Mittwoch, 21. Dezember 2016

REVIEW: Rogue One - A Star Wars Story


 Was gab es im Vorfeld für hitzige Diskussionen über Rogue One, den ersten Spin-Off Film im Star Wars Universum. Vor allem die umfangreichen Nachdreharbeiten sorgten für einiges an Zündstoff und die Gerüchteküche brodelte. Angeblich war der Film in den Augen des Mäusekonzerns zu düster und zu brutal und sollte familienfreundlicher werden.  Dementsprechend groß waren die Zweifel der Fans, ob es Rogue One schafft, dass Star Wars Universum zu bereichern und ein guter Film zu werden. Ich persönlich habe dem ganzen Trubel im Vorfeld wenig Beachtung geschenkt und habe mich ganz unvoreingenommen auf ein tolles, neues Star Wars Abenteuer gefreut. Nach dem Kinobesuch hatte ich so viele Gedanken und Emotionen in mir, die ich erst einmal sorgsam ordnen und analysieren musste, bevor ich dieses Review schreibe. An dieser Stelle gebe ich auch den dringenden Hinweis, dass ich dieses Review nicht spoilerfrei schreiben werde. Wer also Rogue One noch nicht gesehen hat und sich im Kino überraschen lassen will, der sollte an dieser Stelle aufhören zu lesen...allen Anderen wünsche ich viel Spaß!

Auch wenn auf Seiten der Rebellen ein ganzes Ensemble die Handlung trägt,
steht Jyn Erso (Felicity Jones) im Vordergrund.
Der geniale Wissenschaftler Galen Erso hat sich auf der Flucht vor dem Imperium als einfacher Farmer zurückgezogen. Zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter Jyn, lebt er ein einfaches Leben. Doch der lange Arm des Imperiums reicht weit und es dauert nicht lange, bis Galen gefunden wird. Der imperiale Offizier Krennic will unbedingt, dass Galen seine Arbeit an einer mächtigen, geheimen Waffe des Imperiums fortsetzt.Weil seine Frau ihn nicht gehen lassen will, bedroht sie die imperialen Soldaten mit einem Blaster und wird kurz darauf erschossen. Jyn kann indessen fliehen und sich in einem vorbereiteten Bunker verstecken, während Galen vom Imperium verschleppt wird. Jahre später treffen wir erneut auf Jyn, die mittlerweile als Kriminelle verurteilt wurde und in einem Gefangenentransport des Imperiums sitzt. Befreit wird sie von einer Gruppe Rebellen u.a. dem Pilot Cassian Endor. Als klar wird, dass Jyn die Tochter von Galen Erso ist, soll sie sich mit Saw Gerrera treffen. Angeblich soll Gerrera, der Anführer einer radikalen Rebellensplittergruppe ist, eine Nachricht von Jyns Vater erhalten haben, die von der geheimen Superwaffe des Imperiums handelt. Jyn, Cassian und der umprogrammierte Imperiale Droide K-2SO reisen zum Planeten Jedha, wo sie auf den blinden Krieger Chirrut Îmwe und den Attentäter Baze Malbu treffen. Mit ihrer Hilfe können sie Gerrera zu einem Treffen bewegen. In der Nachricht von Galen Erso versucht dieser seine Kooperation mit dem Imperium zu erklären. Außerdem teilt er mit, dass er eine absichtliche Schwachstelle in die neue Superwaffe des Imperiums, genannt Todesstern, eingebaut hat und dass die Plane in einer streng bewachten, imperialen Basis auf dem Planeten Scarif versteckt sind. Die Mission scheint klar: Galen Erso retten und die Pläne des Todessterns in den besitz der Rebellen bringen.

Die weltraumschlachten in Rogue One gehören zu dem Besten, was es in den
letzten Jahren auf der Kinoleinwand zu sehen gab.

 Bereits 2015 kündigte Disney an, dass es regelmäßig Spin-Off Filme geben wird, die bestimmte Personen und Ereignisse im Star Wars Universum näher beleuchten sollen. Unter dem Begriff "Anthology" zusammen gefasst, ist Rogue One also der erste Film dieser Reihe. Rogue One spielt zwischen Episode 3 und 4 und dient so als modernes Bindeglied zwischen der "alten" und der "neuen" Triologie. Die Geschichte rund um die gestohlen Pläne des Todessternes ist in Episode 4 "Eine neue Hoffnung" zwar omnipräsent, viele Informationen gab es aber nicht. Dadurch weiß der Star Wars Kenner natürlich grob, wohin sich die Handlung entwickelt, aber nicht alle Details. Im Kino kann man sich also auf einige Überraschungen freuen.

Der Rebellenpilot Cassian Endor (Diego Luna) an der Seite von Imperial-Droide K-2S0
 In Rogue One bekommen wir viele neue Charaktere zu zu sehen. Die Rebellen warten gleich mit einem ganzen Ensemble auf, wobei Jyn Erso gespielt von Felicity Jones ohne Zweifel im Mittelpunkt steht. Zuletzt habe ich Mrs Jones in dem Film "Die Entdeckung der Unendlichkeit" gesehen und dort machte sie an der Seite von Eddie Redmayne eine hervorragende Figur. In Rogue One kann sie leider die große Last nicht alleine tragen und hat mich über weite Strecken sogar enttäuscht. Es scheint so, als benötigt Sie für den gesamten Film eine Palette von gerade mal  3 1/2 Gesichtsausdrücken. Auch den großen Sinneswandel von Jyn kann sie nicht überzeugend transportieren, wobei man hier auch dem Autor einen Teil der Schuld zusprechen muss. Warum Jyn zuerst absolutes Desinteresse an der Rebellion zeigt und später sogar eine anfeuernde Rede über eben diese zum besten gibt, bleibt nur in Teilen nachvollziehbar. Aber es gibt ja noch andere Charaktere, die die Handlung tragen. Nunja, leider bleiben die Verbündeten von Jyn noch blasser als sie selbst. Cassian Andor ist ein Abziehbild eines Han Solo; Baze Malbus bleibt wohl in erster Linie wegen seiner dicken Wumme im Gedächnis und Bohdi Rook wirkt einfach völlig verpeilt. Lediglich der bline Chirrut Imwe ist nicht nur cool, sondern seine Rolle als ein ehemaliges Mitglied des Ordens der Whills, ist für Star Wars Kenner ein echter Leckerbissen. Tatsächlich ist der durch und durch beste Charakter auf Seiten der Rebellen, der umprogrammierte Imperial-Droide K-2S0. Dieser schafft es mit seinem trockenen Humor und treffenden Sprüchen sofort die Sympatien des Publikums auf seine Seite zu ziehen. Die Hollywood-Größen Mads Mikkelsen und Forest Whittaker machen ihre Sache zwar gut, haben in Summe aber auch erschreckend wenig Screentime, um wirklich im Gedächnis zu bleiben.

Der interessanteste Charakter auf Seiten der Rebellion: Der bline Mönch Chirrut Îmwe,
gespielt von "IP Man" donnie Yen.

Tatsächlich sind es die Bösewichte und "alten" Gesichter, die in Rogue One überzeugen können. Ben Mendelsohn als machtgieriger Direktor Krennic, wirkt authentisch und auf eine sehr gefählriche Art einschüchtern, ein bisschen wie es Hans Landa in Inglorioius Basterds war. Doch nur so lange, bis er auf zwei andere Charaktere trifft. Der vor 20 Jahren verstorbene Peter Cushing wird mit herausragendem CGI zum Leben erweckt und so auch seine Figur Gouverneur Tarkin. Der direkte Vorgesetzte von Krennic wirkt eiskalt und berechnend, wie schon in Episode 4. Auch wenn man das CGI als solches natürlich wahr nimmt, so ist die technische Umsetzung einfach brilliant. Und dann wäre da natürlich noch die Rückkehr des größten Filmschurken aller Zeiten: Darth Vader. Auch wenn es irrsinnigen Spaß macht Vader wieder auf der großen Leinwand zu sehen, bin ich auch wirklich traurig, dass er nur zwei kurze Auftritte hat. Aber diese kurzen Momente reichen aus, um die Genialität dieses Charakters zu unterstreichen und zeigen vor allem einen Darth Vader, der vollends der dunkeln Seite verfallen ist. Großartig!

Gänsehaut pur: Die Rückkehr des besten Filmsbösewichts aller Zeiten.

 Wenn wir schon über Charaktere sprechen, sollen an dieser Stelle auch die unzähligen Figuren, Aliens, Roboter und Soldaten erwähnt werden, die in Rogue One auftauchen. Hier wird wirklich einiges für´s Auge geboten und wie schon bei Episde VII wird ein gelunger Mix aus CGI und Animatronik präsentiert. Haltet die Augen offen, es gibt unglaublich viele bekannte Figuren zu entdecken.

Von den vielen Charakteren schlagen wir einen Bogen zur Handlung des Film. Um es direkt vorweg zu sagen: Ich finde den Film mit seinen 134 Minuten schlichtweg zu lang und das liegt in erster Linie daran, dass die Geschichte in der ersten Hälfte so unglaublich langsam in Gang kommt. Zu Beginn gibt es nicht nur Zeitsprünge, auch der Ort der Handlung wechselt sehr oft. Dadurch wirkt das ganze Geschehen hektisch. Die einzelnen Handlungsstränge wirken aufgesetzt und führen sich nicht stringent zusammen. Ein Beispiel: Der Charakter Saw Gerrera (Forest Whitaker) und der Umweg, den die Nachricht von Gale Erso über seinen "Schreibtisch" macht, bringt dem Film in meinen Augen nichts. Ein weiterer Grund, warum der Film so lang ist, sind die vielen neuen Charaktere. Verständlicherweise wollen sie alle vorgestellt werden und benötigen dafür eine entsprechende Screentime. Schließlich soll man als Zuschauer mit den Charakteren mitfühlen und am Ende, in der finalen Schlacht, um ihr Leben bangen. Das funktioniert nur bedingt, denn wie ich weiter oben bereits besschrieben habe, sind die neuen Charaktere weitestgehend blass und ihre Hintergrundgeschichte geht selten über "das Imperium war böse zu mir und meiner Familie" hinaus. Ihr Tod hat mich am Ende nicht wirklich berührt. Ausnahme tatsächlich (wieder mal) der Droide K-2S0. So Paradox es klingt, aber sein Ableben war emotional, auch wenn es sich nur um einen Roboter handelt. Warum man sich überhaupt für ein Ensemble so vieler Charaktere entschieden hat, die am Ende eh das zeitliche segnen, erschließt sich mir nicht.


