Freitag, 27. Mai 2016

REVIEW: Warcraft - The Beginning





Filmische Umsetzungen von Videospielen gibt es einige, aber wirklich Gute muss man mit der Lupe suchen. Lediglich die erste Silent Hill Verfilmung und die Resident Evil Reihe sind sehenswert und unterhaltsam. Als das erste Mal von einem Film über Blizzards Warcraft Universum gesprochen wurde, waren meine Erwartungen sehr gespalten. Ich hatte natürlich die zahlreichen, schlechten Filme zu anderen Videospielen im Kopf - Far Cry, Blood Rayne oder Dungeon Siege um nur einige zu nennen. Außerdem fragte ich mich, ob das Thema Warcraft für ein großes Massenpublikum geeignet wäre, so dass ein Filmstudio genügend Geld in die Hand nimmt. Auf der anderen Seite dachte ich an Blizzard, diese besondere Spieleschmiede die einen hohen Anspruch an die eigene Qualität und deren Produkte zu haben scheint. Nicht umsonst wurden bereits Spiele eingestampft, weil Blizzard der Meinung war, sie würden den hohen Ansprüchen nicht gerecht werden (Warcraft das Adventure und Starcraft Ghost). Nachdem es die ersten Trailer zu Warcraft zu sehen gab, konnte ich mir noch immer kein klares Bild zu meinen Erwartungen machen. Die Trailer sahen sehr CGI-Lastig aus und zeigten wenig Handlung und Charaktere. Als ich den Film dann aber vorgestern im Kino gesehen habe, wurde ich überrascht. Ihr könnt in dieser Rezension lesen warum und was meine schlussendliche Meinung zum Film ist.

Die Orks in Wacraft sehen schlichtweg bombastisch aus

Draenor, die Welt der Orcs steht vor der Zerstörung. Der Ork-Hexenmeister Gul´dan nutzt die teuflische Magie des Fel, um ein Portal in eine neue Welt zu öffnen. Um das Fel zu gebrauchen, saugt Gul´dan die Lebensenergie aus hunderten von gefangenen Dranei, doch die Macht reicht nur kurz. In der kurzen Zeit, in der das Portal offen steht, werden nur die besten Krieger der Orks entsandt. Unter der Führung ihres Kriegshäuptlings Schwarzfasut und dem Hexenmeister Gul´dan selbst, soll die friedliche Welt Azeroth die neue Heimat der Orks werden. Unmittelbar nach ihrer Ankunft, beginnen die Orks die Bevölkerung abzuschalten, die Dörfer zu blündern und die natürlichen Ressourcen abzubauen. Alles zu dem Zweck ein weiteres Portal zu errichten, um die gesamte Horde nach Azeroth zu holen. Die Schreckensbotschaften über die brandschatzenden Neuankömmlinge erreichen auch bald den König der Menschen Llane Wrynn. Nachdem erste Verbände seiner Soldaten von den Orks einfach zerschmettert werden, setzt er seine Hoffnung in seinen besten Ritter Anduin Lothar und den größten Magier auf ganz Azeroth, den Wächter Medivh. Doch auch in den Reihen der Orks bildet sich eine Front gegen die eigenen Kameraden. Der ehrenvolle Häuptling des Clans der Frostwölfe, Durotan sieht die Gefahr in Gul´dan und der zerstörerischen Macht des Fels. Zum Wohle seines eigenen Volkes sucht er die Hilfe und Allianz der Menschen. Doch als das Treffen nicht so verläuft wie geplant, scheint eine blutige Auseinandersetzung unausweichlich.

König Llan Wrynn hält aufgrund der neuesten Schreckensbotschaften Kriegsrat

Der deutsche Untertitel des Warcraft Films lautet The Beginning und treffender hätte er auch nicht sein können. Der Film ist wie ein Auftakt zu etwas Großem und er liefert einen guten Einstieg in das vielfältige und komplexe Warcraft Universum. Die Geschichte beginnt tatsächlich dort, wo viele spätere Handlungsstränge ihren Ursprung haben: Die Invasion der Orks durch das dunkle Portal nach Azeroth. Genau diese Handlung war auch Grundlage des ersten Warcraft Strategiespiels - der Kreis schließt sich. Natürlich hätte man die Handlung auch viel später ansetzen können, um so beliebten Charakteren wie Thrall oder Arthas eine Bühne zu geben, doch die getroffene Entscheidung halte ich für die richtige. Denn immerhin soll Wacraft The Beginning nicht nur ein Film für Fans der Vorlage sein, sondern eben auch die breite Masse ansprechen. Und das ist wichtig, damit das Franchise erfolgreich sein kann. Trotzdem wird es für Diejenigen Zuschauer, die noch nie Berührungspunkte mit dem Warcraft Universum hatten, schwieriger sein, einen direkten Zugang zum Film finden. Zu schnell werden zu viele Charaktere und Orte vorgestellt und an manchen Stellen zu wenig erklärt.
Besonders zu Beginn wirkt Warcraft gehetzt und trotz seiner Laufzeit von 124 Minuten, hätte die eine oder andere Minute dem Film gut getan. Wer auch immer die Entscheidung getroffen hat, dass Warcraft keine längere Laufzeit spendiert bekommt, Regisseur Duncan Jones nutzt die ihm zur Verfügung stehende Zeit so gut es geht aus. Dieser dürfte übrigens nicht Jedem ein begriff sein, so ist seine Filmografie zwar noch nicht sonderlich lang, hat aber mit Moon und The Source Code aber zwei sehr unkonventionelle und spannende Filme zu bieten.

