein Eidnruck von Heavy Rain ist, könnt ihr im folgenden Review lesen.

Ethan Mars steht im Mittelpunkt der Ereignisse in heavy Rain

Die Geschichte von Heavy Rain beginnt in einer Familienidylle. Ethan Mars ist zweifacher Familienvater, treusorgender Ehemann und erfolgreicher Architekt. Die ersten Spielminuten steuern wir Ethan in seinem lichtdurchfluteten Haus und erlernen die grundlegende Spielmechanik, in dem wir banale Alltagsdinge erledigen. Wir helfen unserer Frau den Tisch zu decken, spielen mit unseren beiden Jungs im Garten oder fertigen mal eben eine Skizze für ein neues Gebäude an. Ja, das Leben von Ethan könnte wirklich traumhaft sein, doch schon bald ändert sich das Schicksal. In der nächsten Szene steuern wir Ethan in einem völlig überfülltem Kaufhaus. Ethan muss auf seinen Sohn Jason aufpassen, während seine Frau mit dem jüngeren Sohn Shaun Schuhe kaufen möchte. Doch Jason verschwindet in der Menschenmenge und Ethan findet ihn erst wieder, als es bereits zu spät ist. Ein heranrasendes Auto erfasst Jason und Ethan, der sich in letzter Sekunde vor seinen Sohn werfen will. Monate später erleben wir einen gebrochenen Ethan Mars, gezeichnet von seiner Trauer über den Verlust. Seine neue Bleibe ist gar nicht mehr so schick, im Gegenteil. Trotzdem versucht sich Ethan so gut es geht um seinen zweiten Sohn Shaun zu kümmern. Doch Ethan plagen seit dem Unfall und dem Tod seines Sohnes Jason immer wiederkehrende Blackouts. So auch eines Tages, als er mit Shaun im Park spielt. Als Ethan wieder zu sich kommt, ist Shaun verschwunden. Die Hinweise deuten auf den berüchtigten Origami-Killer hin. Dieser entführt und ermordet seit einigen Jahren immer wieder Kinder. Das Vorgehen des Killers ist dabei immer gleich: Die Kinder werden stehts im Herbst, bei starkem Regenfall entführt. Einige Tage später findet man sie ertrunken, mit einer Origamifigur in der Hand und einer Orchidee auf der Brust. Auch Shaun scheint dieses Schicksal bevor zu stehen und so versucht Ethan alles, um seinen Sohn zu retten.

Neben Ethan Mars steuert der Spieler noch 3 andere Personen. Einer davon ist
FBI Ermittler Norman Jayden

Die Hintergrundgeschichte von Heavy Rain bietet eine tolle Prämisse und spätestens wenn der Origami-Killer von Ethan Prüfungen verlangt, um seinen Sohn lebendig wieder zu sehen, werden deutliche Paralellen zu Hollywoodfilmen wie "Sieben" oder "Saw" deutlich. Das ist aber nichts schlimmes, im Gegenteil: Heavy Rain entwickelt eine Sogwirkung wie die gegannten Filme oder eben ein guter Krimi. Man möchte einfach wissen wie es weitergeht, dabei hat Autor David Cage einige Wendungen für den Spieler parat. Der Verlauf der Geschichte hängt allerdings stark vom Verhalten des Spielers ab, nicht umsonst gibt es 25 unterschiedliche Endsequenzen. An dieser Stelle möchte ich kurz erwähnen, dass Ethan Mars nicht der einzige spielbare Charakter von Heavy Rain ist. Neben ihm steuert der Spieler noch drei weitere Personen: Den Privatdetektiv Scott Shelby, der im Auftrag der Familien der Opfer den Fall des Origami-Killers untersucht. Den FBI Agenten Norman Jayden, der mit Zugriff auf allerlei High-Tech Equipment ebenfalls auf der Jagd nach dem Origami-Killer ist. Und Madison Paige, eine Journalistin die unter Schlaflosigkeit leidet und eher durch Zufall in die ganze Geschichte verwickelt wird. Mit jedem neuen Kapitel wechselt sich auch der spielbare Charakter, manchmal steuert man eine Person nur wenige Minuten Das mag sich hektisch anhören, entpuppt sich aber als gekonnter Schachzug, da so nie Langeweile aufkommt und die einzelnen Kapitel manchmal auch mit einem Cliffhanger enden - wie bei einer guten Serie.

