Freitag, 26. August 2016

REVIEW: Twilight Force - Heroes of Mighty Magic



Durch Bands wie Rhapsody, Hammerfall und Edguy bin ich vor vielen, vielen Jahren zum Heavy Metal gekommen. Es ist also kaum verwunderlich, dass Power Metal noch immer zu meinen absoluten Lieblingsgenres im Metal Bereich zählt. Noch vor 1-2 Jahren war ich der Meinung, dass der Power Metal stagniert. Bekannte Größen konnten einfach nicht an alte Alben anknüpfen (Rhapsody), orientierten sich vom Power Metal weg (Edguy) oder brachten zwar ordentliche Alben heraus, die aber immer irgendwie das gleiche Programm abspulten (Freedom Call, Hammerfall). Doch dann kamen 2013 Gloryhammer quasi aus dem Nichts. Gegründet von Alestorm Frontmann Chris Bowes lieferten die Jungs zwei großartige Power Metal Alben der alten Schule ab. Ohne Frage ebnete dieser Erfolg den Weg für andere aufstrebende Power Metal Bands, so eben auch Twilight Force. Das erste Album der Jungs erschien noch bei dem sehr kleinen Label Sound Pollution, doch das reichte anscheinend schon aus, dass Nuclear Blast die Jungs unter Vertrag nahmen. Am 26.08.2016 ist nun ihr zweites Album erschienen, mit dem Titel "Heroes of mighty magic", ohne Frage eine Anspielung an die erfolgreiche Computerspielreihe.

Man merkt sofort das Nuclear Blast eines der größten Metal Label ist, denn die Ausstattung des Albums ist großartig. Die Digibook Edition kommt in einem aufwändigen Design daher, das Booklet ist auf dickem Papier gedruckt und beleuchtet neben den Songtexten noch die Bandmitglieder. Hier merkt man schon, dass die Jungs voll in ihrer Fantasywelt aufgehen, denn statt eines normalen Fotos, gibt es gezeichnete Fantasycharaktere, rollenspieltypisch mit Stats wie "Stärke" oder "Beweglichkeit" und ihrer aktuellen Ausrüstung. Wer selber gerne Rollenspiele spielt, hat beim stöbern im Booklet große Freude. Zusätzlich gibt es bei der Digibook Version noch eine zweite CD mit alternativen Versionen von 6 Album Songs. Für die Aufmachung und künsterliche Gestaltung gibt es also schon einmal die Höchsnote, doch kommen wir zum wichtigen Teil: der Musik.


 01. Battle of arcane might

Der Song wurde schon einige Wochen vor Release des Albums auf Youtube veröffentlich und ist der Grund, warum ich überhaupt auf Twilight Force aufmerksam geworden bin. Was die Jungs hier abliefern ist nicht mehr und nicht weniger als ein musikalisches Meisterwerk. Direkt zu Beginn wird man mit schnellen Drums und Bass angetrieben, untermalt von magischen Melodien. Die einsetzenden Vocals passen perfekt zur schnellen und treibenden Grundstimmung des Songs. Mit kurzen Choreinlagen wird zusätzlich auf den Refrain hingearbeitet, man erwartet etwas Großes und bekommt es auch. Mit treibendem Double-Bass setzt der epische Chorus ein, enorm kraftvoll und catchy dass er sofort im Gehörgang hängen bleibt. Man möchte quasi die Faust zum Himmel strecken und auf seinem Drachen in die Schlacht fliegen. Später folgt dann das obligatosiche Gitarrennsolo und danach eine sehr geile Instrumentalpassage, die mich sofort an den Soundtrack eines Disneyfilms erinnert hat (wirklich im positiven Sinne), die Instrumentalpassage steigert sich immer weiter und mündet nahezu perfekt in dem großartigen Refrain. Ein wahnsinniger Song!

02. Powerwind

Da wir jetzt Fahrt aufgenommen haben, ist es gut dass der nächste Song nicht vom Gaspedal runter geht. Powerwind ist eine stampende Uptempo Nummer. Nicht ganz so verspielt wie Battle of arcane might, aber trotzdem episch. Auch hier mündet der Song wieder in einem Refrain der sofort in Fleisch und Blut übergeht, der mit einer zusätzlichen Chor Untermalung einmal mehr die bombastische Note unterstreicht. Orchestrale Einsätze werden nicht sparsam eingesetzt, akzenturieren aber an den richtigen Stellen. Auch hier gibt es wieder eine kurze Instrumentalpassage, die absolut Soundtrackcharakter hat. Normalerweise empfinde ich solche Passagen als störend und Zeitverschwendung, doch bei Twilight Force entfaltet sich an diesen Stellen einmal mehr die fantastische Atmosphäre. Toll!