In der Handlung von Warcraft werden Orks und Menschen gleichermaßen beleuchtet. Das ist auch wichtig, denn schließlich soll der Zuschauer beide Seiten kennen lernen und eben nicht nur mit den Menschen sympatisieren. Auf wessen Seite der Zuschauer schlussendlich steht, kann er selber entscheiden, denn im Warcraft Universum gibt es nicht nur Schwarz und Weiß. Natürlich werden die Orks zu Beginn als blutrünstige Invasoren dargstellt, jedoch zeigt sich im Verlauf des Films, dass es sich durchaus um ein ehrenvolles Volk handelt. Ehre und Tradition sind ihnen wichtig und ein Ork würde auch nie lügen oder sich durch Verrat einen Vorteil verschaffen. Durotan und sein Clan der Frostwölfe ist hier natürlich stellvertretend und zeigt überdeutlich, dass die Orks eben nicht nur wilde Bestien sind. Dagegen werden die Menschen schon fast klischeehaft dargestellt und andere Völker wie zwerge und Elfen werden zwar kurz gezeigt, eine wirkliche Rolle spielen sie aber nie. So kann man unterm Strich sagen, dass die Orks die interessantere Fraktion in Warcraft darstellt.

Durotar der Häuptling der Frostwölfe ist der Hauptcharakter auf der Seite der Orks

 Die Geschichte die Jones erzählt ist die Grundlage für den visuellen Schauwert von Warcraft und da übertrifft sich der Film immer und immer wieder. Natürlich haben wir hier massenhaft CGI Aufnahmen und nur wenig realistische Schauplätze, aber das wäre bei einer Welt wie Azeroth auch wahrscheinlich nicht anders möglich gewesen. Trotzdem gibt es fantastische Schauplätze, die nicht selten mit ausufernden Kamerfahrten und Panoramabildern vorgestellt werden. Hier dürfte jedem Zuschauer der Mund offen stehen. Neulingen wegen der schieren Pracht auf der Kinoleinwand und alten Warcraft Hasen, weil sie viele der gezeigten Orte wiedererkennen dürften. Und wenn Anduin auf seinem Greif die fliegende Stadt Dalaran ansteuert, ist das schon ein toller Gänsehautmoment. Doch nicht nur die Landschaften sind eine optische Augenweide. Auch die Orks wurden großartig in Szene gesetzt. Sogar kleinste Details wurden an den Krieger ausgearbeitet und in der Masse gleicht kein Ork dem anderen. Wirklich fantastisch sind auch die Gesichtsanimationen der grünen Krieger geworden. Hier sieht man mehr als deutlich, das hinter jedem Hauptcharakter unter den Orks ein echter Schauspieler steckt. Gefühle und Emotionen werden hier sehr authentisch dargestellt und erreichen das Niveau der Oberliga. Ein weitere Augenschmaus sind die sehr lebendigen Magieffekte. Diese sind nicht nur optisch toll umgesetzt, sondern in ihrer gesamten Darstellung auch wirklich originell in Szene gesetzt. So merkt man bei jedem Spruch deutlich, dass es eine Vorbereitungszeit braucht. Diese kann je nach Stärke des Spruchs ein kurzes Augenzwinkern, oder sogar mehrere Sekunden andauern. Außerdem wird deutlich, dass die Magie immer eine Art Katalysator benötigt. Das Fel zieht seine Kraft aus der Lebensenergie anderer Wesen, während Medivh die Natur mit einbezieht.  Unterm Strich bleibt zu sagen, dass Warcraft ein Fest für die Augen ist, was man unbedingt auf der großen Leinwand schauen sollte, denn genau für solche Filme lohnt sich ein Kinobesuch. Auch das 3D ist hier wirklich gelungen. Zwar gibt es keine aufgesetzten Effekte, aber die räumliche Tiefe wirkt bei den tollen Kamerfahrten einfach großartig.

In Warcraft gibt es viele groaßrtige Szenen, z.B. wenn ein Greif über die Dächer der Stadt Dalaran fliegt.


In einem Film der übersetzt Kriegskunst heißt, wird natürlich auch viel gekämpft. Das Aufeinandertreffen von Menschen und Orks ist rau und hart. Für einen FSK 12 Film sind die Kämpfe sehr intensiv und an manchen Stellen fließt sogar Blut. Natürlich werden oft schnelle Kameraschnitte genutzt, um explizite Gewaltdarstellung zu umgehen und trotzdem haben mich die Kämpfe in Warcraft positiv überrascht.

Nun möchte ich einige Dinge zu dem Cast in Warcraft sagen. Es ist schon überraschend, dass bei dem großen Aufwand der offensichtlich betrieben wurde, die Namen der Schauspieler relativ unbekannt sind.  Menschenkönig Dominic Cooper und Ritter Anduin Lothar alias Travis Fimmel dürften noch die bekannteren Gesichter sein, gefolt von Medivh Darsteller Ben Foster. Der Rest dürfte nur eingefleischten Cineasten ein Begriff sein. Tatsächlich muss man sagen, dass die Orks den "realen" Schauspielern der Menschen die Show stehlen. Zwar geben sich die Beteiligten alle Mühe ihren Rollen gerecht zu werden, es fehlen jedoch die ganz großen Emotionen. Lediglich Ben Foster hat einige echt gute Momente und kann hier in Ansätzen zeigen, was er drauf hat. Was mich aber wirklich gestört hat, ist, das dass menschliche Ensemble in seiner Gesamtheit unglaublich jung ist. Keine Figur auf seiten der Menschen ist älter als 40 (oder sieht zumindest älter aus). Selbst der Weise Wächter Medivh, mit langem Bart und Zottelmähne, täuscht nicht darüber hinweg, dass der Mann unter der Maske die 40 noch nicht überschritten hat. Gleiches gilt für den König der Menschen oder seinen treuen Ritter. Extrem wird es dann erst, wenn in der menschlichen Armee Jungs und Mädchen in fetten Rüstungen rumrennen, die so aussehen, als hätten sie gerade erst ihr 18. Lebensjahr vollendet. Gibt es in Azeroth etwas keine weisen alten, oder kernig gealterten Männer? Die Besetzung von Medivhs Schüller Khadgar stört mich dabei insgesamt am meisten, daher er eine relativ große Bedeutung im Film hat und trotz Oberlippen-Flaumbart ebenfalls wie frisch von der Magierakademie wirkt.