Wie schon gesagt bestimmen die Entscheidungen des Spielers sehr stark den Verlauf der Geschichte von Heavy Rain. Das kann sogar so dramatisch sein, dass einzelne der vier spielbaren Charaktere noch vor dem Abspann das Zeitliche segnen. Auch die Rettung des Jungen Shaun liegt in der Hand des Spielers und was für ein Schicksal die vier Hauptpersonen am Ende des Spiels erwartet. Das sind eine ganze menge Variablen und im laufenden (Spiel-)Durchgang gibt es für jedes Problem unterschiedliche Lösungsansätze. Auch die Wahl der Antworten in den etlichen Dialogen kann entscheidend sein. Sind wir offen und ehrlich oder eher reserviert verhalten. Oder sind wir vielleicht sogar aggressiv und unfreundlich?! Wie man sich auch entscheidet, eine große oder kleine Auswirkung haben die eigenen Entscheidungen meistens.

Manchmal fordert Heavy Rain vom Spieler schnelle Entscheidungen,
die eventuell weitreichende Folgen haben

Die spannende und wendungsreiche Geschichte von Heavy Rain, geht Hand in Hand mit einer filmreifen Inszenierung. Die Kamera wird wie in einem Film eingesetzt, dass bedeutet es gibt unterschiedliche Blickwinkel, Schnitte und manchmal sogar Bild-in-Bild Inszenierungen, wie man es aus der TV-Serie 24 kennt. Die musikalische Untermalung passt sich dabei perfekt den aktuellen Geschehnissen auf dem Bildschirm an. Ein großes Lob gibt es von mir für die deutsche Synchronisation. Die Sprecher machen ihren Job hervorragend und interpretieren ihren Charakter sehr authentisch und gefühlvoll. Allerdings könnte es an manchen Stellen etwas lippensynchroner sein, aber das ist Meckern auf hohem Niveau.

Kommen wir zur grafischen Umsetzung und hier sei noch einmal erwähnt, dass ich Heavy Rain auf der Playstation 4 gespielt habe. Diese Version wurde auf technischer Seite ordentlich überarbeitet. Zuerst einmal wäre da die höhere Auflösung von 1080p, wodurch Heavy Rain knackig scharf  aussieht. Auch einige Texturen wurden verbessert und die Charaktermodelle überarbeitet. Am deutlichsten wird dies bei Madison Paige, die nun viel hübscher anzusehen ist. Licht- und Wettereffekte wurden ebenfalls verbessert und bereichern das positive Gesamtbild. Trotzdem kann Heavy Rain sein Alter nicht ganz verbergen, schließlich hat der Titel nun schon 6 Jahre auf dem Buckel. Insgesamt wurde ich aber positiv überrascht und die grafische Qualität der Remastered Fassung geht mehr als in Ordnung.

Viele Handlungen der Personen, müssen vom Spieler nachempfunden werden,
indem man den Analogstick nach unterschiedlichen Vorgaben bewegt.