Direkt Krennic macht als Bösewicht eine sehr gute Figur und versprüht in seinen besten Moment
ein bisschen "Hans Landa-Flair".

Schafft es Rogue One denn überhaupt richtiges Star Wars Feeling aufkommen zu lassen? Ohja! In unzähligen Momenten gibt es kleinere und größere Verweise, Anspielungen und Fan-Momente. Das fängt bei kleinen Details an, etwa bekannte Figuren die man im Hintergrund oder im Getümmel erkennt. Manche Szenen sind 1:1 Adaptionen aus der alten Triologie, etwa wenn der Todesstern das erste Mal in Betrieb genommen wird, oder aber sich ein Raumschiff von der Operationsbasis der Rebellen in die Lüfte erhebt und davon fliegt. Auch in den Dialogen fließen immer wieder Querverweise und Anspielungen mit ein, wie z.B. der bereits erwähnte Ordens der Whill. Besonders im letzten Drittel des Films öffnet sich dann die sprichwörtliche Büchse der Pandora und heraus kommt Star Wars Feeling pur. Das ist umso erstaunlicher, weil die unzähligen Nachdreharbeiten, vor allem für diesen Teil von Rogue One stattfanden. Da muss man die berechtigte Frage stellen: Wären (noch) mehr Nachdreharbeiten für die ersten beiden Drittel vielleicht auch angebracht gewesen? Auf jeden Fall verpufft der Vorwurf an Disney, sie hätten die Nacharbeiten angeordnet, um den Film familienfreundlicher zu gestalten. Das Gegenteil ist der Fall: Die FSK 12 Freigabe ist grenzwertig, denn als erster Star Wars Film überhaupt, ist Rogue One auch ein richtiger Kriegsfilm mit einer düsteren und dreckigen Atmosphäre. Die Leichtigkeit und den Witz von Episode VII sucht man hier vergebens, lediglich die trockenen Sprüche von Droide K-2S0 lockern das Geschehen auf. Weiterhin werden die Rebellen nicht als strahlende Helden dargestellt, sondern bewegen sich durchaus in Grauzonen, was Cassian Endor zu Beginn des Films relativ deutlich macht, indem er einen panischen Informanten in den Rücken schießt. In diesem Sinne ist das Experiment Rogue One durchaus gelungen und man muss es Disney hoch anrechnen, diesen Schritt gewagt zu haben.


Zu guter Letzt möchte ich kurz über die audiovisuelle Seite des Films sprechen. Rogue One gehört optisch zur absoluten Elite im Sci-Fi Bereich. Besonders die bereits angesprochene Weltraumschlach gehört mit zum Besten, was das moderne Kino zu bieten hat. Unzählige Schiffe in allen Größenordnungen, Explosionen und Laserstrahlen in den bekannten Farben sorgen für Staunen und Begeisterung. Aber auch am Boden geht es ordentlich zur Sache. Der Kontrast der südseehaften Strandkulisse zum brutalen Kriegstreiben ist optisch eine willkommene Abwechslung. Und spätestens wenn aus einer riesigen Rauchwand die ersten AT-ATC Walker auf die Rebellen losstürmen, hat Rogue One auf den letzten Kritiker auf seine Seite gezogen. Die musikalische Untermalung ist ebenfalls erste Sahne, auch wenn diesmal nicht John Williams an Bord war. Stattdessen zeichnet sich Michael Giacchino für den pompösen Soundtrack verantwortlich. Dieser ist kein unbeschriebenes Blatt und komponierte die Soundtracks zu Filmen wie Oben, Ratatouille und Star Trek. Auch wenn die Eigenständigkeit etwas verloren geht und Giacchino in seinen besten Momenten einfach nur Williams bekannte Melodien zitiert, passt seine Hanschrift sehr gut zum düsteren Serienableger im Star Wars Universum.

Hollywood Star Firest Whitaker spielt leider eine kleine und unbedeutende Rolle

Fazit: Es war unglaublich schwer Rogue One eine passende Bewertung zu geben. Der Film hat mich besonders in der ersten Hälfte nicht wirklich überzeugt. Die Handlung kam zu langsam in Fahrt und teilweise stellte sich sogar Langeweile ein, die aber immer wieder von den kleinen, feinen Star Wars Momenten durchbrochen wurde. Die neuen Charaktere konnten mich kaum überzeugen, vor allem Jyn hat mich bis zum Ende hin kalt gelassen. Es waren die bekannten Charaktere, die auch mit kurzen Auftritten für Gänsehaut-Momente sorgten. Der insgesamt düstere und dunkle Look des Films hat mir sehr gut gefallen und beweist, dass Disney auch durchaus den Mut zur Lücke hat, um etwas Neues zu probieren. Das an manchen Stellen gekonnt mit den Erwartungen der Fans gespielt wurde, fand ich zwar gelungen, aber trotzdem (ja man mag mich kleinlich nennen) war das Fehlen der bekannten Laufschrift und des Star Wars Themas, dann doch zu viel des Guten. Die Kehrtwende nimmt der Film dann im letzten Drittel des Films, denn hier wird es einfach nur genial. Die Weltraum- und Bodenschlachten sind bombastisch und gehören zum Besten, was man bis dahin gesehen hat. Die konsequenten Kriegshandlungen, das Opfer der Rebellen, Vader in Action und der Anschluss an Episode 4 sind schlichtweg toll. Deshalb war ich bis kurz vor Ende meiner Rezension gewillt, Rogue One 9 von 10 Punkten zu geben. Doch wenn man es rein objektiv betrachtet, kann ein Film, der in 2/3 seiner Zeit nicht auf ganzer Linie überzeugen kann, keine höhere Benotung bekommen. Auch wenn es ein bisschen im Fan-Herzen schmerzt, ist dies meine finale Wertung für  Rogue one - A Star Wars Story.



Samstag, 17. Dezember 2016

REVIEW: Charlotte


Man stelle sich einmal vor, man wacht eines Morgens mit einer besonderen Fähigkeit auf, die einen von allen anderen Menschen unterscheidet. So ergeht es auch Yu Osaka, der eines Tages feststellt, dass er die Kontrolle über andere Menschen übernehmen kann - allerdings nur für 5 Sekunden. Was würde man mit dieser speziellen Fähigkeit wohl machen? Yu entschließt seine Fähigkeit für seinen eigenen Vorteil zu nutzen. Während einer Klassenarbeit übernimmt er einfach nacheinander die Kontrolle über die klügsten Köpfe der Klasse und sahnt so natürlich Höchstnoten ab. Wenn er mal wieder von ein paar älteren Schülern genervt wird, übernimmt er einfach Einen der Gruppe und zettelt so eine Schlägerei an. Yu ist überheblich und arrogant und mit sich und seiner Fähigkeit mehr als zufrieden. Bis er dann eines Tages auf das mysteriöse Mädchen Nao Tomori trifft, die ihn mit einer Videokamera entlarvt und ihn mit seiner Fähigkeit konfrontiert. Außerdem offenbart sie ebenfalls eine besondere Fähigkeit: Nao kann sich vor genau einer Person unsichtbar machen. Sie bietet Yu an, an eine Schule für begabte Kinder und Jugendliche zu wechseln, die sogenannte Sternenmeer-Akademie. In die Ecke getrieben willigt Yu ein, aber nur unter der Bedingung, dass seine kleine Schwester Ayumi ebenfalls in das angrenzende Schulheim einziehen darf.

Zu Beginn nutzt Yu seine Fähigkeit für allerlei Blödsinn, z.B. unter fremde Röcke gucken.

 In den kommenden Tagen erfährt Yu von Nao den Sinn und Zweck der Sternenmeer-Akademie. Diese bietet begabten Kindern aus ganz Japan Schutz und Integrität. Denn sollten die besonderen Fähigkeiten der Schüler publik werden, warten wissensgierige Forscher und Wissenschaftler nur darauf, unmenschliche Experimente durchzuführen, um dem Ursprung der besonderen Fähigkeiten auf den Grund zu gehen. Da die besonderen Fähigkeiten mit dem Ende der Pubertät verschwinden, können die Schüler nach ihrem Abschluss ein ganz normales Leben führen. Die Aufgabe des Schülerrates (mit Nao als Anführerin) ist es, begabte Schüler in ganz Japan aufzuspüren und sie dazu zu bewegen, in die Sternenmeer-Akademie zu kommen. Yu lernt daraufhin zwei weitere Mitglieder des Schülerrates kennen: Jōjirō Takajō mit der Fähigkeit sich unglaublich schnell zu bewegen und den mysteriösen Kumagami, der nie etwas sagt, immer klitschnass auftaucht und anscheinend in der Lage ist, die Begabung von Anderen aufzuspüren und zu identifizieren.
Auch Yu wird fortan in die Aktivitäten des Schülerrates eingespannt und erlebt eine abenteuerliche Geschichte, voller Höhen und Tiefen.

Zu Beginn von Charlotte ist die Stimmung ausgelassen und es gibt viele Slapstick einlagen
Die kreativen Köpfe hinter Charlotte, zeichneten sich auch 2010 für den Anime Angel beats! verantwortlich. Vor allem optisch merkt man das dem Anime sofort an. Die Animationen sind hervorragend, mit vielen Details und in satten Farben getaucht. Die Charaktere sind weich gezeichnet und vor allem die Mädels mit großen Kulleraugen und niedlichen Gesichtszügen versehen. Die Umgebungen und Orte sind  sind mit Leben gefüllt und wirken authentisch. Ruhige Sequenzen und Standbilder, wechseln sich mit rasand geschnittenen Actionsequenzen ab, wobei es niemals hektisch wird. Wenn wir von einem Videospiel sprechen würde, dann wäre Charlotte wohl eines dieser Spiele, dass man in seine Konsole schiebt, um die Freunde mit der immensen Grafikpower zu beeindrucken. Soll heißen: Charlotte sieht einfach umwerfend gut aus. Die musikalische Untermalung ist ebenfalls sehr gelungen, auch wenn sie nicht ganz an die Meisterklasse von Angel beats! heranreicht. Das Opening ist stimmig und geht sofort ins Ohr, bietet aber genug Abwechslung und Eigenständigkeit, so dass es nicht langweilig wird. Und tatsächlich gibt es auch diesmal wieder eine hervorragende deutsche Synchronisation aus dem Hause Peppermint Deutschland. Hut ab!