Ritter Anduin Lothar ist die Speerspitze der menschlichen Armee

Kommen wir also zu meinem Fazit zu Wacraft: The Beginnung. Wie eingangs schon erwähnt, wurde ich positiv überrascht. Der Film war sehr viel besser als ich erwartet bzw befürchtet hatte. Er liefert wirklich bombastische Schauwerte, von den fantastischen Landschaften, über die großartig animierten Orks. Die Action ist bodenständig und die Kämpfe wuchtig inszeniert. Die Geschichte liefert die richtigen Ansätze, ist spannend erzählt, wenn auch streckenweise zu hektisch. Mein größter Kritikpunkt ist der angesprochene, sehr junge Cast auf der Seite der Menschen. Schlussendlich ist Warcraft tatsächlich nicht nur ein Film für Fans der Vorlage geworden. Diese werden natürlich sehr viel Freude mit dem Film haben, wenn sie Charaktere und Orte auf der großen Leinwand entdecken, die sie in der virtuellen Vorlage schon einmal selbst gesehen haben. Aber auch Warcraft Einsteiger werden durch die Schauwerte gut bedient, auch wenn sie an manchen Stellen nur Bahnhof verstehen dürften. So bleibt für mich ein durchaus sehr sehenswerter Film, der Lust auf mehr macht. Fans der Warcraft-Spiele dürfen auf meine Bewertung locker noch einen Punkt draufschlagen.



Mittwoch, 25. Mai 2016

REVIEW: Found - Mein Bruder ist ein Serienkiller



Heute ist es mal wieder Zeit für ein Filmreview der etwas anderen Art. Wenn man wie ich schon viele Horror- und Splatterfilme gesehen hat, ist man ständig auf der Suche nach etwas Neuem, Filmen die anders sind oder die einfach nur die Grenzen des guten Geschmacks neu definieren. Von dem Film Found - Mein Bruder ist ein Serienkiller habe ich mir sehr viel versprochen, immerhin wurde der Film in höchsten Tönen gelobt und auch auf zahlreichen Independent-Festivals mit Preisen ausgezeichnet. Nun habe ich mir den Film endlich ansehen können (natürlich die Uncut Version) und werde Euch in diesem Review meine Eindrücke schildern.

"Mein Bruder hat einen menschlichen Kopf in seinem Schrank" - die ersten Worte im gesamten Film zeigen schon einmal wohin die Reise geht bzw worum sich die Geschichte drehen wird. Die Stimme, die diese Worte sagt gehört dem zwölfjährigen Marty. Dieser ist genau wie sein großer Bruder Steve von Horrorfilmen fasziniert. Außerdem verbringt er wohl sehr viel Zeit damit, den Geheimnissen anderer Leute auf die Spur zu kommen. So weiß er z.B. das sein Dad in der Garage Pornohefte versteckt, seine Mutter unter dem Bett alte Liebesbriefe aufbewahrt und sein Bruder, nunja der scheint eben der titelbegebende Serienkiller zu sein. In einer Bowlingtasche im Schrank seines Zimmer, findet Marty immer mal wieder andere, abgetrennte Köpfe. Meistens von farbigen, selten von anderen Menschen. Wie Marty mit der Situation umgehen soll weiß er selber nicht und trotzdem zieht es ihn immer wieder in das Zimmer seines Bruders. In der Schule ist Marty das typische Opfer von fiesen Schlägertypen, hier in Form des dicken schwarzen Jungen Marcus. Dieser hänselt Marty nicht nur, er schlägt ihn auch und verbreitet fiese Gerüchte über ihn. Als Marty mit seinem Bruder Trevor darüber spricht, hat dieser natürlich den passenden Ratschlag: Marty muss sich wehren. Doch Marty ist mit der gesamten Situation mehr als überfordert, er sucht Ablenkung im Zeichnen von Comics und in Horrofilmen, die er sich zusammen mit seinem Freund David anschaut. Bei einem Besuch in der ortsansässigen Videothek, fällt Martys Blick auf ein VHS-Cover das eine blutige Fratze mit Totenkopfmaske zeigt. Er möchte sich den Film mit dem Titel Headless ausleihen, doch der Videothekenmitarbeiter teilt ihm mit, dass der Film vor einiger Zeit gestolen wurde. Am Abend findet Marty besagten Film im Regal seines Bruders und schaut ihn sich Abends mit seinem Freund David an. Der Film zeigt ein blutiges und bizarres Schauspiel. Ein Mann mit Totenkopfmaske, tötet und verstümmelt Frauen, schlägt ihnen die Köpfe ab, isst ihre Augen und hat anschließend mit dem leblosen Kopf Oralverkehr. In Martys Kopf wird der Schauspieler zu seinem Bruder Trevor und er fragt sich, ob dieser Film vielleicht der Auslöser für Trevors Morde war. David dagegen ist von dem Gezeigten mehr oder weniger gelangweilt und zieht Marty damit auf, dass er den ganzen Film über gezittert habe. Als sich auch David von Marty abzuwenden droht, eskaliert die Situation.