Kommen wir nun zu dem spielerischen Aspekt von Heavy Rain, der von vielen Seiten kritisiert wurde. Die vier spielbaren Charaktere steuert man direkt und erkundet mit ihnen die Spielumgebung. Die Steuerung der Charaktere ist extrem schwammig und besonders bei schnellen Richtungswechseln, werden diese vom Charakter nicht umgesetzt. In einer Szene, als ich mich mit Ethan und Madison durch Autos im dichten Verkehr schlängeln musste, hat mich die Steuerung fasst in den Wahnsinn getrieben. Die Schauplätze, durch die man sich bewegt, sind in den meisten Fällen stark abgegrenzt. Wer gerne größere Areale erkundet wird also schon einmal enttäuscht. Bewegt man seinen Charakter an einen Gegenstand, mit dem man interagieren kann, wird ein entsprechendes Symbol eingeblendet. Meistens muss man die daraus resultierenden Handlungen mit dem rechten Analogstick ausführen. Dabei versucht das Spiel so gut es geht, die eigentliche Bewegung für den Spieler nachzuempfinden. Eine Drehung des Autoschlüssels ist demnach auch eine halbe Drehung mit dem rechten Analogstick. Objekte mit denen wir interagieren können gibt es etliche und nur wenige bringen uns wirklich weiter. So können wir in dem Hotelzimmer mit Ethan zwar auf dem Balkon gehen, uns dort ans Geländer lehnen oder alternativ in den Stuhl setzen, wirklich produktiv bei der Suche nach Shaun ist das aber nicht. Grundsätzlich ist es natürlich ganz spaßig die unterschiedlichen Möglichkeiten auszuprobieren. Schade ist nur, dass das Spiel uns bestimmte Dinge vorschreiben möchte. Zum Beispiel kann ich mit Ethan nur dann an den Kühlschrank gehen und etwas trinken, wenn das Spiel es für sinnvoll hält. Auch wenn es viele Möglichkeiten gibt, wirkliche Detektivarbeit muss man in den seltensten Fällen leisten. Es reicht eigentlich immer aus, den aktuellen Schauplatz so gut es geht zu untersuchen und nichts zu übersehen. Ein kleines bisschen anspruchsvoller wird es mit FBI Agent Norman Jayden. Der trägt eine VR-Brille und kann damit die Tatorte und eventuelle Spuren genauer unetrsuchen. Ziemlich cool: Wenn Jayden an seinem virtuellen Schreibtisch die Indizien rekonstruiert, kann man die virtuelle Realität so verändern, dass sein Schreibtisch z.B. auf dem Meeresgrund oder auf dem Mars steht. Spielerisch unbedeutend, optisch aber ein Knaller.

Und natürlich dürfen auch diverse Quick-Time-Events nicht fehlen. Meistens muss man als Spieler unter Zeitdruck die richtigen Tasten drücken, so wird z.B.eine Schlägerei simuliert. Dies sind die Momente, in denen Heavy Rain wirklich anspruchsvoll wird. Den neben den 4 Haupttasten, werden auch die Schulter- und Richtungstasten, sowie die Bewegungssteuerung des PS4-Controllers eingespannt. So kann es passieren, dass man wild drückend und fuchtelnd mit seinem Controller auf der Couch erwischt wird. Abschließend kann man sagen: Ja, in Heavy Rain steckt nicht so viel Interaktion wie bei den meisten Spielen üblich. Zieht man hier allerdings den Vergleich zu einem klassischen Adventure wie Monkey Island oder Day of the Tentacle, fällt schnell auf, dass die spielerischen Handlungen sehr ähnlich sind. Anstatt der typischen Aktionswörter in einem Adventure wie "Benutze Dies mit Das", haben wir bei Heavy Rain die unterschiedlichen Bewegungen mit dem Analogkontroller. Zugegeben, es gibt kein Inventar und keine kniffligen Rätsel, an diese Stelle rücken aber die flotten Quick-Time Events und die Dialoge und Entscheidungsfindung.



