Mittwoch, 25. Mai 2016

REVIEW: Found - Mein Bruder ist ein Serienkiller



Heute ist es mal wieder Zeit für ein Filmreview der etwas anderen Art. Wenn man wie ich schon viele Horror- und Splatterfilme gesehen hat, ist man ständig auf der Suche nach etwas Neuem, Filmen die anders sind oder die einfach nur die Grenzen des guten Geschmacks neu definieren. Von dem Film Found - Mein Bruder ist ein Serienkiller habe ich mir sehr viel versprochen, immerhin wurde der Film in höchsten Tönen gelobt und auch auf zahlreichen Independent-Festivals mit Preisen ausgezeichnet. Nun habe ich mir den Film endlich ansehen können (natürlich die Uncut Version) und werde Euch in diesem Review meine Eindrücke schildern.

"Mein Bruder hat einen menschlichen Kopf in seinem Schrank" - die ersten Worte im gesamten Film zeigen schon einmal wohin die Reise geht bzw worum sich die Geschichte drehen wird. Die Stimme, die diese Worte sagt gehört dem zwölfjährigen Marty. Dieser ist genau wie sein großer Bruder Steve von Horrorfilmen fasziniert. Außerdem verbringt er wohl sehr viel Zeit damit, den Geheimnissen anderer Leute auf die Spur zu kommen. So weiß er z.B. das sein Dad in der Garage Pornohefte versteckt, seine Mutter unter dem Bett alte Liebesbriefe aufbewahrt und sein Bruder, nunja der scheint eben der titelbegebende Serienkiller zu sein. In einer Bowlingtasche im Schrank seines Zimmer, findet Marty immer mal wieder andere, abgetrennte Köpfe. Meistens von farbigen, selten von anderen Menschen. Wie Marty mit der Situation umgehen soll weiß er selber nicht und trotzdem zieht es ihn immer wieder in das Zimmer seines Bruders. In der Schule ist Marty das typische Opfer von fiesen Schlägertypen, hier in Form des dicken schwarzen Jungen Marcus. Dieser hänselt Marty nicht nur, er schlägt ihn auch und verbreitet fiese Gerüchte über ihn. Als Marty mit seinem Bruder Trevor darüber spricht, hat dieser natürlich den passenden Ratschlag: Marty muss sich wehren. Doch Marty ist mit der gesamten Situation mehr als überfordert, er sucht Ablenkung im Zeichnen von Comics und in Horrofilmen, die er sich zusammen mit seinem Freund David anschaut. Bei einem Besuch in der ortsansässigen Videothek, fällt Martys Blick auf ein VHS-Cover das eine blutige Fratze mit Totenkopfmaske zeigt. Er möchte sich den Film mit dem Titel Headless ausleihen, doch der Videothekenmitarbeiter teilt ihm mit, dass der Film vor einiger Zeit gestolen wurde. Am Abend findet Marty besagten Film im Regal seines Bruders und schaut ihn sich Abends mit seinem Freund David an. Der Film zeigt ein blutiges und bizarres Schauspiel. Ein Mann mit Totenkopfmaske, tötet und verstümmelt Frauen, schlägt ihnen die Köpfe ab, isst ihre Augen und hat anschließend mit dem leblosen Kopf Oralverkehr. In Martys Kopf wird der Schauspieler zu seinem Bruder Trevor und er fragt sich, ob dieser Film vielleicht der Auslöser für Trevors Morde war. David dagegen ist von dem Gezeigten mehr oder weniger gelangweilt und zieht Marty damit auf, dass er den ganzen Film über gezittert habe. Als sich auch David von Marty abzuwenden droht, eskaliert die Situation.