Found ist über weite Strecken mehr ein (Familien-)Drama als ein echter Splatterfilm. Die Abgründe, die sich in der Familie von Marty auftun, beschränken sich nicht nur auf seinen Bruder Steve. Sein Vater entpuppt sich als waschechter Rassist, der sich andauernd in laute und eskalierende Streitgespräche mit seinem älteren Sohn Steve verzettelt. Martys Mutter dagegen scheint vor allem die Augen zu verschließen und gaukelt sich selbst eine heile Welt vor. Sie weiß zwar, dass Marty in der Schule gehänselt und geschlagen wird, jedoch fällt ihr keine andere Lösung ein, als Marty am Folgetag von der Schule zu befreien und ihm als Wiedergutmachung Horrofilme auszuleihen. Und Marty ist zwischendrin, hilflos und er weiß nicht an wen er sich wenden soll. Also öffnet er sich seinem Bruder Steve, denn er mag den Steve von früher, hat aber Angst vor dem neuen Steve. Und trotzdem ist er der Einzige, der sich wirklich für die Probleme seines kleinen Bruders interessiert, der ihm Ratschläge gibt und der tatsächlich bereit ist, ihm zu helfen. natürlich weiß man bei einem Film wie Found, dass es kein friedliches Happy-End geben wird, stattdessen eskaliert die Situation und endet in einem mehr als beunruhigeden und blutigen Finale. 

Faszinierend dabei ist aber, dass die einzige explizite Gewalt, die man bis dahin präsentiert bekommt in dem Film-im-Film zu sehen ist. Der besagte Film mit dem Titel Headless wird dem Zuschauer in voller Länge präsentiert. Dabei wechselt das Bild von der unscharfen VHS Ansicht der 80er in eine moderne HD Variante - ein schöner Kniff, so als würde man wirklich einen modernen Slasher-Film sehen. Das gezeigte ist zwar mehr als explizit, aber auch mit Effekten versehen, die einfach unecht rüberkommen. Ob das nun Absicht ist, um den filmischen Charakter zu untermauern oder am geringen Budget von gerade einmal 8.000 $ liegt, kann ich nicht beurteilen. Fakt ist aber, dass der Film-im-Film Headless dermaßen populär geworden ist, dass er unlängst selber gedreht wurde. 

Das gerade angesprochene geringe Budget von Found, wirkt aber besonders im restlichen Film sehr stark. Der Film ist bodenständig, schnörkellos und wirkt an manchen Stellen wie ein Heimvideo. Dies verstärkt natürlich noch einmal die Intensität beim Zuschauer, da man zwischendurch das Gefühl hat, man würde eine Dokumentation über eine wahre Familie schauen. Doch das negative Budget hat nicht nur Vorteile. Die Splatteffekte wirken wie schon gesagt nicht besonders echt. Auch die abgetrennten Köpfe, die Marty bei seinem Bruder findet, hätten ruhig etwas realistischer aussehen können. Bei den Schauspielern ist der Eindruck ähnlich gespalten. Während die beiden Brüder einen sehr guten Job abliefern, sind einige Nebencharaktere wie Martys Freund David oder der Vater der Familie wirklich laienhaft dargestellt. 


 Found ist vor allem ein verstörendes Familiendrama. Die Abgründe die gezeigt werden sind real und zeigen überdeutlich, dass die heile Welt mancher Familien nur reine Fassade ist - auch wenn die Ausmaße in Found natürlich sehr extrem sind. Es ist schön zu sehen, wie ein Film wie Found mit den gängigen Vorurteilen spielt z.B. "Horrofilme erschaffen Serienmörder". Natürlich hört Steve auch ganz klischeehaft Heavy Metal und Marty als der gehänselte Außenseiter interessiert sich für Comics. Eine Meinung die leider noch immer sehr populär ist und die in Found ironisch überspitzt dargestellt wird. Wenn man als Zuschauer mit Marty diese bedrückende und alptraumhafte Reise antritt, muss man sich darauf einlassen können. Der Film zeigt wie schon mehrfach erwähnt wahre Abgründe auf und das kataklystische Finale ist absolut nichts für schwache Nerven. Insgesamt hat mir Found gut gefallen. Getragen wird der Film von der eindringlichen Geschichte und den beiden tollen Hauptdarstellern. Gestört haben mich wie schon gesagt die billigen Splattereffekte und die schlechten Schauspieler, rund um die Hauptcharaktere herum. Trotzdem sehenswert!


 

Montag, 16. Mai 2016

REVIEW: Eurovision Songcontest 2016

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Der Eurovision Songcontest - Jedes Jahr auf´s neue stelle ich mir selber die gleiche Frage: "Warum guckt ein Heavy Metal Fan und Liebhaber von anspruchsvoller Musik eigentlich diese Sendung?" Eine richtige Antwort habe ich darauf eigentlich nie! Meistens ist es einfach die Neugier, welche skurrilen Figuren und seltsames Liedwerk dem Zuschauer präsentiert werden. Dieses Jahr war allerdings der deutsche Vorentscheid ein Pflichttermin, denn mit Avantasia stellte sich einer meiner absoluten Lieblingsbands dem Voting der deutschen Mainstream-Familie - die Chance mal richtig gute Musik zum Eurovision Songcontest zu schicken. Leider landete die Band von Tobias Sammet nur auf einem sehr guten dritten Platz. Stattdessen durfte das "Manga-Girl" Jamie Lee mit ihrem Song "Ghost" nach Stockholm fahren und uns dort repräsentieren. Im Vorfeld rechnete ich der jungen Dame dabei sogar gute Chancen aus. Sie ist jung, sieht relativ niedlich aus, hat eine gute Stimme, trägt ein total beklopptes Outfit und bringt einen eingängigen Song mit. Alles Qualitätsmerkmale, für viele Punkte und eine hohe Platzierung - denkste! Der Eurovision Songcontest 2016 wurde für mich zum absoluten Ärgernis und außerdem als das genutzt, was er nie sein sollte: eine politische Bühne. Aber schön der Reihe nach.