Für mich ist Heavy Rain also ganz deutlich ein Spiel und kein interaktiver Film. Wenn ich in bestimmten Quick-Time Events versage, kann das schlimme Folgen für meinen Charakter haben, gleiches gilt für schlecht gewählte Dialogoptionen. Gleichzeitig sage ich aber auch ganz deutlich: Heavy Rain ist nicht für jeden Spielertyp geeignet. Wer Aktion-ohne-Ende sucht ist bei Heavy Rain natürlich grundsätzlich falsch. Aber auch wer glaubt, er müsse groß angelegte Detektivarbeit leisten wird von Heavy Rain enttäuscht werden. Ich empfehle Heavy Rain vor allen Denjenigen von Euch, die viel Wert auf eine spannende Story und authentische Charaktere legen. Ich für meinen Teil wurde von der Geschichte ganz schnell in ihren Bann gezogen und wollte wissen wie es weitergeht. Wer ist der Origami-Killer? Welche Ambitionen hat er? Wie ist das Schicksal der Charaktere verknüpft? Was muss ich als nächstes tun, um der Rettung von Shaun ein Stückchen näher zu kommen? All diese Fragen haben mich beschäftigt und während des Spielens nicht mehr losgelassen. Während der Quick-Time Events war ich total angespannt und darauf bedacht, ja keinen Fehler zu machen. Mit einigen Entscheidungen habe ich mich wirklich schwer getan und am Ende hat es mich umso sehr gefreut, dass es mir tatsächlich gelungen ist, für die meisten Charaktere das bestmögliche Ende zu erzielen. Abschließend kann ich sagen, dass Heavy Rain ein tolles und einzigartiges Spieleerlebnis ist, dem man unbedingt eine Chance geben sollte. Ich habe die Reise mit Ethan Mars und Co jedenfalls nicht bereut.



Freitag, 26. August 2016

REVIEW: Twilight Force - Heroes of Mighty Magic



Durch Bands wie Rhapsody, Hammerfall und Edguy bin ich vor vielen, vielen Jahren zum Heavy Metal gekommen. Es ist also kaum verwunderlich, dass Power Metal noch immer zu meinen absoluten Lieblingsgenres im Metal Bereich zählt. Noch vor 1-2 Jahren war ich der Meinung, dass der Power Metal stagniert. Bekannte Größen konnten einfach nicht an alte Alben anknüpfen (Rhapsody), orientierten sich vom Power Metal weg (Edguy) oder brachten zwar ordentliche Alben heraus, die aber immer irgendwie das gleiche Programm abspulten (Freedom Call, Hammerfall). Doch dann kamen 2013 Gloryhammer quasi aus dem Nichts. Gegründet von Alestorm Frontmann Chris Bowes lieferten die Jungs zwei großartige Power Metal Alben der alten Schule ab. Ohne Frage ebnete dieser Erfolg den Weg für andere aufstrebende Power Metal Bands, so eben auch Twilight Force. Das erste Album der Jungs erschien noch bei dem sehr kleinen Label Sound Pollution, doch das reichte anscheinend schon aus, dass Nuclear Blast die Jungs unter Vertrag nahmen. Am 26.08.2016 ist nun ihr zweites Album erschienen, mit dem Titel "Heroes of mighty magic", ohne Frage eine Anspielung an die erfolgreiche Computerspielreihe.

Man merkt sofort das Nuclear Blast eines der größten Metal Label ist, denn die Ausstattung des Albums ist großartig. Die Digibook Edition kommt in einem aufwändigen Design daher, das Booklet ist auf dickem Papier gedruckt und beleuchtet neben den Songtexten noch die Bandmitglieder. Hier merkt man schon, dass die Jungs voll in ihrer Fantasywelt aufgehen, denn statt eines normalen Fotos, gibt es gezeichnete Fantasycharaktere, rollenspieltypisch mit Stats wie "Stärke" oder "Beweglichkeit" und ihrer aktuellen Ausrüstung. Wer selber gerne Rollenspiele spielt, hat beim stöbern im Booklet große Freude. Zusätzlich gibt es bei der Digibook Version noch eine zweite CD mit alternativen Versionen von 6 Album Songs. Für die Aufmachung und künsterliche Gestaltung gibt es also schon einmal die Höchsnote, doch kommen wir zum wichtigen Teil: der Musik.