Nao ist sehr niedlich, hat aber auch einen schwierigen Charkter und geht nie ohne Kamera aus dem Haus.

Audiovisuell ist Charlotte also nahezu über jeden Zweifel erhaben, aber wie steht es um den Kern des Ganzen, die Handlung?! Nicht nur auf visueller Ebene, sind die Parallelen zum inoffiziellen Vorgänger Angel beats! unverkennbar, sondern auch der Verlauf der Geschichte ist ähnlich aufgebaut. In den ersten Folgen von Charlotte entwickelt sich eine interessante, aber sehr leichtfüßige Geschichte. Die Stimmung ist positiv und humoristische Slapstick-Einlagen und Running Gags laden zum Lachen und Schmunzeln ein. Ziemlich genau zur Mitte der 13 Folgen werden die Zuschauer dann wie aus dem Nichts hart getroffen, als sich ein dramatischer Schicksalsschlag ereignet. Die darauf folgende Hoffnungslosigkeit wird langsam und behutsam wieder aufgelöst, bis zum sehr emotionalen Finale des Anime. Man merkt es schon: Charlotte ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle, die den Zuschauer packt und gebannt vor dem Bildschirm fesselt. Das funktioniert natürlich nur, wenn die Charaktere etwas beim Zuschauer auslösen. Dies ist bei Charlotte der Fall, denn die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet und mit sympatischen Wesenszügen versehen. So verfolgt man mit Spannung die Geschichte von Yu, Nao und den Anderen, bis die letzte Folge über den Bildschirm flimmert

Fazit: Charlotte ist für mich persönlich allerbeste Anime Unterhaltung. Die 13 Folgen bieten erstaunlich viel Handlung und Charakterentwicklung, wie man es in einer so kurzen Episodenanzahl eigentlich nicht vermutet. Der Zuschauer wird emotional gefesselt und fiebert jedem neuen Handlungsbogen entdecken. Auch für Anime-Anfänger ist Charlotte sehr zu empfehlen, mit dem typischen japanischen Anime-Humor sollte man aber umgehen können. Audiovisuell ist Charlotte allererste Güteklasse und einfach nur beeindruckend. Die sehr gelungene dt. Synchro und die tolle Aufmachung, runden das Gesamtbild ab.




Samstag, 12. November 2016

REVIEW: Beyond two Souls (PS4)



Beyond two souls ist das zweite Spiel des Studios Quantic Dream, dass es gerade als Bundle im Playstation Store zu kaufen gibt. Auch hierbei handelt es sich um eine Remastered Fassung, allerdings hat Beyond two souls nicht ganz so viele Jahre auf dem Buckel, wie sein Vorgänger Heavy Rain, denn es stammt aus dem Jahr 2013. Als Reaktion auf die Kritik von Heavy Rain, versprachen die Entwickler bei Beyond two Souls mehr Interaktion und mehr "Spiel". Außerdem wurde das Mitwirken von namenhaften Schauspielern wie Willem Dafoe und Ellen Page bekannt gegeben. Die Erwartungen waren also wieder einmal sehr hoch, doch auch Beyond two souls konnte nicht alle Kritiker vollends überzeugen. Ich habe das Spiel direkt nach Abschluss von Heavy Rain gespielt und möchte Euch im folgenden Review gerne meine Eindrücke mitteilen.

Der wohl offensichtlichste Unterschied zum indirekten Vorgänger Heavy Rain ist die Tatsache, dass man in Beyond two souls nur einen spielbaren Charakter vorfindet. Hierbei handelt es sich um das Mädchen Jodie Holmes (gespielt von Ellen Paige), die man durch unterschiedliche Stationen in ihrem Leben begleitet. Das erste Mal erleben wir Jodie bereits in sehr jungen Jahren, nämlich als 8-jähriges Mädchen. Sie lebt bei ihren Adoptiveltern. Wie schon der Vorgänger nutzt das Spiel die ersten Minuten, um den Spieler in die Steuerung einzuführen und relativ banale Aufgaben zu erledigen. Wir erleben Jodie als sehr zurückhaltendes und nachdenkliches Mädchen und relativ schnell wissen wir auch warum. Jodie ist seit ihrer Geburt mit dem geisterhaften Wesen Aiden verbunden. Dieser stammt aus der Infrawelt, einer Parallelwelt voller körperloser Wesen, auch Existenzen genannt. Jodie hat auf mysteriöse Weise Verbindung zu dieser Welt und wir des Nachts von diesen Existenzen geplagt. Aiden dagegen versucht alles in seiner Macht stehende zu tun, um Jodie zu beschützen. Dieser Beschützerinstinkt wird aber nicht selten zum Problem, da Aiden bestimmte Situationen missversteht. Kurze Zeit später gehen wir auf Bitten und Drängen von Jodies Mutter, raus in den winterlichen Garten zum spielen. Auf der angrenzenden Straße veranstalten ein paar Jungen eine Schneeballschlacht. Jodie mischt sich darunter, wird aber kurz darauf von einem der Jungen gegen ihren Willen eingeseift. Aiden sieht darin eine Bedrohung und würgt den Jungen fast bis zur Bewustlosigkeit. Die verzweifelten Adoptiveltern treffen daraufhin die Entscheidung, Jodie in die Hände des DPA zu geben, der Behörde für paranormale Aktivitäten. Dort trifft Jodie auf den Forscher Nathan Dawkins (gespielt von Willem Dafoe) und Cole Freeman. Beide studieren die außergewöhnlichen Geschehnisse rund um Jodie und Aiden, werden aber auch ganz schnell zu wichtigen Bezugspersonen.

Jodie versucht in einem Expermiment, Erinnerungen aus Gegenständen zu lesen.

Während der Zeit im Forschungsinstitut, lernt Jodie ihre Kräfte mehr und mehr unter Kontrolle bringen und ein Großteil ihres Potentials zu entfalten. Mit der Hilfe von Aiden ist sie z.B. in der Lage den Willen von anderen Menschen zu kontrollieren, oder mit den Geistern von Verstorbenen zu kommunizieren. Kurz darauf wird Jodie von der CIA zu Hilfe gerufen. Dort beschäftigt man sich ebenfalls mit der Erforschung der Infrawelt, doch das Experiment geriet außer Kontrolle. Durch ein Portal strömen böswillige Existenzen und töten das gesamte Forschungsteam. Nur Jodie kann die Situation unter Kontrolle bringen. Daraufhin erkennt die CIA das Potential von Jodie und entscheidet ihre weitere Ausbildung selber zu überwachen. Widerwillig muss Jodie das Forschungsinstitut und somit auch Nathan und Cole zu verlassen.

Die Geschichte von Jodie und Aiden ist streckenweise dramatisch und sehr emotional. Dabei ist es sehr vorteilhaft, dass der Spieler Jodie über einen so großen Zeitraum ihres Lebens begleitet. Die Identifikation mit dem Charakter ist enorm und somit auch die Empathie zwischen Spieler und Figur. Alles was Jodie erlebt und zustößt färbt auch auf den Spieler ab. Dementsprechnend erzählt Beyond two souls auch eine sehr persönliche Geschichte. Genau wie in Heavy Rain, haben wir in etlichen Situationen die Möglichkeit, den weiteren Verlauf der Handlung entscheidend zu beeinflussen. Manchmal sind die Ergebnisse Eures Handelns wirklich erschreckend. Zum Beispiel wenn wir einen Wutausbruch von Aiden nicht rechtzeitig stoppen und ein ganzes Familienhaus in Schutt und Asche legen. Zugegeben: Die Ereignisse können sich zwar unterschiedlich entwickeln, eine wirkliche Auswirkung auf den weiteren Verlauf der Handlung haben sie kaum. Erst zum Ende hin gibt es hier eine echte Gabelung der Handlung, die zu unterschiedlichen Ergebnissen führt. Am Ende eines Kapitels bekommen wir dann nicht nur die unterschiedlichen Wege und Möglichkeiten präsentiert, sondern auch wieviel Prozent der anderen Spieler ebenfalls unseren Weg gespielt haben. Der Wiederspielwert von Beyond two souls ist dementsprechend hoch, da man neugierig ist, was für Auswirkungen die nicht eingeschlagenen Wege wohl bringen.

Die Identifkation mit den Charakteren, vor allem Jodie, funktioniert auch deswegen so gut, weil wir echte Schauspieler präsentiert bekommen. Ellen Paige und Willem Dafoe wurden nahezu perfekt mittels Motion-Capturing ins Spiel transportiert. Gestik und Mimik sind fantastisch und profitieren von dem grafischen Spruch auf die Playstation 4.Natürlich sind beide Schauspieler auch mit ihrem deutschen "Stamm"-Synchronsprechern versehen. Insgesamt ist die Synchronisation sehr gelungen und auch die stimmungsvolle musikalische Untermalung trifft in allen Situationen des Spielgeschehens immer ins Schwarze.

Jodie wird mehrmals im Spiel verfolgt. Diese Momente sind spannend und intensiv inszeniert.