                              Mans Zelmerlöw und Petra Mede führten uns charmant durch den Abend.
Die Gastgeber des Abends sind der Vorjahressieger Mans Zelmerlöw und die schwedische Komödiantin Petra Mede. Den Beiden muss man zugestehen, dass sie die Zuschauer sehr charmant und mit viel Witz durch den Abend führen. In der Votingpause performen die Beiden einen Song, der angeblich alle Qualitäten eines ESC Siegerliedes ausmacht - und ziehen die Veranstaltung damit ordentlich durch den Kaffee. Hier habe ich mehr als einmal herzlich gelacht. Unterstützung bekommen sie in ihrer Performance unter anderem durch die ehemaligen Sieger Lordi, die einmal mehr das europäische Publikum schocken dürfen. Als prominenter Act, darf Justin Timberlake die Bühne betreten. Auch wenn ich kein großer Bewunderer seiner Musik bin, war es schon sehr erstaunlich, dass so eine musikalische Größe beim ESC auftritt. Doch so nett die Rahmenbedingungen auch waren, eigentlich geht es ja um die Teilnehmer und ihre Songs und hier zeigt sich der ESC dieses Jahr schon fast handzahm.

Der polnische Beitrag, zählte mit unserer Jamie-Lee tatsächlich zu den wenigen Paradisvögeln.

Im Gegensatz zu den Jahren zuvor, gab es in diesem Jahr keinen richtigen Sonderling, zumindest nicht in der Kategorie Stefan Raab, Lordi oder der singenden Großmütter aus Polen. Tatsächlich ist es unsere Kandidatin Jamie-Lee, die mit ihrem verrückten Mangaoutfit und dem noch bekloppteren Kopfschmuck, an der Spitze der Absurditätenskala liegt. Direkt dahinter kommt dann der singene Zirkusdirektor Michael Szpak. Mit langen Haaren, schwarzlackierten Fingernägeln und der Pommesgabel, hatte ich im ersten Moment tatsächlich Hoffnung, wir würden echten Metal beim ESC zu hören bekommen, stattdessen gibt es eine typische Weichspülballade auf die Ohren. Der Rest der Kandidaten zeigt sich relativ handzahm, zumindest im Rahmen des ESC. Natürlich sind manche Kostüme und Kleider trotzdem jenseits aller guten Geschmäcker, aber das gehört auch irgendwie dazu. Warum man eine Dame, die im vierten Monat Schwanger ist, in ein ultra knappes Kleid stecken muss, bleibt mir trotzdem ein Rätsel. Nun gut, ich lasse also die Kandidaten über mich ergehen und wundere mich wie schon gesagt über die wenigen Freaks und die tatsächlich hohe Dichte von ordentlichen Songs. An Position 10 darf dann auch unsere kleine Jamie-Lee ran. Zu Beginn sichtlich nervös fängt sie sich aber und liefert eine ziemlich gute Performance ab. Für mich stand es zu diesem Zeitpunkt außer Frage, dass sie es zumindest in die Top Ten schaffen würde.

Die drei besten Auftritte und Lieder kamen aber aus anderen Nationen. Die in meinen Augen drittbeste Performance lieferte der Russe Sergey Lazarev ab, der übrigens auch bei den führenden Buchmachern ein ganz heißer Kandidat für den Sieg war. Sergey ist ohne Frage ein cooler Typ, mit Tattoos und Dauergrinsen, dürfte er vor allem die weiblichen Zuschauer zum schmelzen bringen. Sein Song ist zwar nicht mehr als eine gehobene Disconummer, die man so schon mehr als einmal gehört hat, aber auch super eingängig und ein wahrer Ohrwurm. Dazu kommt eine fantastische Bühnenshow. Unterstützt von einer Videoleinwand, wird sein Auftritt schon fast zu einer Illusionsshow - toll. 

 Der Russe Sergey Lazarev überzeugt mit einer bombastischen Bühnenshow.

Der zweitbeste Auftritt kommt aus Israel. Ich sollte aber passender sagen, der zweitbeste Song, denn der Auftritt von Sänger Hovi Star ist absolut nicht mein Fall. Eine Frisur zum davonlaufen und mit einem schwarzen Glitzeranzug, sieht der Kerl einfach nur übertrieben schwul aus.  Der Song "Made of Stars" haut mich dafür richtig vom Hocker. Ich mag ruhige, eindringliche Balladen, die nach hinten raus mit einer ordentlichen Steigerung sprichwörtlich explodieren. Genau das liefert Made of Stars. Für mich der beste Song des Abends, aber da hier das Gesamtpaket zählt, reicht es nur zum zweiten Platz. Auf Platz 1 steht für mich die Asiatin Dami Im, die Australien vertritt. Moment mal?! Australien bei einem europäischen Gesangswettbewerb - tja beim ESC ist nunmal alles möglich. Scheiß drauf, denn die zierliche Dame kann mit ihrer wuchtigen Stimme wahrscheinlich sogar Mauern einreißen. Hier zeigt sich gesanglich die wahrhaft beste Performance des Abends. Noch dazu kann Dami Im mit einer stimmigen Bühnenshow überzeugen, die herrliche Bodenständig bleibt. Und zu guter Letzt ist ihr Lied "Sound of Silence" ebenfalls richtig toll. Mal wieder handelt es sich um eine kraftvolle Ballade (an dieser Stelle fiel mir dann auf, dass ich durchaus eine schwäche für Balladen haben könnte - who knows?!). Nun möchte ich es nicht versäumen, die für mich schlechteste Performance zu erwähnen, denn sie sollte an diesem Abend noch eine tragende Rolle spielen. Bereits in ihrem Einspieler, wurde der Song der ukrainischen Sängerin Jamale erwähnt. In dem Lied mit dem Titel "1944" geht es um die Deportation der Krimtataren unter dem sowjetischen Diktator Josef Stalin, was Jamala am Beispiel ihrer eigenen Großmutter besingt. Nun kann und muss man sich zurecht fragen, ob solch ein politisch-ambitionierter Text, bei einer Veranstaltung wie dem ESC überhaupt eine Bühne bekommen sollte. Zu diesem Zeitpunkt war die Frage für mich aber gar nicht so präsent, denn der Auftritt von Jamala war einfach nur furchtbar. Ihr Gesang driftete stellenweise in ein schwerlich zu ertragendes Gejodel ab, während ihre "Tanzeinlagen" und gesamte Körpersprache eher nach einem epileptischen Anfall aussahen.