 01. Battle of arcane might

Der Song wurde schon einige Wochen vor Release des Albums auf Youtube veröffentlich und ist der Grund, warum ich überhaupt auf Twilight Force aufmerksam geworden bin. Was die Jungs hier abliefern ist nicht mehr und nicht weniger als ein musikalisches Meisterwerk. Direkt zu Beginn wird man mit schnellen Drums und Bass angetrieben, untermalt von magischen Melodien. Die einsetzenden Vocals passen perfekt zur schnellen und treibenden Grundstimmung des Songs. Mit kurzen Choreinlagen wird zusätzlich auf den Refrain hingearbeitet, man erwartet etwas Großes und bekommt es auch. Mit treibendem Double-Bass setzt der epische Chorus ein, enorm kraftvoll und catchy dass er sofort im Gehörgang hängen bleibt. Man möchte quasi die Faust zum Himmel strecken und auf seinem Drachen in die Schlacht fliegen. Später folgt dann das obligatosiche Gitarrennsolo und danach eine sehr geile Instrumentalpassage, die mich sofort an den Soundtrack eines Disneyfilms erinnert hat (wirklich im positiven Sinne), die Instrumentalpassage steigert sich immer weiter und mündet nahezu perfekt in dem großartigen Refrain. Ein wahnsinniger Song!

02. Powerwind

Da wir jetzt Fahrt aufgenommen haben, ist es gut dass der nächste Song nicht vom Gaspedal runter geht. Powerwind ist eine stampende Uptempo Nummer. Nicht ganz so verspielt wie Battle of arcane might, aber trotzdem episch. Auch hier mündet der Song wieder in einem Refrain der sofort in Fleisch und Blut übergeht, der mit einer zusätzlichen Chor Untermalung einmal mehr die bombastische Note unterstreicht. Orchestrale Einsätze werden nicht sparsam eingesetzt, akzenturieren aber an den richtigen Stellen. Auch hier gibt es wieder eine kurze Instrumentalpassage, die absolut Soundtrackcharakter hat. Normalerweise empfinde ich solche Passagen als störend und Zeitverschwendung, doch bei Twilight Force entfaltet sich an diesen Stellen einmal mehr die fantastische Atmosphäre. Toll!

03. Guardian of the Seas

Mit einem ruhigen Keyboardintro werden wir im folgenden Song begrüßt, kurz darauf setzen Gitarren und Drums ein, es wird aber etwas auf die Bremse getreten. Guardian of the Seas ist eine Midtempo Nummer und setzt eher auf eindringliche Chorpassagen, als auf pure Epicness. So kommt der Refrain diesmal nicht ganz so bombastisch rüber, überzeugt aber trotzdem mit seiner Eingängikeit. Das folgende Gitarrensolo erinnert an alte Arbeiten von Luca Turilli. Abgerundet wird der Song von einem langsamen Outro, so dass sich Guardian of the Seas wie eine "Verschnaufpause" anfühlt, in der sich die Helden auf die kommenden Ereignisse vorbereiten. Im Vergleich zum Rest ein etwas schwächerer Song.

04.  Flight of the Sapphire Dragon

Eingeleitet wird der nächste Song von folkloristischen Klängen. Ich erwarte schon ein eingängiges Tanz- und Sauflied ähnlich Rhapsodys "Village of Dwarves", doch dann donnern die Gitarren los und werden von einer tollen Instrumentalpassage begleitet, die sich so leicht anfühlt, also reite man gerade wirklich auf dem Rücken eines Drachen. Epische Chöre setzen mit "Huu Haa" ein und verstärken das zuvor gewonnene Gefühl. Dann endlich die Vocals, eindringlich und nicht übertrieben schnell. Untermalt von den vorher beschriebenen Chören arbeitet man hier wieder auf den Chorus hin und baut ähnlich wie im Opener eine unglaubliche Spannung auf. Der Refrain löst diese gekonnt auf und vermittelt pure Gute-Laune-Feeling. Das bereits genannte Bild auf dem Rücken eines Drachen zu fliegen zieht sich also durch den gesamten Song. Ich finde es fantastisch, dass Twilight Force genau diese Bilder und Phantasien mit ihrer Musik auslösen können.