Wie schon geschrieben musste sich der "Vorgänger" Heavy Rain den Vorwurf gefallen lassen, zu wenig Spiel zu sein bzw zu wenig spielerischen Inhalt zu bieten. Beyond two souls versucht hier zumindest einen Schritt in die richtige Richtung, leider zeigt sich dabei aber schnell eine "Verschlimmbesserung" der Problematik.
Wir steuern Jodie in vielen Spielszenen direkt und haben jederzeit die Möglichkeit, zu Aiden zu wechseln. Dann schweben wir in der First-Person Ansicht durch die Luft und selbst Wände oder Decken sind für uns keine Hindernisse mehr. Zumindest so lange uns das Spiel nicht bewusst einschränkt. Ja, es gibt einen kleinen Storykniff, mit dem verhindert wird, dass wir mit Aiden quasi das ganze Level erkunden. Je weiter Aiden und Jodie voneinander entfernt sind, desto schwieriger wird es für Jodie eine Verbindung aufrecht zu erhalten, was mit starken Schmerzen verbunden ist. Das bedeutet, wir können eh nur einen kleinen Umkreis um Jodie erkunden. Dieser wird in bestimmten Situationen aber noch einmal verkleinert, nämlich genau dann, wenn das Spiel oder besser die Entwickler nicht wollen, dass wir mit Aiden auf Erkundungstour gehen. Das schränkt die spielerische Freiheit sehr stark ein. Ähnlich verhält es sich, wenn Aiden aktiv werden darf. Auch hier sind wir relativ stark eingeschränkt und wissen im Prinzip genau, zu welchem Zeitpunkt wir mit Aiden aktiv werden müssen, um weiterzukommen. Egal ob Jodie oder Aiden, wie schon bei Heavy Rain, müssen wir die Aktionen durch bestimme Bewegungen mit den Analogsticks ausführen. Während im quasi Vorgänger durch Pfeile die genaue Bewegung angezeigt wurde, müssen wir in Beyond two souls mehr oder weniger raten. In der Einführung sagt uns das Spiel, dass wir Jodies Bewegungen im Auge halten sollen und die Bewegung mit dem Stick nachvollziehen sollen. Schön und gut, nur ist das bsonders in hektischen Situationen nahezu unmöglich und endet sehr oft im Scheitern. Mit Aiden gestaltet sich das ganze noch schwieriger, denn wie soll man die "Bewegung" einer körperlosen, geisterhaften Gestalt nachvollziehen.

Davon ab steckt aber tatsächlich mehr "Spiel" in Beyond two souls. Durch die abwechslungsreichen Schauplätze, wird vor allem mehr Action geboten. Jodie durchläuft eine komplette Ausbildung bei FBI und wird später sogar für eine Tötungsmission in eine Kriegsgebiet geschickt. Wie in einem Stealth-Spiel schleichen wir uns hinter die feindlichen Linien und versuchen den direkten Feindkontakt zu vermeiden. An anderen Stellen bekommen wir es immer wieder mit den übernatürlichen Wesen der Zwischenwelt zu tun.

Beyond two souls bleibt ein Experiment und ein Spiel, was sicherlich nicht für Jedermann geeignet ist. Wer vor allem auf spielerische Abwechslung und Freiraum steht, wird mit Beyond two souls nicht glücklich. Der Fokus liegt ganz deutlich auf der toll erzählten Geschichte und den sehr realistischen Charakteren. Wer sich darauf einlassen kann, wird eine intensive Zeit mit Jodie und Aiden verbringen und auch noch lange darüber nachdenken.




Mittwoch, 31. August 2016

REVIEW: Heavy Rain (PS4)



Heavy Rain wurde bereits im Jahr 2010 für die Playstation 3 veröffentlicht. Das Spiel von dem französischen Entwickler Quantic Dream sorgte für sehr kontroverse Meinungen in der Fachpresse und unter den Spielern. Die eine Seite sah es als unkonventionelles und gelungenes Experiment, dass Videospiele noch auf Jahre hinweg beeinflussen werde. Die andere Seite bemängelte vor allem, dass es sich bei Heavy Rain um gar kein richtiges Spiel handeln würde, sondern eher um einen interaktiven Film. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich Heavy Rain anno 2010 nicht auf der PS3 gezockt habe. Auf der PS4 habe ich mir nun das Bundle Heavy Rain und Beyond two souls zugelegt und getestet. Was mein Eidnruck von Heavy Rain ist, könnt ihr im folgenden Review lesen.

Ethan Mars steht im Mittelpunkt der Ereignisse in heavy Rain

Die Geschichte von Heavy Rain beginnt in einer Familienidylle. Ethan Mars ist zweifacher Familienvater, treusorgender Ehemann und erfolgreicher Architekt. Die ersten Spielminuten steuern wir Ethan in seinem lichtdurchfluteten Haus und erlernen die grundlegende Spielmechanik, in dem wir banale Alltagsdinge erledigen. Wir helfen unserer Frau den Tisch zu decken, spielen mit unseren beiden Jungs im Garten oder fertigen mal eben eine Skizze für ein neues Gebäude an. Ja, das Leben von Ethan könnte wirklich traumhaft sein, doch schon bald ändert sich das Schicksal. In der nächsten Szene steuern wir Ethan in einem völlig überfülltem Kaufhaus. Ethan muss auf seinen Sohn Jason aufpassen, während seine Frau mit dem jüngeren Sohn Shaun Schuhe kaufen möchte. Doch Jason verschwindet in der Menschenmenge und Ethan findet ihn erst wieder, als es bereits zu spät ist. Ein heranrasendes Auto erfasst Jason und Ethan, der sich in letzter Sekunde vor seinen Sohn werfen will. Monate später erleben wir einen gebrochenen Ethan Mars, gezeichnet von seiner Trauer über den Verlust. Seine neue Bleibe ist gar nicht mehr so schick, im Gegenteil. Trotzdem versucht sich Ethan so gut es geht um seinen zweiten Sohn Shaun zu kümmern. Doch Ethan plagen seit dem Unfall und dem Tod seines Sohnes Jason immer wiederkehrende Blackouts. So auch eines Tages, als er mit Shaun im Park spielt. Als Ethan wieder zu sich kommt, ist Shaun verschwunden. Die Hinweise deuten auf den berüchtigten Origami-Killer hin. Dieser entführt und ermordet seit einigen Jahren immer wieder Kinder. Das Vorgehen des Killers ist dabei immer gleich: Die Kinder werden stehts im Herbst, bei starkem Regenfall entführt. Einige Tage später findet man sie ertrunken, mit einer Origamifigur in der Hand und einer Orchidee auf der Brust. Auch Shaun scheint dieses Schicksal bevor zu stehen und so versucht Ethan alles, um seinen Sohn zu retten.

Neben Ethan Mars steuert der Spieler noch 3 andere Personen. Einer davon ist
FBI Ermittler Norman Jayden

Die Hintergrundgeschichte von Heavy Rain bietet eine tolle Prämisse und spätestens wenn der Origami-Killer von Ethan Prüfungen verlangt, um seinen Sohn lebendig wieder zu sehen, werden deutliche Paralellen zu Hollywoodfilmen wie "Sieben" oder "Saw" deutlich. Das ist aber nichts schlimmes, im Gegenteil: Heavy Rain entwickelt eine Sogwirkung wie die gegannten Filme oder eben ein guter Krimi. Man möchte einfach wissen wie es weitergeht, dabei hat Autor David Cage einige Wendungen für den Spieler parat. Der Verlauf der Geschichte hängt allerdings stark vom Verhalten des Spielers ab, nicht umsonst gibt es 25 unterschiedliche Endsequenzen. An dieser Stelle möchte ich kurz erwähnen, dass Ethan Mars nicht der einzige spielbare Charakter von Heavy Rain ist. Neben ihm steuert der Spieler noch drei weitere Personen: Den Privatdetektiv Scott Shelby, der im Auftrag der Familien der Opfer den Fall des Origami-Killers untersucht. Den FBI Agenten Norman Jayden, der mit Zugriff auf allerlei High-Tech Equipment ebenfalls auf der Jagd nach dem Origami-Killer ist. Und Madison Paige, eine Journalistin die unter Schlaflosigkeit leidet und eher durch Zufall in die ganze Geschichte verwickelt wird. Mit jedem neuen Kapitel wechselt sich auch der spielbare Charakter, manchmal steuert man eine Person nur wenige Minuten Das mag sich hektisch anhören, entpuppt sich aber als gekonnter Schachzug, da so nie Langeweile aufkommt und die einzelnen Kapitel manchmal auch mit einem Cliffhanger enden - wie bei einer guten Serie.

Wie schon gesagt bestimmen die Entscheidungen des Spielers sehr stark den Verlauf der Geschichte von Heavy Rain. Das kann sogar so dramatisch sein, dass einzelne der vier spielbaren Charaktere noch vor dem Abspann das Zeitliche segnen. Auch die Rettung des Jungen Shaun liegt in der Hand des Spielers und was für ein Schicksal die vier Hauptpersonen am Ende des Spiels erwartet. Das sind eine ganze menge Variablen und im laufenden (Spiel-)Durchgang gibt es für jedes Problem unterschiedliche Lösungsansätze. Auch die Wahl der Antworten in den etlichen Dialogen kann entscheidend sein. Sind wir offen und ehrlich oder eher reserviert verhalten. Oder sind wir vielleicht sogar aggressiv und unfreundlich?! Wie man sich auch entscheidet, eine große oder kleine Auswirkung haben die eigenen Entscheidungen meistens.

Manchmal fordert Heavy Rain vom Spieler schnelle Entscheidungen,
die eventuell weitreichende Folgen haben

Die spannende und wendungsreiche Geschichte von Heavy Rain, geht Hand in Hand mit einer filmreifen Inszenierung. Die Kamera wird wie in einem Film eingesetzt, dass bedeutet es gibt unterschiedliche Blickwinkel, Schnitte und manchmal sogar Bild-in-Bild Inszenierungen, wie man es aus der TV-Serie 24 kennt. Die musikalische Untermalung passt sich dabei perfekt den aktuellen Geschehnissen auf dem Bildschirm an. Ein großes Lob gibt es von mir für die deutsche Synchronisation. Die Sprecher machen ihren Job hervorragend und interpretieren ihren Charakter sehr authentisch und gefühlvoll. Allerdings könnte es an manchen Stellen etwas lippensynchroner sein, aber das ist Meckern auf hohem Niveau.

Kommen wir zur grafischen Umsetzung und hier sei noch einmal erwähnt, dass ich Heavy Rain auf der Playstation 4 gespielt habe. Diese Version wurde auf technischer Seite ordentlich überarbeitet. Zuerst einmal wäre da die höhere Auflösung von 1080p, wodurch Heavy Rain knackig scharf  aussieht. Auch einige Texturen wurden verbessert und die Charaktermodelle überarbeitet. Am deutlichsten wird dies bei Madison Paige, die nun viel hübscher anzusehen ist. Licht- und Wettereffekte wurden ebenfalls verbessert und bereichern das positive Gesamtbild. Trotzdem kann Heavy Rain sein Alter nicht ganz verbergen, schließlich hat der Titel nun schon 6 Jahre auf dem Buckel. Insgesamt wurde ich aber positiv überrascht und die grafische Qualität der Remastered Fassung geht mehr als in Ordnung.