Jenseits der 23 Uhr wurde es dann endlich Zeit für die Punktevergabe. In diesem Jahr gab es beim ESC sogar eine mehr als gravierende Neuerung. Während in den Vorjahren die Jury und Fans der einzelnen Länder eine Gesamtpunktzahl von maximal 12 Punkten zu vergeben hatten, wurden diese Punkte nun voneinander getrennt. Das heißt es gab aus jedem Land 24 Punkte für den besten Auftritt - 12 von der Jury und 12 von dem Zuschauer-Voting. Spannend blieb aber, wie diese präsentiert werden sollte. Zuerst blieb alles beim Alten - nach und nach schaltete man sich durch die 42 Länder und bekam von den dortigen Repräsentanten die Punkte serviert. Schon hier zeigte sich meine erste Verwunderung, denn anscheinend gab es zwei heiße Favoriten: Dami Im aus Australien, die auch bei mir hoch im Kurs stand und tatsächlich Jamala aus der Ukraine, mit ihrem politisch-kontroversen Gejaule. Unsere kleine Jamie-Lee bekommt von der gesamten internationalen Jury übrigens nur einen Punkt und steht an letzter Stelle. Sehr, sehr schade und so drückte ich meine beiden Daumen dann doch lieber für Dami Im. Nach der Punktevergabe durch die Jury sieht es gut aus - gute 100 Punkte Vorsprung hat die zierliche Asiatin vor Jamala. Doch dann kommt das Voting der Zuschauer. Hier entschließt man sich die Punktewerte aus allen Ländern zu addieren und einfach von "Am wenigsten" zu "am meisten" einen kumulierten Wert zu vergeben. Und auch wenn der Russe Sergey Lavarez die meisten Punkte aus dem Publikum erhält, steht am Ende als Gewinnerin tatsächlich Jamala fest - what the fuck?!

 Jamala aus der Ukraine liefert eine grauenhafte Performance ab. Ihr Song "1994" hat außerdem einen politisch-ambitionierten Text.

Ich sinke entsetzt in mein Sofa und kann es eigentlich gar nicht richtig glauben. Diese schreckliche Performance, gesanglich absolut daneben mit einem mehr als austauschbaren Song soll der diesjährige Gewinner sein. Das Ergebnis macht eine durchaus spaßige und sehenswerte Veranstaltung zunichte und macht mich einfach nur wütend. Für den Erfolg kann es eigentlich nur eine Erklärung geben: der Text und genau hier liegt der Hase im Pfeffer. Die Regularien des ESC verbieten nämlich eigentlich jedes politische Statement im Wettbewerb. Auch das Abschneiden unserer Jamie-Lee macht mich wütend. Mit einer durchaus tollen Performance wird sie auf den letzten Platz abgestraft und unterstreicht, dass der ESC mittlerweile wahrscheinlich doch mehr politische Bühne, als reine Unterhaltsungsshow ist. Nach der Veranstaltung gab es in der Presse viele Berichterstattungen, die diese Behauptung untermauern. Ein Mitglied der European Broadcastin Union, hatte schon im Vorfeld in einem Interview angekündigt, dass man versuchen würde einen Sieg von Russland zu verhindern. Auch die Aufschlüsselung der Punkte aus dem Publikum spricht Bände. Hier war der russische Beitrag nämlich der Favorit, während es aus vielen Ländern von der Jury 0 Punkte gab. Das Ganze gipfelt dann darin, dass die Ukraine für die Veranstaltung im nächsten Jahr, schon Bedinungen an Russland stellt. Es dürfen nur diejenigen russischen Sänger teilnehmen, die anerkennen, dass „die Besetzung der Krim und die Okkupation ein Teil des Donbass Verbrechen ist“. Putin dagegen kündigt an, dass man die Veranstaltung im nächsten Jahr wahrscheinlich boykottieren werde. Ob ich nächstes Jahr wieder einschalten werde - aktuell stelle ich dahinter mal ein ganz großes Fragezeichen!

Zu guter Letzt, habe ich hier noch meine persönliche Punktevergabe für Euch



Samstag, 7. Mai 2016

REVIEW: The First Avenger - Civil War

Nur einen Monat, nachdem sich die beiden größten DC Helden in Batman v Superman gegenüberstehen, ruft auch das MARVEL Universum zum Kampf zwischen den Superhelden auf. Aber im dritte Teil der Captain America Filme mit dem Titel "The First Avenger: Civil War" stehen sich nicht nur zwei Kontrahenten gegenüber, sondern gleich eine ganze Gruppe von Helden. Nahezu alle bis dato bekannten Marvel Helden plus noch einige Neuzugänge haben ihren Auftritt, soviel haben die Trailer schon verraten. Ob der Film dadurch überladen wirkt und wie gut der Bürgerkrieg der Superhelden geworden ist, werde ich Euch in diesem Review sagen.