05. There and back again

Epische Songs mit einer Laufzeit jenseits der 10-Minuten Grenze tragen die Gefahr in sich, dass sie schnell langweilig werden können oder Überladen wirken. There and back again umschifft diese Klippen gekonnt und hört sich tatsächlich "mal eben" weg. Beim ersten durchhörend es Albums musste ich mich versichern, ob dies jetzt der 10 Minuten Epos war. Im Prinzip wird hier an der Songstruktur, die wir bereits mehrfach präsentiert bekommen haben, nichts verändert. Instrumentaler, stimmungsvoller Einstieg, Vocals und Gitarren setzen ein, alles arbeitet auf den tollen Refrain hin (auch hier wieder unglaublich eingängig und episch).  Nach ca. 4:30 Minuten entfaltet sich dann eine längere Instrumentalpassage. Es wird schon beinahe still, friedlich und bedacht untermalt von wunderschönen, weiblichen Chören. Anschließend folgt eine toll gesungene, langsame Bridge bis donnern das Gitarrensolo einsetzt. Danach ist es soweit, der große Auftritt von Rhapsody Frontmann Fabio Lione. Der schafft es mit seiner einzigartigen Stimme noch einmal eine ganze Schüppe Epicness oben drauf zu packen. Die obligatorische Storytelling-Erzählpassage darf natürlich nicht fehlen, fällt aber erfreulicherweise nur sehr kurz aus. Danach geht es direkt wieder mit einem tollen Gitarrensolo weiter, bis der bombastische Refrain das Stück nahezu perfekt abrundet. Wer übrigens trotzdem nich auf solche Langtracks steht, findet auf der Bonusdisc eine 5-minütige Short Version, die ebenfalls gut gelungen ist.



06. Riders of the Dawn

Es bleibt episch und schnell. Ähnlich wie Powerwind präsentieren Twilight Force hier einen schnellen, eingängigen Power Metal Song, der auch losgelöst aus dem Konstrukt des Konzeptalbums wunderbar funktioniert. Der Refrain dürfte live einiges an Potential besitzen, da man sehr einfach mitgrölen kann. Es weichen hier die Instrumentalpassagen zu Gunsten eines etwas längerem, aber gelungenem Gitarrensolo. Mit knapp 4 Minuten der kürzeste Song auf dem gesamten Album.

07. Keeper of Fate

Es gibt bei Keeper of Fate nicht wirklich etwas Neues zu berichten. Der Song spult die bekannten Zutaten ab, die wir auf dem gesamten Album präsentiert bekommen. Allerdings fehlt es hier etwas an Originalität und der Funke will auch nicht beim ersten hören rüberspringen. Keeper of Fate wirkt leider wie ein generischer Lückenfüller. Die hohe Qualität des restlichen Albums ist hier Fluch und Segen zugleich. Auf einem anderen, schlechteren Album könnte Keeper of  Fate vielleicht sogar als kleines Highlight punkten.

08. Rise of a hero

Was für ein merkwürdiger Anfang. Die erste Minute von Rise of a hero vermutete ich mich in einem Weihnachtssong wiederzufinden. Der kindliche Chor, mit Glöckchen untermalt vermittelt zumindest diese Stimmung. Mit einsetzen der Vocals und der Gitarren verschwindet diese Eindruck aber sehr schnell wieder und es entwickelt sich ein positiver und sehr bombastischer Song. Die Grundstimmung bleibt fröhlich mit Gitarren, Flöten und Keyboard untermauert. Auch hier bringe ich gerne wieder ein Bild zum besten, welches Rise of a hero bei mir ausgelöst hat. Der Song wirkt wie das positive Ende eines Film, in der der Held geehrt wird (zum Beispiel das Ende von Star Wars Erpisode IV).