Viele Handlungen der Personen, müssen vom Spieler nachempfunden werden,
indem man den Analogstick nach unterschiedlichen Vorgaben bewegt.

Kommen wir nun zu dem spielerischen Aspekt von Heavy Rain, der von vielen Seiten kritisiert wurde. Die vier spielbaren Charaktere steuert man direkt und erkundet mit ihnen die Spielumgebung. Die Steuerung der Charaktere ist extrem schwammig und besonders bei schnellen Richtungswechseln, werden diese vom Charakter nicht umgesetzt. In einer Szene, als ich mich mit Ethan und Madison durch Autos im dichten Verkehr schlängeln musste, hat mich die Steuerung fasst in den Wahnsinn getrieben. Die Schauplätze, durch die man sich bewegt, sind in den meisten Fällen stark abgegrenzt. Wer gerne größere Areale erkundet wird also schon einmal enttäuscht. Bewegt man seinen Charakter an einen Gegenstand, mit dem man interagieren kann, wird ein entsprechendes Symbol eingeblendet. Meistens muss man die daraus resultierenden Handlungen mit dem rechten Analogstick ausführen. Dabei versucht das Spiel so gut es geht, die eigentliche Bewegung für den Spieler nachzuempfinden. Eine Drehung des Autoschlüssels ist demnach auch eine halbe Drehung mit dem rechten Analogstick. Objekte mit denen wir interagieren können gibt es etliche und nur wenige bringen uns wirklich weiter. So können wir in dem Hotelzimmer mit Ethan zwar auf dem Balkon gehen, uns dort ans Geländer lehnen oder alternativ in den Stuhl setzen, wirklich produktiv bei der Suche nach Shaun ist das aber nicht. Grundsätzlich ist es natürlich ganz spaßig die unterschiedlichen Möglichkeiten auszuprobieren. Schade ist nur, dass das Spiel uns bestimmte Dinge vorschreiben möchte. Zum Beispiel kann ich mit Ethan nur dann an den Kühlschrank gehen und etwas trinken, wenn das Spiel es für sinnvoll hält. Auch wenn es viele Möglichkeiten gibt, wirkliche Detektivarbeit muss man in den seltensten Fällen leisten. Es reicht eigentlich immer aus, den aktuellen Schauplatz so gut es geht zu untersuchen und nichts zu übersehen. Ein kleines bisschen anspruchsvoller wird es mit FBI Agent Norman Jayden. Der trägt eine VR-Brille und kann damit die Tatorte und eventuelle Spuren genauer unetrsuchen. Ziemlich cool: Wenn Jayden an seinem virtuellen Schreibtisch die Indizien rekonstruiert, kann man die virtuelle Realität so verändern, dass sein Schreibtisch z.B. auf dem Meeresgrund oder auf dem Mars steht. Spielerisch unbedeutend, optisch aber ein Knaller.

Und natürlich dürfen auch diverse Quick-Time-Events nicht fehlen. Meistens muss man als Spieler unter Zeitdruck die richtigen Tasten drücken, so wird z.B.eine Schlägerei simuliert. Dies sind die Momente, in denen Heavy Rain wirklich anspruchsvoll wird. Den neben den 4 Haupttasten, werden auch die Schulter- und Richtungstasten, sowie die Bewegungssteuerung des PS4-Controllers eingespannt. So kann es passieren, dass man wild drückend und fuchtelnd mit seinem Controller auf der Couch erwischt wird. Abschließend kann man sagen: Ja, in Heavy Rain steckt nicht so viel Interaktion wie bei den meisten Spielen üblich. Zieht man hier allerdings den Vergleich zu einem klassischen Adventure wie Monkey Island oder Day of the Tentacle, fällt schnell auf, dass die spielerischen Handlungen sehr ähnlich sind. Anstatt der typischen Aktionswörter in einem Adventure wie "Benutze Dies mit Das", haben wir bei Heavy Rain die unterschiedlichen Bewegungen mit dem Analogkontroller. Zugegeben, es gibt kein Inventar und keine kniffligen Rätsel, an diese Stelle rücken aber die flotten Quick-Time Events und die Dialoge und Entscheidungsfindung.



Für mich ist Heavy Rain also ganz deutlich ein Spiel und kein interaktiver Film. Wenn ich in bestimmten Quick-Time Events versage, kann das schlimme Folgen für meinen Charakter haben, gleiches gilt für schlecht gewählte Dialogoptionen. Gleichzeitig sage ich aber auch ganz deutlich: Heavy Rain ist nicht für jeden Spielertyp geeignet. Wer Aktion-ohne-Ende sucht ist bei Heavy Rain natürlich grundsätzlich falsch. Aber auch wer glaubt, er müsse groß angelegte Detektivarbeit leisten wird von Heavy Rain enttäuscht werden. Ich empfehle Heavy Rain vor allen Denjenigen von Euch, die viel Wert auf eine spannende Story und authentische Charaktere legen. Ich für meinen Teil wurde von der Geschichte ganz schnell in ihren Bann gezogen und wollte wissen wie es weitergeht. Wer ist der Origami-Killer? Welche Ambitionen hat er? Wie ist das Schicksal der Charaktere verknüpft? Was muss ich als nächstes tun, um der Rettung von Shaun ein Stückchen näher zu kommen? All diese Fragen haben mich beschäftigt und während des Spielens nicht mehr losgelassen. Während der Quick-Time Events war ich total angespannt und darauf bedacht, ja keinen Fehler zu machen. Mit einigen Entscheidungen habe ich mich wirklich schwer getan und am Ende hat es mich umso sehr gefreut, dass es mir tatsächlich gelungen ist, für die meisten Charaktere das bestmögliche Ende zu erzielen. Abschließend kann ich sagen, dass Heavy Rain ein tolles und einzigartiges Spieleerlebnis ist, dem man unbedingt eine Chance geben sollte. Ich habe die Reise mit Ethan Mars und Co jedenfalls nicht bereut.



Freitag, 26. August 2016

REVIEW: Twilight Force - Heroes of Mighty Magic



Durch Bands wie Rhapsody, Hammerfall und Edguy bin ich vor vielen, vielen Jahren zum Heavy Metal gekommen. Es ist also kaum verwunderlich, dass Power Metal noch immer zu meinen absoluten Lieblingsgenres im Metal Bereich zählt. Noch vor 1-2 Jahren war ich der Meinung, dass der Power Metal stagniert. Bekannte Größen konnten einfach nicht an alte Alben anknüpfen (Rhapsody), orientierten sich vom Power Metal weg (Edguy) oder brachten zwar ordentliche Alben heraus, die aber immer irgendwie das gleiche Programm abspulten (Freedom Call, Hammerfall). Doch dann kamen 2013 Gloryhammer quasi aus dem Nichts. Gegründet von Alestorm Frontmann Chris Bowes lieferten die Jungs zwei großartige Power Metal Alben der alten Schule ab. Ohne Frage ebnete dieser Erfolg den Weg für andere aufstrebende Power Metal Bands, so eben auch Twilight Force. Das erste Album der Jungs erschien noch bei dem sehr kleinen Label Sound Pollution, doch das reichte anscheinend schon aus, dass Nuclear Blast die Jungs unter Vertrag nahmen. Am 26.08.2016 ist nun ihr zweites Album erschienen, mit dem Titel "Heroes of mighty magic", ohne Frage eine Anspielung an die erfolgreiche Computerspielreihe.

Man merkt sofort das Nuclear Blast eines der größten Metal Label ist, denn die Ausstattung des Albums ist großartig. Die Digibook Edition kommt in einem aufwändigen Design daher, das Booklet ist auf dickem Papier gedruckt und beleuchtet neben den Songtexten noch die Bandmitglieder. Hier merkt man schon, dass die Jungs voll in ihrer Fantasywelt aufgehen, denn statt eines normalen Fotos, gibt es gezeichnete Fantasycharaktere, rollenspieltypisch mit Stats wie "Stärke" oder "Beweglichkeit" und ihrer aktuellen Ausrüstung. Wer selber gerne Rollenspiele spielt, hat beim stöbern im Booklet große Freude. Zusätzlich gibt es bei der Digibook Version noch eine zweite CD mit alternativen Versionen von 6 Album Songs. Für die Aufmachung und künsterliche Gestaltung gibt es also schon einmal die Höchsnote, doch kommen wir zum wichtigen Teil: der Musik.


 01. Battle of arcane might

Der Song wurde schon einige Wochen vor Release des Albums auf Youtube veröffentlich und ist der Grund, warum ich überhaupt auf Twilight Force aufmerksam geworden bin. Was die Jungs hier abliefern ist nicht mehr und nicht weniger als ein musikalisches Meisterwerk. Direkt zu Beginn wird man mit schnellen Drums und Bass angetrieben, untermalt von magischen Melodien. Die einsetzenden Vocals passen perfekt zur schnellen und treibenden Grundstimmung des Songs. Mit kurzen Choreinlagen wird zusätzlich auf den Refrain hingearbeitet, man erwartet etwas Großes und bekommt es auch. Mit treibendem Double-Bass setzt der epische Chorus ein, enorm kraftvoll und catchy dass er sofort im Gehörgang hängen bleibt. Man möchte quasi die Faust zum Himmel strecken und auf seinem Drachen in die Schlacht fliegen. Später folgt dann das obligatosiche Gitarrennsolo und danach eine sehr geile Instrumentalpassage, die mich sofort an den Soundtrack eines Disneyfilms erinnert hat (wirklich im positiven Sinne), die Instrumentalpassage steigert sich immer weiter und mündet nahezu perfekt in dem großartigen Refrain. Ein wahnsinniger Song!

02. Powerwind

Da wir jetzt Fahrt aufgenommen haben, ist es gut dass der nächste Song nicht vom Gaspedal runter geht. Powerwind ist eine stampende Uptempo Nummer. Nicht ganz so verspielt wie Battle of arcane might, aber trotzdem episch. Auch hier mündet der Song wieder in einem Refrain der sofort in Fleisch und Blut übergeht, der mit einer zusätzlichen Chor Untermalung einmal mehr die bombastische Note unterstreicht. Orchestrale Einsätze werden nicht sparsam eingesetzt, akzenturieren aber an den richtigen Stellen. Auch hier gibt es wieder eine kurze Instrumentalpassage, die absolut Soundtrackcharakter hat. Normalerweise empfinde ich solche Passagen als störend und Zeitverschwendung, doch bei Twilight Force entfaltet sich an diesen Stellen einmal mehr die fantastische Atmosphäre. Toll!