03. Guardian of the Seas

Mit einem ruhigen Keyboardintro werden wir im folgenden Song begrüßt, kurz darauf setzen Gitarren und Drums ein, es wird aber etwas auf die Bremse getreten. Guardian of the Seas ist eine Midtempo Nummer und setzt eher auf eindringliche Chorpassagen, als auf pure Epicness. So kommt der Refrain diesmal nicht ganz so bombastisch rüber, überzeugt aber trotzdem mit seiner Eingängikeit. Das folgende Gitarrensolo erinnert an alte Arbeiten von Luca Turilli. Abgerundet wird der Song von einem langsamen Outro, so dass sich Guardian of the Seas wie eine "Verschnaufpause" anfühlt, in der sich die Helden auf die kommenden Ereignisse vorbereiten. Im Vergleich zum Rest ein etwas schwächerer Song.

04.  Flight of the Sapphire Dragon

Eingeleitet wird der nächste Song von folkloristischen Klängen. Ich erwarte schon ein eingängiges Tanz- und Sauflied ähnlich Rhapsodys "Village of Dwarves", doch dann donnern die Gitarren los und werden von einer tollen Instrumentalpassage begleitet, die sich so leicht anfühlt, also reite man gerade wirklich auf dem Rücken eines Drachen. Epische Chöre setzen mit "Huu Haa" ein und verstärken das zuvor gewonnene Gefühl. Dann endlich die Vocals, eindringlich und nicht übertrieben schnell. Untermalt von den vorher beschriebenen Chören arbeitet man hier wieder auf den Chorus hin und baut ähnlich wie im Opener eine unglaubliche Spannung auf. Der Refrain löst diese gekonnt auf und vermittelt pure Gute-Laune-Feeling. Das bereits genannte Bild auf dem Rücken eines Drachen zu fliegen zieht sich also durch den gesamten Song. Ich finde es fantastisch, dass Twilight Force genau diese Bilder und Phantasien mit ihrer Musik auslösen können.




05. There and back again

Epische Songs mit einer Laufzeit jenseits der 10-Minuten Grenze tragen die Gefahr in sich, dass sie schnell langweilig werden können oder Überladen wirken. There and back again umschifft diese Klippen gekonnt und hört sich tatsächlich "mal eben" weg. Beim ersten durchhörend es Albums musste ich mich versichern, ob dies jetzt der 10 Minuten Epos war. Im Prinzip wird hier an der Songstruktur, die wir bereits mehrfach präsentiert bekommen haben, nichts verändert. Instrumentaler, stimmungsvoller Einstieg, Vocals und Gitarren setzen ein, alles arbeitet auf den tollen Refrain hin (auch hier wieder unglaublich eingängig und episch).  Nach ca. 4:30 Minuten entfaltet sich dann eine längere Instrumentalpassage. Es wird schon beinahe still, friedlich und bedacht untermalt von wunderschönen, weiblichen Chören. Anschließend folgt eine toll gesungene, langsame Bridge bis donnern das Gitarrensolo einsetzt. Danach ist es soweit, der große Auftritt von Rhapsody Frontmann Fabio Lione. Der schafft es mit seiner einzigartigen Stimme noch einmal eine ganze Schüppe Epicness oben drauf zu packen. Die obligatorische Storytelling-Erzählpassage darf natürlich nicht fehlen, fällt aber erfreulicherweise nur sehr kurz aus. Danach geht es direkt wieder mit einem tollen Gitarrensolo weiter, bis der bombastische Refrain das Stück nahezu perfekt abrundet. Wer übrigens trotzdem nich auf solche Langtracks steht, findet auf der Bonusdisc eine 5-minütige Short Version, die ebenfalls gut gelungen ist.



06. Riders of the Dawn

Es bleibt episch und schnell. Ähnlich wie Powerwind präsentieren Twilight Force hier einen schnellen, eingängigen Power Metal Song, der auch losgelöst aus dem Konstrukt des Konzeptalbums wunderbar funktioniert. Der Refrain dürfte live einiges an Potential besitzen, da man sehr einfach mitgrölen kann. Es weichen hier die Instrumentalpassagen zu Gunsten eines etwas längerem, aber gelungenem Gitarrensolo. Mit knapp 4 Minuten der kürzeste Song auf dem gesamten Album.

07. Keeper of Fate

Es gibt bei Keeper of Fate nicht wirklich etwas Neues zu berichten. Der Song spult die bekannten Zutaten ab, die wir auf dem gesamten Album präsentiert bekommen. Allerdings fehlt es hier etwas an Originalität und der Funke will auch nicht beim ersten hören rüberspringen. Keeper of Fate wirkt leider wie ein generischer Lückenfüller. Die hohe Qualität des restlichen Albums ist hier Fluch und Segen zugleich. Auf einem anderen, schlechteren Album könnte Keeper of  Fate vielleicht sogar als kleines Highlight punkten.