Die Avengers sind die mächtigsten Helden der Erde, so sollte es zumindest sein, doch ihre Einsatzstärke ist seit der Schlacht gegen Ultron (Marvel´s The Avengers 2 - Age of Ultron) etwas dezimiert. Bruce Banner alias der Hulk ist verschwunden, Thor kümmert sich in Asgard um seine eigenen Probleme und auch Iron Man Tony Stark nimmt sich eine Auszeit von den Avengers. 
Doch unter der Führung von Captain America, sehen sich die übrig gebliebenen Helden Scarlet Witch, Falcon, Vision, War Machine und Black Widow weiterhin dem Schutz der Menschheit verpflichtet. Zu Beginn des Films, jagen die Avengers den skrupellosen Söldner Crossbone in der nigerianischen Metropole Lagos. Als Crossbone gestellt und in die Enge gedrängt wird, zündet dieser eine Bombe, um sich selbst und Captain America zu töten. Zwar kann Scarlet Witch mit Hilfe eines ihrer Kraftfelder den Captain schützen, jedoch explodiert die Bombe in einem bewohnten Hochhaus und mehrere dutzend Unschuldige finden den Tod. Im Auftrag der Vereinten Nationen, fordert der US-Außenminister Thaddeus Ross die Avengers auf, ein Abkommen zu unterzeichnen. Durch das sogenannte Sokovia Abkommen sollen die Avengers nicht mehr als Privatorganisation agieren, sondern werden direkt einem Gremium der Vereinten Nationen unterstellt. So sollen in Zukunft zivile Opfer wie in Lagos, Sokovia oder New York verhindert werden. Ein prominenter Befürworter des Abkommen ist Tony Stark höchstselbst, der versucht seine Mitstreiter zu überzeugen. Captain Amerika hingegen befürchtet, dass ein solches Abkommen die Handlungsfähigkeit der Avengers zu sehr einschränken wird. Trotzdem entschließt sich ein Teil des Teams, das Abkommen zu unterzeichnen. Während einer Versammlung der Vereinten Nationen in Wien, soll das Abkommen ratifiziert werden, doch ein fataler Bombenanschlag kostet einige Politiker das Leben. Schnell wird ein Bild des mutmaßlichen Täters veröffentlicht, bei dem es sich um keinen anderen als den Winter Soldier Bucky Barnes handelt. Captain America und der Falcon Sam Wilson machen sich auf dem Weg, um Bucky vor dem UN-Einsatzkommando zu finden. Da sie sich somit auf die Seite eines Terroristen stellen, kommt es zum unausweichlichen Konflikt zwischen den Helden und einstigen Kampfgefährten...

 US Außenminister Thaddeus Ross, zeigt den Avengers allzu deutlich die Auswirkungen ihrer Einsätze.

Am besten lasse ich die Katze gleich aus dem Sack, in dem ich sage: The First Avenger schlägt den direkten Konkurrenten Superman v Batman mit Leichtigkeit und ja, Civil War avanciert zum bis dato besten Marvel Film überhaupt. Ich kann all Diejenigen beruhigen, die dachten der Film würde durch die Vielzahl an Figuren und Charakteren überladen wirken, denn dem ist nicht so. Aber der Reihe nach. Mit 2 1/2 Stunden Laufzeit ist Civil War natürlich ein Schwergewicht, doch die Laufzeit merkt man dem Film zu keiner Zeit an. Im Gegenteil, die Regisseure und Brüder Anthony und Joe Russo nutzen jeder verfügbare Minute, um den Konflik zwischen den Helden auszuleuchten. Der Auslöser zu Beginn des Films ist nachvollziehbar, bildet aber nur den sprichwörtlichen Tropfen, der das Fass zum überlaufen bringt. Warum die Regierung in Form der Vereinten Nationen eingreift ist plausibel, ebenso wie die Bedenken und der Zuspruch der einzelnen Helden. Dabei wirken die Positionierungen keinesfalls zufällig oder an den Haaren herbei gezogen, sondern wohl überlegt. Zum Beispiel Vision, der als rational denkende KI das Abkommen befürwortet, da es ihm in erster Linie darum geht, Menschenleben zu schützen (siehe auch Age of Ultron). So spaltet sich das Team der Avengers in zwei Lager, an deren Spitze natürlich die Schlüsselfiguren Captain Amerika und Iron Man stehen. Auch hier ein großes Lob an die Russo Brüder, dass sie den gesamten Konflikt in diesen beiden Figuren nahezu perfekt bündeln und für jeden Zuschauer nachvollziehbar gestalten. Nehmen wir hier exemplarisch Tony Stark. Dieser hatte bereits in Age of Ultron mit seinem schlechten Gewissen zu kämpfen und äußerte auch das eine oder andere Mal, dass die Avengers vielleicht sogar eine Gefahr darstellen. Eine intensive Szene zu Beginn des Films, in der eine Mutter den Tod ihres Sohnes beklagt, untertreicht diese Meinung nochmal. So ist es absolut verständlich, dass sich Tony für das Abkommen ausspricht. Schlussendlich liegt es am Zuschauer, mit welcher Seite er sich besser identifizieren kann. Das größte Lob für Civil War ist aber, dass beide Seiten ihre Vor- und Nachteile haben und der Zuschauer diese nachvollziehen und verstehen kann. Bravo!


Team Iron Man mit Neuzugang Black Panther (Chadwick Boseman)