03. Guardian of the Seas

Mit einem ruhigen Keyboardintro werden wir im folgenden Song begrüßt, kurz darauf setzen Gitarren und Drums ein, es wird aber etwas auf die Bremse getreten. Guardian of the Seas ist eine Midtempo Nummer und setzt eher auf eindringliche Chorpassagen, als auf pure Epicness. So kommt der Refrain diesmal nicht ganz so bombastisch rüber, überzeugt aber trotzdem mit seiner Eingängikeit. Das folgende Gitarrensolo erinnert an alte Arbeiten von Luca Turilli. Abgerundet wird der Song von einem langsamen Outro, so dass sich Guardian of the Seas wie eine "Verschnaufpause" anfühlt, in der sich die Helden auf die kommenden Ereignisse vorbereiten. Im Vergleich zum Rest ein etwas schwächerer Song.

04.  Flight of the Sapphire Dragon

Eingeleitet wird der nächste Song von folkloristischen Klängen. Ich erwarte schon ein eingängiges Tanz- und Sauflied ähnlich Rhapsodys "Village of Dwarves", doch dann donnern die Gitarren los und werden von einer tollen Instrumentalpassage begleitet, die sich so leicht anfühlt, also reite man gerade wirklich auf dem Rücken eines Drachen. Epische Chöre setzen mit "Huu Haa" ein und verstärken das zuvor gewonnene Gefühl. Dann endlich die Vocals, eindringlich und nicht übertrieben schnell. Untermalt von den vorher beschriebenen Chören arbeitet man hier wieder auf den Chorus hin und baut ähnlich wie im Opener eine unglaubliche Spannung auf. Der Refrain löst diese gekonnt auf und vermittelt pure Gute-Laune-Feeling. Das bereits genannte Bild auf dem Rücken eines Drachen zu fliegen zieht sich also durch den gesamten Song. Ich finde es fantastisch, dass Twilight Force genau diese Bilder und Phantasien mit ihrer Musik auslösen können.




05. There and back again

Epische Songs mit einer Laufzeit jenseits der 10-Minuten Grenze tragen die Gefahr in sich, dass sie schnell langweilig werden können oder Überladen wirken. There and back again umschifft diese Klippen gekonnt und hört sich tatsächlich "mal eben" weg. Beim ersten durchhörend es Albums musste ich mich versichern, ob dies jetzt der 10 Minuten Epos war. Im Prinzip wird hier an der Songstruktur, die wir bereits mehrfach präsentiert bekommen haben, nichts verändert. Instrumentaler, stimmungsvoller Einstieg, Vocals und Gitarren setzen ein, alles arbeitet auf den tollen Refrain hin (auch hier wieder unglaublich eingängig und episch).  Nach ca. 4:30 Minuten entfaltet sich dann eine längere Instrumentalpassage. Es wird schon beinahe still, friedlich und bedacht untermalt von wunderschönen, weiblichen Chören. Anschließend folgt eine toll gesungene, langsame Bridge bis donnern das Gitarrensolo einsetzt. Danach ist es soweit, der große Auftritt von Rhapsody Frontmann Fabio Lione. Der schafft es mit seiner einzigartigen Stimme noch einmal eine ganze Schüppe Epicness oben drauf zu packen. Die obligatorische Storytelling-Erzählpassage darf natürlich nicht fehlen, fällt aber erfreulicherweise nur sehr kurz aus. Danach geht es direkt wieder mit einem tollen Gitarrensolo weiter, bis der bombastische Refrain das Stück nahezu perfekt abrundet. Wer übrigens trotzdem nich auf solche Langtracks steht, findet auf der Bonusdisc eine 5-minütige Short Version, die ebenfalls gut gelungen ist.



06. Riders of the Dawn

Es bleibt episch und schnell. Ähnlich wie Powerwind präsentieren Twilight Force hier einen schnellen, eingängigen Power Metal Song, der auch losgelöst aus dem Konstrukt des Konzeptalbums wunderbar funktioniert. Der Refrain dürfte live einiges an Potential besitzen, da man sehr einfach mitgrölen kann. Es weichen hier die Instrumentalpassagen zu Gunsten eines etwas längerem, aber gelungenem Gitarrensolo. Mit knapp 4 Minuten der kürzeste Song auf dem gesamten Album.

07. Keeper of Fate

Es gibt bei Keeper of Fate nicht wirklich etwas Neues zu berichten. Der Song spult die bekannten Zutaten ab, die wir auf dem gesamten Album präsentiert bekommen. Allerdings fehlt es hier etwas an Originalität und der Funke will auch nicht beim ersten hören rüberspringen. Keeper of Fate wirkt leider wie ein generischer Lückenfüller. Die hohe Qualität des restlichen Albums ist hier Fluch und Segen zugleich. Auf einem anderen, schlechteren Album könnte Keeper of  Fate vielleicht sogar als kleines Highlight punkten.

08. Rise of a hero

Was für ein merkwürdiger Anfang. Die erste Minute von Rise of a hero vermutete ich mich in einem Weihnachtssong wiederzufinden. Der kindliche Chor, mit Glöckchen untermalt vermittelt zumindest diese Stimmung. Mit einsetzen der Vocals und der Gitarren verschwindet diese Eindruck aber sehr schnell wieder und es entwickelt sich ein positiver und sehr bombastischer Song. Die Grundstimmung bleibt fröhlich mit Gitarren, Flöten und Keyboard untermauert. Auch hier bringe ich gerne wieder ein Bild zum besten, welches Rise of a hero bei mir ausgelöst hat. Der Song wirkt wie das positive Ende eines Film, in der der Held geehrt wird (zum Beispiel das Ende von Star Wars Erpisode IV).



09. To the stars

To the Stars wurde als zweiter Song auf Youtube vor Albumrelease veröffentlicht und knüpft wenig verwunderlich an die Qualität von Battle of arcane might an. Hier erwartet uns eine ähnlich brachiale uptempo Nummer mit fantastischem Refrain und einer bombastischen Inszenierung. Ein besonderes Merkmal möchte ich an dieser Stelle herausstellen: Die instrumentalpassagen haben hier eine deutlich andere Grundstimmung, denn sie wirken im wahrsten Sinne des Wortes abgehoben und erinnern an alte Star Trek Momente. ein großartiger Schachzug, denn immerhin geht es ja hier darum, dass die Helden "zu den Sternen reisen". Trotz der immer gleichen Rezeptur der Songs können Twilight Force mit solchen kleinen Handgriffen immer wieder positiv überzeugen.


10. Heroes of mighty magic

Wo andere Bands sich mit einem epischen Langstück begnügen, hauen die Jungs von Twilight Force direkt noch einen zweiten 10-Minuten-Kracher raus. Man merkt dem Song mehr als deutlich an, dass hier das Ende einer epischen Reise vermittel werden soll. Die sowieso schon positive grundstimmung wird auf die Spitze getrieben. Die ersten Minuten bleiben eher langsam und eindringlich, doch der Song steigert sich zur Midtempo Nummer mit gloreichen Chorpassagen. Nach einer Verschnaufpause gibt es ab Minute 4 eine erneute Steigerung des Tempos und es donnert Joakim Broden über uns hinweg. Der Sabaton Sänger hatte bereits auf dem ersten Twilight Force Album einen Gastauftritt. Hier sorgt er für weitere Abwechslung im epischen Schlusstrack des Albums. Ein mehr als gelungener Abschluss.

11. Epilogue

Das gesprochene Outro erzählt die Fantasygeschichte, die den Songs zugrunde liegt zu Ende. Das ist ganz nett, jedoch schafft es der Erzähler nie die Klasse von anderen Bands wie z.B. Rhapsody zu erreichen.

12. Knights of twilights Might

Den tatsächlichen Abschluss der Saga bildet ein knapp 2-minütiges Chor-Epos, dass sich anhört als wäre es die Nationalhymne der magischen Landen, in denen die Jungs von Twilight Force umherstreifen. Könnte so auch bei der Krönungszeremonie von Aragorn oder König Arthur laufen. Ich mag solchen Kitsch, also gibt es hier einen Daumen nach oben

FAZIT:
Heroes of mighty magic ist purer bombastischer Power Metal im Fantasygewand. Wer bis heute nichts mit Power Metal anfangen kann, den wird auch das neue Album von Twilight Force nicht bekehren, im Gegenteil. Aufgrund des hohen Kitschanteils, werden Power Metal Gegner wahrscheinlich einen leichten Würgereiz verspüren. Wer aber Power Metal mag, vor allem voller cheesy Lyrics, mit bombastischen Arrangements, mit epischen Chören und eingängigen Refrains, tja der wird aktuell fast nichts besseres finden und um Twilight Force nicht herum kommen. Ähnlich wie Gloryhammer im letzten jahr zünden Twilight Force hier ein großartiges Feuerwerk an Gute-Laune-Songs mit fantastischer Atmosphäre, der man sich kaum entziehen kann. Für Fans von Rhapsody (of Fire), die schon lange auf ein gleichwertiges Album zu Symphony of enchanted lands Part I und II warten: Zugreifen!!

P.S. Twilight Force haben am heutigen Tag bekannt gegeben, dass sie im nächsten Frühjahr Sabaton auf ihrer Deutschlandtour begleiten. Wer also nach diesem Review Bock bekommen hat, hat hier die Gelegenheit die Jungs live zu erleben!