08. Rise of a hero

Was für ein merkwürdiger Anfang. Die erste Minute von Rise of a hero vermutete ich mich in einem Weihnachtssong wiederzufinden. Der kindliche Chor, mit Glöckchen untermalt vermittelt zumindest diese Stimmung. Mit einsetzen der Vocals und der Gitarren verschwindet diese Eindruck aber sehr schnell wieder und es entwickelt sich ein positiver und sehr bombastischer Song. Die Grundstimmung bleibt fröhlich mit Gitarren, Flöten und Keyboard untermauert. Auch hier bringe ich gerne wieder ein Bild zum besten, welches Rise of a hero bei mir ausgelöst hat. Der Song wirkt wie das positive Ende eines Film, in der der Held geehrt wird (zum Beispiel das Ende von Star Wars Erpisode IV).



09. To the stars

To the Stars wurde als zweiter Song auf Youtube vor Albumrelease veröffentlicht und knüpft wenig verwunderlich an die Qualität von Battle of arcane might an. Hier erwartet uns eine ähnlich brachiale uptempo Nummer mit fantastischem Refrain und einer bombastischen Inszenierung. Ein besonderes Merkmal möchte ich an dieser Stelle herausstellen: Die instrumentalpassagen haben hier eine deutlich andere Grundstimmung, denn sie wirken im wahrsten Sinne des Wortes abgehoben und erinnern an alte Star Trek Momente. ein großartiger Schachzug, denn immerhin geht es ja hier darum, dass die Helden "zu den Sternen reisen". Trotz der immer gleichen Rezeptur der Songs können Twilight Force mit solchen kleinen Handgriffen immer wieder positiv überzeugen.


10. Heroes of mighty magic

Wo andere Bands sich mit einem epischen Langstück begnügen, hauen die Jungs von Twilight Force direkt noch einen zweiten 10-Minuten-Kracher raus. Man merkt dem Song mehr als deutlich an, dass hier das Ende einer epischen Reise vermittel werden soll. Die sowieso schon positive grundstimmung wird auf die Spitze getrieben. Die ersten Minuten bleiben eher langsam und eindringlich, doch der Song steigert sich zur Midtempo Nummer mit gloreichen Chorpassagen. Nach einer Verschnaufpause gibt es ab Minute 4 eine erneute Steigerung des Tempos und es donnert Joakim Broden über uns hinweg. Der Sabaton Sänger hatte bereits auf dem ersten Twilight Force Album einen Gastauftritt. Hier sorgt er für weitere Abwechslung im epischen Schlusstrack des Albums. Ein mehr als gelungener Abschluss.

11. Epilogue

Das gesprochene Outro erzählt die Fantasygeschichte, die den Songs zugrunde liegt zu Ende. Das ist ganz nett, jedoch schafft es der Erzähler nie die Klasse von anderen Bands wie z.B. Rhapsody zu erreichen.

12. Knights of twilights Might

Den tatsächlichen Abschluss der Saga bildet ein knapp 2-minütiges Chor-Epos, dass sich anhört als wäre es die Nationalhymne der magischen Landen, in denen die Jungs von Twilight Force umherstreifen. Könnte so auch bei der Krönungszeremonie von Aragorn oder König Arthur laufen. Ich mag solchen Kitsch, also gibt es hier einen Daumen nach oben

FAZIT:
Heroes of mighty magic ist purer bombastischer Power Metal im Fantasygewand. Wer bis heute nichts mit Power Metal anfangen kann, den wird auch das neue Album von Twilight Force nicht bekehren, im Gegenteil. Aufgrund des hohen Kitschanteils, werden Power Metal Gegner wahrscheinlich einen leichten Würgereiz verspüren. Wer aber Power Metal mag, vor allem voller cheesy Lyrics, mit bombastischen Arrangements, mit epischen Chören und eingängigen Refrains, tja der wird aktuell fast nichts besseres finden und um Twilight Force nicht herum kommen. Ähnlich wie Gloryhammer im letzten jahr zünden Twilight Force hier ein großartiges Feuerwerk an Gute-Laune-Songs mit fantastischer Atmosphäre, der man sich kaum entziehen kann. Für Fans von Rhapsody (of Fire), die schon lange auf ein gleichwertiges Album zu Symphony of enchanted lands Part I und II warten: Zugreifen!!

P.S. Twilight Force haben am heutigen Tag bekannt gegeben, dass sie im nächsten Frühjahr Sabaton auf ihrer Deutschlandtour begleiten. Wer also nach diesem Review Bock bekommen hat, hat hier die Gelegenheit die Jungs live zu erleben!





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