Found ist über weite Strecken mehr ein (Familien-)Drama als ein echter Splatterfilm. Die Abgründe, die sich in der Familie von Marty auftun, beschränken sich nicht nur auf seinen Bruder Steve. Sein Vater entpuppt sich als waschechter Rassist, der sich andauernd in laute und eskalierende Streitgespräche mit seinem älteren Sohn Steve verzettelt. Martys Mutter dagegen scheint vor allem die Augen zu verschließen und gaukelt sich selbst eine heile Welt vor. Sie weiß zwar, dass Marty in der Schule gehänselt und geschlagen wird, jedoch fällt ihr keine andere Lösung ein, als Marty am Folgetag von der Schule zu befreien und ihm als Wiedergutmachung Horrofilme auszuleihen. Und Marty ist zwischendrin, hilflos und er weiß nicht an wen er sich wenden soll. Also öffnet er sich seinem Bruder Steve, denn er mag den Steve von früher, hat aber Angst vor dem neuen Steve. Und trotzdem ist er der Einzige, der sich wirklich für die Probleme seines kleinen Bruders interessiert, der ihm Ratschläge gibt und der tatsächlich bereit ist, ihm zu helfen. natürlich weiß man bei einem Film wie Found, dass es kein friedliches Happy-End geben wird, stattdessen eskaliert die Situation und endet in einem mehr als beunruhigeden und blutigen Finale. 

Faszinierend dabei ist aber, dass die einzige explizite Gewalt, die man bis dahin präsentiert bekommt in dem Film-im-Film zu sehen ist. Der besagte Film mit dem Titel Headless wird dem Zuschauer in voller Länge präsentiert. Dabei wechselt das Bild von der unscharfen VHS Ansicht der 80er in eine moderne HD Variante - ein schöner Kniff, so als würde man wirklich einen modernen Slasher-Film sehen. Das gezeigte ist zwar mehr als explizit, aber auch mit Effekten versehen, die einfach unecht rüberkommen. Ob das nun Absicht ist, um den filmischen Charakter zu untermauern oder am geringen Budget von gerade einmal 8.000 $ liegt, kann ich nicht beurteilen. Fakt ist aber, dass der Film-im-Film Headless dermaßen populär geworden ist, dass er unlängst selber gedreht wurde. 

Das gerade angesprochene geringe Budget von Found, wirkt aber besonders im restlichen Film sehr stark. Der Film ist bodenständig, schnörkellos und wirkt an manchen Stellen wie ein Heimvideo. Dies verstärkt natürlich noch einmal die Intensität beim Zuschauer, da man zwischendurch das Gefühl hat, man würde eine Dokumentation über eine wahre Familie schauen. Doch das negative Budget hat nicht nur Vorteile. Die Splatteffekte wirken wie schon gesagt nicht besonders echt. Auch die abgetrennten Köpfe, die Marty bei seinem Bruder findet, hätten ruhig etwas realistischer aussehen können. Bei den Schauspielern ist der Eindruck ähnlich gespalten. Während die beiden Brüder einen sehr guten Job abliefern, sind einige Nebencharaktere wie Martys Freund David oder der Vater der Familie wirklich laienhaft dargestellt. 


 Found ist vor allem ein verstörendes Familiendrama. Die Abgründe die gezeigt werden sind real und zeigen überdeutlich, dass die heile Welt mancher Familien nur reine Fassade ist - auch wenn die Ausmaße in Found natürlich sehr extrem sind. Es ist schön zu sehen, wie ein Film wie Found mit den gängigen Vorurteilen spielt z.B. "Horrofilme erschaffen Serienmörder". Natürlich hört Steve auch ganz klischeehaft Heavy Metal und Marty als der gehänselte Außenseiter interessiert sich für Comics. Eine Meinung die leider noch immer sehr populär ist und die in Found ironisch überspitzt dargestellt wird. Wenn man als Zuschauer mit Marty diese bedrückende und alptraumhafte Reise antritt, muss man sich darauf einlassen können. Der Film zeigt wie schon mehrfach erwähnt wahre Abgründe auf und das kataklystische Finale ist absolut nichts für schwache Nerven. Insgesamt hat mir Found gut gefallen. Getragen wird der Film von der eindringlichen Geschichte und den beiden tollen Hauptdarstellern. Gestört haben mich wie schon gesagt die billigen Splattereffekte und die schlechten Schauspieler, rund um die Hauptcharaktere herum. Trotzdem sehenswert!


 

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