Freitag, 27. Mai 2016

REVIEW: Warcraft - The Beginning





Filmische Umsetzungen von Videospielen gibt es einige, aber wirklich Gute muss man mit der Lupe suchen. Lediglich die erste Silent Hill Verfilmung und die Resident Evil Reihe sind sehenswert und unterhaltsam. Als das erste Mal von einem Film über Blizzards Warcraft Universum gesprochen wurde, waren meine Erwartungen sehr gespalten. Ich hatte natürlich die zahlreichen, schlechten Filme zu anderen Videospielen im Kopf - Far Cry, Blood Rayne oder Dungeon Siege um nur einige zu nennen. Außerdem fragte ich mich, ob das Thema Warcraft für ein großes Massenpublikum geeignet wäre, so dass ein Filmstudio genügend Geld in die Hand nimmt. Auf der anderen Seite dachte ich an Blizzard, diese besondere Spieleschmiede die einen hohen Anspruch an die eigene Qualität und deren Produkte zu haben scheint. Nicht umsonst wurden bereits Spiele eingestampft, weil Blizzard der Meinung war, sie würden den hohen Ansprüchen nicht gerecht werden (Warcraft das Adventure und Starcraft Ghost). Nachdem es die ersten Trailer zu Warcraft zu sehen gab, konnte ich mir noch immer kein klares Bild zu meinen Erwartungen machen. Die Trailer sahen sehr CGI-Lastig aus und zeigten wenig Handlung und Charaktere. Als ich den Film dann aber vorgestern im Kino gesehen habe, wurde ich überrascht. Ihr könnt in dieser Rezension lesen warum und was meine schlussendliche Meinung zum Film ist.

Die Orks in Wacraft sehen schlichtweg bombastisch aus

Draenor, die Welt der Orcs steht vor der Zerstörung. Der Ork-Hexenmeister Gul´dan nutzt die teuflische Magie des Fel, um ein Portal in eine neue Welt zu öffnen. Um das Fel zu gebrauchen, saugt Gul´dan die Lebensenergie aus hunderten von gefangenen Dranei, doch die Macht reicht nur kurz. In der kurzen Zeit, in der das Portal offen steht, werden nur die besten Krieger der Orks entsandt. Unter der Führung ihres Kriegshäuptlings Schwarzfasut und dem Hexenmeister Gul´dan selbst, soll die friedliche Welt Azeroth die neue Heimat der Orks werden. Unmittelbar nach ihrer Ankunft, beginnen die Orks die Bevölkerung abzuschalten, die Dörfer zu blündern und die natürlichen Ressourcen abzubauen. Alles zu dem Zweck ein weiteres Portal zu errichten, um die gesamte Horde nach Azeroth zu holen. Die Schreckensbotschaften über die brandschatzenden Neuankömmlinge erreichen auch bald den König der Menschen Llane Wrynn. Nachdem erste Verbände seiner Soldaten von den Orks einfach zerschmettert werden, setzt er seine Hoffnung in seinen besten Ritter Anduin Lothar und den größten Magier auf ganz Azeroth, den Wächter Medivh. Doch auch in den Reihen der Orks bildet sich eine Front gegen die eigenen Kameraden. Der ehrenvolle Häuptling des Clans der Frostwölfe, Durotan sieht die Gefahr in Gul´dan und der zerstörerischen Macht des Fels. Zum Wohle seines eigenen Volkes sucht er die Hilfe und Allianz der Menschen. Doch als das Treffen nicht so verläuft wie geplant, scheint eine blutige Auseinandersetzung unausweichlich.

König Llan Wrynn hält aufgrund der neuesten Schreckensbotschaften Kriegsrat

Der deutsche Untertitel des Warcraft Films lautet The Beginning und treffender hätte er auch nicht sein können. Der Film ist wie ein Auftakt zu etwas Großem und er liefert einen guten Einstieg in das vielfältige und komplexe Warcraft Universum. Die Geschichte beginnt tatsächlich dort, wo viele spätere Handlungsstränge ihren Ursprung haben: Die Invasion der Orks durch das dunkle Portal nach Azeroth. Genau diese Handlung war auch Grundlage des ersten Warcraft Strategiespiels - der Kreis schließt sich. Natürlich hätte man die Handlung auch viel später ansetzen können, um so beliebten Charakteren wie Thrall oder Arthas eine Bühne zu geben, doch die getroffene Entscheidung halte ich für die richtige. Denn immerhin soll Wacraft The Beginning nicht nur ein Film für Fans der Vorlage sein, sondern eben auch die breite Masse ansprechen. Und das ist wichtig, damit das Franchise erfolgreich sein kann. Trotzdem wird es für Diejenigen Zuschauer, die noch nie Berührungspunkte mit dem Warcraft Universum hatten, schwieriger sein, einen direkten Zugang zum Film finden. Zu schnell werden zu viele Charaktere und Orte vorgestellt und an manchen Stellen zu wenig erklärt.
Besonders zu Beginn wirkt Warcraft gehetzt und trotz seiner Laufzeit von 124 Minuten, hätte die eine oder andere Minute dem Film gut getan. Wer auch immer die Entscheidung getroffen hat, dass Warcraft keine längere Laufzeit spendiert bekommt, Regisseur Duncan Jones nutzt die ihm zur Verfügung stehende Zeit so gut es geht aus. Dieser dürfte übrigens nicht Jedem ein begriff sein, so ist seine Filmografie zwar noch nicht sonderlich lang, hat aber mit Moon und The Source Code aber zwei sehr unkonventionelle und spannende Filme zu bieten.

In der Handlung von Warcraft werden Orks und Menschen gleichermaßen beleuchtet. Das ist auch wichtig, denn schließlich soll der Zuschauer beide Seiten kennen lernen und eben nicht nur mit den Menschen sympatisieren. Auf wessen Seite der Zuschauer schlussendlich steht, kann er selber entscheiden, denn im Warcraft Universum gibt es nicht nur Schwarz und Weiß. Natürlich werden die Orks zu Beginn als blutrünstige Invasoren dargstellt, jedoch zeigt sich im Verlauf des Films, dass es sich durchaus um ein ehrenvolles Volk handelt. Ehre und Tradition sind ihnen wichtig und ein Ork würde auch nie lügen oder sich durch Verrat einen Vorteil verschaffen. Durotan und sein Clan der Frostwölfe ist hier natürlich stellvertretend und zeigt überdeutlich, dass die Orks eben nicht nur wilde Bestien sind. Dagegen werden die Menschen schon fast klischeehaft dargestellt und andere Völker wie zwerge und Elfen werden zwar kurz gezeigt, eine wirkliche Rolle spielen sie aber nie. So kann man unterm Strich sagen, dass die Orks die interessantere Fraktion in Warcraft darstellt.

Durotar der Häuptling der Frostwölfe ist der Hauptcharakter auf der Seite der Orks

 Die Geschichte die Jones erzählt ist die Grundlage für den visuellen Schauwert von Warcraft und da übertrifft sich der Film immer und immer wieder. Natürlich haben wir hier massenhaft CGI Aufnahmen und nur wenig realistische Schauplätze, aber das wäre bei einer Welt wie Azeroth auch wahrscheinlich nicht anders möglich gewesen. Trotzdem gibt es fantastische Schauplätze, die nicht selten mit ausufernden Kamerfahrten und Panoramabildern vorgestellt werden. Hier dürfte jedem Zuschauer der Mund offen stehen. Neulingen wegen der schieren Pracht auf der Kinoleinwand und alten Warcraft Hasen, weil sie viele der gezeigten Orte wiedererkennen dürften. Und wenn Anduin auf seinem Greif die fliegende Stadt Dalaran ansteuert, ist das schon ein toller Gänsehautmoment. Doch nicht nur die Landschaften sind eine optische Augenweide. Auch die Orks wurden großartig in Szene gesetzt. Sogar kleinste Details wurden an den Krieger ausgearbeitet und in der Masse gleicht kein Ork dem anderen. Wirklich fantastisch sind auch die Gesichtsanimationen der grünen Krieger geworden. Hier sieht man mehr als deutlich, das hinter jedem Hauptcharakter unter den Orks ein echter Schauspieler steckt. Gefühle und Emotionen werden hier sehr authentisch dargestellt und erreichen das Niveau der Oberliga. Ein weitere Augenschmaus sind die sehr lebendigen Magieffekte. Diese sind nicht nur optisch toll umgesetzt, sondern in ihrer gesamten Darstellung auch wirklich originell in Szene gesetzt. So merkt man bei jedem Spruch deutlich, dass es eine Vorbereitungszeit braucht. Diese kann je nach Stärke des Spruchs ein kurzes Augenzwinkern, oder sogar mehrere Sekunden andauern. Außerdem wird deutlich, dass die Magie immer eine Art Katalysator benötigt. Das Fel zieht seine Kraft aus der Lebensenergie anderer Wesen, während Medivh die Natur mit einbezieht.  Unterm Strich bleibt zu sagen, dass Warcraft ein Fest für die Augen ist, was man unbedingt auf der großen Leinwand schauen sollte, denn genau für solche Filme lohnt sich ein Kinobesuch. Auch das 3D ist hier wirklich gelungen. Zwar gibt es keine aufgesetzten Effekte, aber die räumliche Tiefe wirkt bei den tollen Kamerfahrten einfach großartig.

In Warcraft gibt es viele groaßrtige Szenen, z.B. wenn ein Greif über die Dächer der Stadt Dalaran fliegt.


In einem Film der übersetzt Kriegskunst heißt, wird natürlich auch viel gekämpft. Das Aufeinandertreffen von Menschen und Orks ist rau und hart. Für einen FSK 12 Film sind die Kämpfe sehr intensiv und an manchen Stellen fließt sogar Blut. Natürlich werden oft schnelle Kameraschnitte genutzt, um explizite Gewaltdarstellung zu umgehen und trotzdem haben mich die Kämpfe in Warcraft positiv überrascht.

Nun möchte ich einige Dinge zu dem Cast in Warcraft sagen. Es ist schon überraschend, dass bei dem großen Aufwand der offensichtlich betrieben wurde, die Namen der Schauspieler relativ unbekannt sind.  Menschenkönig Dominic Cooper und Ritter Anduin Lothar alias Travis Fimmel dürften noch die bekannteren Gesichter sein, gefolt von Medivh Darsteller Ben Foster. Der Rest dürfte nur eingefleischten Cineasten ein Begriff sein. Tatsächlich muss man sagen, dass die Orks den "realen" Schauspielern der Menschen die Show stehlen. Zwar geben sich die Beteiligten alle Mühe ihren Rollen gerecht zu werden, es fehlen jedoch die ganz großen Emotionen. Lediglich Ben Foster hat einige echt gute Momente und kann hier in Ansätzen zeigen, was er drauf hat. Was mich aber wirklich gestört hat, ist, das dass menschliche Ensemble in seiner Gesamtheit unglaublich jung ist. Keine Figur auf seiten der Menschen ist älter als 40 (oder sieht zumindest älter aus). Selbst der Weise Wächter Medivh, mit langem Bart und Zottelmähne, täuscht nicht darüber hinweg, dass der Mann unter der Maske die 40 noch nicht überschritten hat. Gleiches gilt für den König der Menschen oder seinen treuen Ritter. Extrem wird es dann erst, wenn in der menschlichen Armee Jungs und Mädchen in fetten Rüstungen rumrennen, die so aussehen, als hätten sie gerade erst ihr 18. Lebensjahr vollendet. Gibt es in Azeroth etwas keine weisen alten, oder kernig gealterten Männer? Die Besetzung von Medivhs Schüller Khadgar stört mich dabei insgesamt am meisten, daher er eine relativ große Bedeutung im Film hat und trotz Oberlippen-Flaumbart ebenfalls wie frisch von der Magierakademie wirkt.