09. To the stars

To the Stars wurde als zweiter Song auf Youtube vor Albumrelease veröffentlicht und knüpft wenig verwunderlich an die Qualität von Battle of arcane might an. Hier erwartet uns eine ähnlich brachiale uptempo Nummer mit fantastischem Refrain und einer bombastischen Inszenierung. Ein besonderes Merkmal möchte ich an dieser Stelle herausstellen: Die instrumentalpassagen haben hier eine deutlich andere Grundstimmung, denn sie wirken im wahrsten Sinne des Wortes abgehoben und erinnern an alte Star Trek Momente. ein großartiger Schachzug, denn immerhin geht es ja hier darum, dass die Helden "zu den Sternen reisen". Trotz der immer gleichen Rezeptur der Songs können Twilight Force mit solchen kleinen Handgriffen immer wieder positiv überzeugen.


10. Heroes of mighty magic

Wo andere Bands sich mit einem epischen Langstück begnügen, hauen die Jungs von Twilight Force direkt noch einen zweiten 10-Minuten-Kracher raus. Man merkt dem Song mehr als deutlich an, dass hier das Ende einer epischen Reise vermittel werden soll. Die sowieso schon positive grundstimmung wird auf die Spitze getrieben. Die ersten Minuten bleiben eher langsam und eindringlich, doch der Song steigert sich zur Midtempo Nummer mit gloreichen Chorpassagen. Nach einer Verschnaufpause gibt es ab Minute 4 eine erneute Steigerung des Tempos und es donnert Joakim Broden über uns hinweg. Der Sabaton Sänger hatte bereits auf dem ersten Twilight Force Album einen Gastauftritt. Hier sorgt er für weitere Abwechslung im epischen Schlusstrack des Albums. Ein mehr als gelungener Abschluss.

11. Epilogue

Das gesprochene Outro erzählt die Fantasygeschichte, die den Songs zugrunde liegt zu Ende. Das ist ganz nett, jedoch schafft es der Erzähler nie die Klasse von anderen Bands wie z.B. Rhapsody zu erreichen.

12. Knights of twilights Might

Den tatsächlichen Abschluss der Saga bildet ein knapp 2-minütiges Chor-Epos, dass sich anhört als wäre es die Nationalhymne der magischen Landen, in denen die Jungs von Twilight Force umherstreifen. Könnte so auch bei der Krönungszeremonie von Aragorn oder König Arthur laufen. Ich mag solchen Kitsch, also gibt es hier einen Daumen nach oben

FAZIT:
Heroes of mighty magic ist purer bombastischer Power Metal im Fantasygewand. Wer bis heute nichts mit Power Metal anfangen kann, den wird auch das neue Album von Twilight Force nicht bekehren, im Gegenteil. Aufgrund des hohen Kitschanteils, werden Power Metal Gegner wahrscheinlich einen leichten Würgereiz verspüren. Wer aber Power Metal mag, vor allem voller cheesy Lyrics, mit bombastischen Arrangements, mit epischen Chören und eingängigen Refrains, tja der wird aktuell fast nichts besseres finden und um Twilight Force nicht herum kommen. Ähnlich wie Gloryhammer im letzten jahr zünden Twilight Force hier ein großartiges Feuerwerk an Gute-Laune-Songs mit fantastischer Atmosphäre, der man sich kaum entziehen kann. Für Fans von Rhapsody (of Fire), die schon lange auf ein gleichwertiges Album zu Symphony of enchanted lands Part I und II warten: Zugreifen!!

P.S. Twilight Force haben am heutigen Tag bekannt gegeben, dass sie im nächsten Frühjahr Sabaton auf ihrer Deutschlandtour begleiten. Wer also nach diesem Review Bock bekommen hat, hat hier die Gelegenheit die Jungs live zu erleben!