Wenn schon Civil War im Titel eines Filmes steckt, dann fragt man sich ganz klar, wie dieser Krieg der Superhelden dann schlussendlich auf der Leinwand aussieht. Natürlich muss man sagen, dass der Titel aus den Comics übernommen wurde und dort hunderte von Helden an der Auseinandersetzung beteiligt sind. Das Marvel Kinouniversum verfügt noch gar nicht über diese immense Anzahl an bekannten Helden und wahrscheinlich würde so ein Anzahl an Figuren tatsächlich den Rahmen einer Kinoleinwand sprengen. So muss man fairerweise sagen, dass der "Krieg" dann doch eher wie eine zünftige "Schlägerei" aussieht. Das tut dem ganzen Spektakel aber keinen Abbruch, denn die halbe Stunde, in denen die Helden sich auf dem Leibziger Flughafen gegenseitig verdreschen ist großartig inszeniert. Immerhin hat man hier auch neben allen bisherigen Helden, auch zwei Neuzugänge zu bestaunen. T´Challa alias Black Panther hat im gesamten Verlauf der Handlung eine wichtige Rolle, die ich hier aber nicht spoilern möchte. In dieser Figur steckt unglaublich viel Potential und er wurde sehr cool in Szene gesetzt. Sein Kampfstil ist sehr Nahkampflastig, ähnlich wie der von Black Widow, aber doch viel graziler, eben katzenartig. Dabei hat man sogar auf Kleinigkeiten geachtet: Wenn die anderen Helden nach einem Sprung oder ähnlichen auf den Boden landen, ist dies klar hörbar. Black Panther dagegen landet nahezu lautlos auf dem Boden - genial! 
Der zweite Neuzugang wurde erst im finalen Trailer gezeigt, denn es ist Niemand geringeres als Spider-Man. Der beliebte Netzschwinger erfährt ja sozusagen einen dritten Frühling, indem die Rechte endlich wieder unter dem heimischen Marvel Banner liegen. Zwar ist die Rekrutierung von Peter Parker durch Tony Stark etwas infantil, passt aber dann doch zum Charakter, da Spider-man hier (wie zu Beginn der Comics) als Teenager dargestellt wird. Und da macht Tom Holland eine wirklich extrem gute Figur. Sein Spider-man ist witzig, spritzig, akrobatisch und allem Anschein nach stärker als seine beiden Vorgänger zusammen. Immerhin deuten ein paar spektakuläre Szenen ganz deutlich darauf hin und die Vorfreude auf den neuen Spidey Streifen "Homecoming" (mit Tony Stark) ist deutlich angestiegen. Aber auch die bekannten Helden dürfen ordentlich austeilen. Besonders erwähnenswert ist hier Ant-Man, der ein paar große Momente zu bieten hat - im wahrsten Sinne des Wortes. Bei all dem Spaß den ich beim Zuschauen hatte, muss ich auch einen Hauch an Kritik äußern: So wirkt der Kampf zwischen den Helden zwar spektakulär, aber selten wirklick verbissen. Mir fehlte an manchen Stellen die Ernsthaftigkeit und manche Kommentare (Stichwort Black Widow und Hawkeye) unterstreichen noch den Eindruck, dass es sich eher um eine freundschaftliche Prügelei handelt. Aber das ist wirklich meckern auf hohem Niveau. Gut finde ich übrigens die Entscheidung, auf Thor und den Hulk zu verzichten. Die beiden gehören für mich mit Abstand zu den mächtigsten Avengers und hätten das Kräfteverhältnis dann doch etwas überstrapaziert. 


Daniel Brühl zieht als Bösewicht Zemo im Hintergrund die Fäden.

Natürlich gibt es auch bei der ganzen Superheldenkeilerei einen Bösewicht, der im Hintergrund die Fäden zieht. Nach Loki, Redskull und Ultron, wird der Marvel Bösewichtkader um (Baron) Zemo erweitert. Daniel Brühl gibt sich hier die Ehre und verkörperten einen gelungenen, wenn auch ungewöhnlichen Bösewichten. Anders als im Comic ist Zemo nämlich kein wahnsinnig gewordener NS-Forscher, aber trotzdem genauso clever und intelligent wie in der Vorlage. Brühl liefert hier eine eindringliche und zum Ende hin fast schon intime Performance. So differenziert sich der hier dargestellte Zemo sehr stark zum letzten Bösewicht Ultron. Dies ist sicherlich auch ein bisschen geschmacksache, doch mir hat Brühl und seine Rolle sehr gut gefallen - auch wenn ich die lila Maske des Comiczemos vermisst habe ^^

Der größte Kritikpunkt von Age of Ultron war ohne Zweifel das Finale. Neben dem ganzen Bombast und der epischen Finalschlacht, blieben die Charaktere etwas auf der Strecke. So ist es deshalb nicht verwunderlich, dass Civil War mit einem viel persönlicheren Finale daherkommt. Und auch hier zeigt sich, dass die Russo Brüder den richtigen Riecher hatten. Der finale Kampf zwischen Iron Man, Captain America und dem Winter Soldier ist optisch ein Hochgenuss. Die Kämpfe sind wahnsinnig gut synchronisiert und fokussieren sich dabei auf die beteiligten Charaktere. Hier wird ein Grad der Intensität erreicht, den die anderen Marvel Filme bisher nicht erreichen konnten und die Stimmung kocht auf dem Siedepunkt. Und da kein weinerliches "Martha" den Konflikt beendet,wird dieser bis zum bitteren Ende ausgetragen, auch wenn von Anfang an klar war, dass es ein Blutvergießen nicht geben wird. Trotzdem bleibt spannend, wie die Macher die so entstandene Kluft zwischen Iron man und Captain America für kommende Filme wieder kitten wollen. 

Doch was ist eigentlich mit dem Marvel typischen Humor? Ähnlich wie sein Vorgänger Winter Soldier, schlägt Civil War einen deutlich düsteren Ton an und erinnert in Sachen Atmosphäre mehr als einmal an einen der neuen Bond Filme mit Daniel Craig. Das tut dem Franchise mehr als gut und trotzdem wird das Geschehen immer wieder mit Humor aufgelockert. Die Gags sind wohl platziert, frech und zünden immer. Ein weiteres Puzzleteil für den mehr als gelungenen Gesamteindruck. 

Was soll ich sagen, mein Fazit für Civil War fällt sehr positiv aus. Der Film ist schlichtweg super und hat mich auf ganzer Linie überzeugt. Der brodelnde Konflikt, die glaubhaften Charaktere und deren Ambitionen, der sehr eindringliche Bösewicht - all dies sind die Rahmenbedingungen für eine bombastische Auseinandersetzungen zwischen unseren Lieblingshelden. Das spannende und intime Finale lässt den Film für lange Zeit im Gedächnis bleiben. Der Superheldenkader und deren Schauspieler machen einen tollen Job und Audiovisuell bekommt man fantastisches geboten. Makel muss man mit der Lupe suchen und demnach vergebe ich für Civil War locker flockig die Höchstnote.