Ritter Anduin Lothar ist die Speerspitze der menschlichen Armee

Kommen wir also zu meinem Fazit zu Wacraft: The Beginnung. Wie eingangs schon erwähnt, wurde ich positiv überrascht. Der Film war sehr viel besser als ich erwartet bzw befürchtet hatte. Er liefert wirklich bombastische Schauwerte, von den fantastischen Landschaften, über die großartig animierten Orks. Die Action ist bodenständig und die Kämpfe wuchtig inszeniert. Die Geschichte liefert die richtigen Ansätze, ist spannend erzählt, wenn auch streckenweise zu hektisch. Mein größter Kritikpunkt ist der angesprochene, sehr junge Cast auf der Seite der Menschen. Schlussendlich ist Warcraft tatsächlich nicht nur ein Film für Fans der Vorlage geworden. Diese werden natürlich sehr viel Freude mit dem Film haben, wenn sie Charaktere und Orte auf der großen Leinwand entdecken, die sie in der virtuellen Vorlage schon einmal selbst gesehen haben. Aber auch Warcraft Einsteiger werden durch die Schauwerte gut bedient, auch wenn sie an manchen Stellen nur Bahnhof verstehen dürften. So bleibt für mich ein durchaus sehr sehenswerter Film, der Lust auf mehr macht. Fans der Warcraft-Spiele dürfen auf meine Bewertung locker noch einen Punkt draufschlagen.



Mittwoch, 25. Mai 2016

REVIEW: Found - Mein Bruder ist ein Serienkiller



Heute ist es mal wieder Zeit für ein Filmreview der etwas anderen Art. Wenn man wie ich schon viele Horror- und Splatterfilme gesehen hat, ist man ständig auf der Suche nach etwas Neuem, Filmen die anders sind oder die einfach nur die Grenzen des guten Geschmacks neu definieren. Von dem Film Found - Mein Bruder ist ein Serienkiller habe ich mir sehr viel versprochen, immerhin wurde der Film in höchsten Tönen gelobt und auch auf zahlreichen Independent-Festivals mit Preisen ausgezeichnet. Nun habe ich mir den Film endlich ansehen können (natürlich die Uncut Version) und werde Euch in diesem Review meine Eindrücke schildern.

"Mein Bruder hat einen menschlichen Kopf in seinem Schrank" - die ersten Worte im gesamten Film zeigen schon einmal wohin die Reise geht bzw worum sich die Geschichte drehen wird. Die Stimme, die diese Worte sagt gehört dem zwölfjährigen Marty. Dieser ist genau wie sein großer Bruder Steve von Horrorfilmen fasziniert. Außerdem verbringt er wohl sehr viel Zeit damit, den Geheimnissen anderer Leute auf die Spur zu kommen. So weiß er z.B. das sein Dad in der Garage Pornohefte versteckt, seine Mutter unter dem Bett alte Liebesbriefe aufbewahrt und sein Bruder, nunja der scheint eben der titelbegebende Serienkiller zu sein. In einer Bowlingtasche im Schrank seines Zimmer, findet Marty immer mal wieder andere, abgetrennte Köpfe. Meistens von farbigen, selten von anderen Menschen. Wie Marty mit der Situation umgehen soll weiß er selber nicht und trotzdem zieht es ihn immer wieder in das Zimmer seines Bruders. In der Schule ist Marty das typische Opfer von fiesen Schlägertypen, hier in Form des dicken schwarzen Jungen Marcus. Dieser hänselt Marty nicht nur, er schlägt ihn auch und verbreitet fiese Gerüchte über ihn. Als Marty mit seinem Bruder Trevor darüber spricht, hat dieser natürlich den passenden Ratschlag: Marty muss sich wehren. Doch Marty ist mit der gesamten Situation mehr als überfordert, er sucht Ablenkung im Zeichnen von Comics und in Horrofilmen, die er sich zusammen mit seinem Freund David anschaut. Bei einem Besuch in der ortsansässigen Videothek, fällt Martys Blick auf ein VHS-Cover das eine blutige Fratze mit Totenkopfmaske zeigt. Er möchte sich den Film mit dem Titel Headless ausleihen, doch der Videothekenmitarbeiter teilt ihm mit, dass der Film vor einiger Zeit gestolen wurde. Am Abend findet Marty besagten Film im Regal seines Bruders und schaut ihn sich Abends mit seinem Freund David an. Der Film zeigt ein blutiges und bizarres Schauspiel. Ein Mann mit Totenkopfmaske, tötet und verstümmelt Frauen, schlägt ihnen die Köpfe ab, isst ihre Augen und hat anschließend mit dem leblosen Kopf Oralverkehr. In Martys Kopf wird der Schauspieler zu seinem Bruder Trevor und er fragt sich, ob dieser Film vielleicht der Auslöser für Trevors Morde war. David dagegen ist von dem Gezeigten mehr oder weniger gelangweilt und zieht Marty damit auf, dass er den ganzen Film über gezittert habe. Als sich auch David von Marty abzuwenden droht, eskaliert die Situation.



Found ist über weite Strecken mehr ein (Familien-)Drama als ein echter Splatterfilm. Die Abgründe, die sich in der Familie von Marty auftun, beschränken sich nicht nur auf seinen Bruder Steve. Sein Vater entpuppt sich als waschechter Rassist, der sich andauernd in laute und eskalierende Streitgespräche mit seinem älteren Sohn Steve verzettelt. Martys Mutter dagegen scheint vor allem die Augen zu verschließen und gaukelt sich selbst eine heile Welt vor. Sie weiß zwar, dass Marty in der Schule gehänselt und geschlagen wird, jedoch fällt ihr keine andere Lösung ein, als Marty am Folgetag von der Schule zu befreien und ihm als Wiedergutmachung Horrofilme auszuleihen. Und Marty ist zwischendrin, hilflos und er weiß nicht an wen er sich wenden soll. Also öffnet er sich seinem Bruder Steve, denn er mag den Steve von früher, hat aber Angst vor dem neuen Steve. Und trotzdem ist er der Einzige, der sich wirklich für die Probleme seines kleinen Bruders interessiert, der ihm Ratschläge gibt und der tatsächlich bereit ist, ihm zu helfen. natürlich weiß man bei einem Film wie Found, dass es kein friedliches Happy-End geben wird, stattdessen eskaliert die Situation und endet in einem mehr als beunruhigeden und blutigen Finale. 

Faszinierend dabei ist aber, dass die einzige explizite Gewalt, die man bis dahin präsentiert bekommt in dem Film-im-Film zu sehen ist. Der besagte Film mit dem Titel Headless wird dem Zuschauer in voller Länge präsentiert. Dabei wechselt das Bild von der unscharfen VHS Ansicht der 80er in eine moderne HD Variante - ein schöner Kniff, so als würde man wirklich einen modernen Slasher-Film sehen. Das gezeigte ist zwar mehr als explizit, aber auch mit Effekten versehen, die einfach unecht rüberkommen. Ob das nun Absicht ist, um den filmischen Charakter zu untermauern oder am geringen Budget von gerade einmal 8.000 $ liegt, kann ich nicht beurteilen. Fakt ist aber, dass der Film-im-Film Headless dermaßen populär geworden ist, dass er unlängst selber gedreht wurde. 

Das gerade angesprochene geringe Budget von Found, wirkt aber besonders im restlichen Film sehr stark. Der Film ist bodenständig, schnörkellos und wirkt an manchen Stellen wie ein Heimvideo. Dies verstärkt natürlich noch einmal die Intensität beim Zuschauer, da man zwischendurch das Gefühl hat, man würde eine Dokumentation über eine wahre Familie schauen. Doch das negative Budget hat nicht nur Vorteile. Die Splatteffekte wirken wie schon gesagt nicht besonders echt. Auch die abgetrennten Köpfe, die Marty bei seinem Bruder findet, hätten ruhig etwas realistischer aussehen können. Bei den Schauspielern ist der Eindruck ähnlich gespalten. Während die beiden Brüder einen sehr guten Job abliefern, sind einige Nebencharaktere wie Martys Freund David oder der Vater der Familie wirklich laienhaft dargestellt. 


 Found ist vor allem ein verstörendes Familiendrama. Die Abgründe die gezeigt werden sind real und zeigen überdeutlich, dass die heile Welt mancher Familien nur reine Fassade ist - auch wenn die Ausmaße in Found natürlich sehr extrem sind. Es ist schön zu sehen, wie ein Film wie Found mit den gängigen Vorurteilen spielt z.B. "Horrofilme erschaffen Serienmörder". Natürlich hört Steve auch ganz klischeehaft Heavy Metal und Marty als der gehänselte Außenseiter interessiert sich für Comics. Eine Meinung die leider noch immer sehr populär ist und die in Found ironisch überspitzt dargestellt wird. Wenn man als Zuschauer mit Marty diese bedrückende und alptraumhafte Reise antritt, muss man sich darauf einlassen können. Der Film zeigt wie schon mehrfach erwähnt wahre Abgründe auf und das kataklystische Finale ist absolut nichts für schwache Nerven. Insgesamt hat mir Found gut gefallen. Getragen wird der Film von der eindringlichen Geschichte und den beiden tollen Hauptdarstellern. Gestört haben mich wie schon gesagt die billigen Splattereffekte und die schlechten Schauspieler, rund um die Hauptcharaktere herum. Trotzdem sehenswert!