Samstag, 12. November 2016

REVIEW: Beyond two Souls (PS4)



Beyond two souls ist das zweite Spiel des Studios Quantic Dream, dass es gerade als Bundle im Playstation Store zu kaufen gibt. Auch hierbei handelt es sich um eine Remastered Fassung, allerdings hat Beyond two souls nicht ganz so viele Jahre auf dem Buckel, wie sein Vorgänger Heavy Rain, denn es stammt aus dem Jahr 2013. Als Reaktion auf die Kritik von Heavy Rain, versprachen die Entwickler bei Beyond two Souls mehr Interaktion und mehr "Spiel". Außerdem wurde das Mitwirken von namenhaften Schauspielern wie Willem Dafoe und Ellen Page bekannt gegeben. Die Erwartungen waren also wieder einmal sehr hoch, doch auch Beyond two souls konnte nicht alle Kritiker vollends überzeugen. Ich habe das Spiel direkt nach Abschluss von Heavy Rain gespielt und möchte Euch im folgenden Review gerne meine Eindrücke mitteilen.

Der wohl offensichtlichste Unterschied zum indirekten Vorgänger Heavy Rain ist die Tatsache, dass man in Beyond two souls nur einen spielbaren Charakter vorfindet. Hierbei handelt es sich um das Mädchen Jodie Holmes (gespielt von Ellen Paige), die man durch unterschiedliche Stationen in ihrem Leben begleitet. Das erste Mal erleben wir Jodie bereits in sehr jungen Jahren, nämlich als 8-jähriges Mädchen. Sie lebt bei ihren Adoptiveltern. Wie schon der Vorgänger nutzt das Spiel die ersten Minuten, um den Spieler in die Steuerung einzuführen und relativ banale Aufgaben zu erledigen. Wir erleben Jodie als sehr zurückhaltendes und nachdenkliches Mädchen und relativ schnell wissen wir auch warum. Jodie ist seit ihrer Geburt mit dem geisterhaften Wesen Aiden verbunden. Dieser stammt aus der Infrawelt, einer Parallelwelt voller körperloser Wesen, auch Existenzen genannt. Jodie hat auf mysteriöse Weise Verbindung zu dieser Welt und wir des Nachts von diesen Existenzen geplagt. Aiden dagegen versucht alles in seiner Macht stehende zu tun, um Jodie zu beschützen. Dieser Beschützerinstinkt wird aber nicht selten zum Problem, da Aiden bestimmte Situationen missversteht. Kurze Zeit später gehen wir auf Bitten und Drängen von Jodies Mutter, raus in den winterlichen Garten zum spielen. Auf der angrenzenden Straße veranstalten ein paar Jungen eine Schneeballschlacht. Jodie mischt sich darunter, wird aber kurz darauf von einem der Jungen gegen ihren Willen eingeseift. Aiden sieht darin eine Bedrohung und würgt den Jungen fast bis zur Bewustlosigkeit. Die verzweifelten Adoptiveltern treffen daraufhin die Entscheidung, Jodie in die Hände des DPA zu geben, der Behörde für paranormale Aktivitäten. Dort trifft Jodie auf den Forscher Nathan Dawkins (gespielt von Willem Dafoe) und Cole Freeman. Beide studieren die außergewöhnlichen Geschehnisse rund um Jodie und Aiden, werden aber auch ganz schnell zu wichtigen Bezugspersonen.

Jodie versucht in einem Expermiment, Erinnerungen aus Gegenständen zu lesen.

Während der Zeit im Forschungsinstitut, lernt Jodie ihre Kräfte mehr und mehr unter Kontrolle bringen und ein Großteil ihres Potentials zu entfalten. Mit der Hilfe von Aiden ist sie z.B. in der Lage den Willen von anderen Menschen zu kontrollieren, oder mit den Geistern von Verstorbenen zu kommunizieren. Kurz darauf wird Jodie von der CIA zu Hilfe gerufen. Dort beschäftigt man sich ebenfalls mit der Erforschung der Infrawelt, doch das Experiment geriet außer Kontrolle. Durch ein Portal strömen böswillige Existenzen und töten das gesamte Forschungsteam. Nur Jodie kann die Situation unter Kontrolle bringen. Daraufhin erkennt die CIA das Potential von Jodie und entscheidet ihre weitere Ausbildung selber zu überwachen. Widerwillig muss Jodie das Forschungsinstitut und somit auch Nathan und Cole zu verlassen.

Die Geschichte von Jodie und Aiden ist streckenweise dramatisch und sehr emotional. Dabei ist es sehr vorteilhaft, dass der Spieler Jodie über einen so großen Zeitraum ihres Lebens begleitet. Die Identifikation mit dem Charakter ist enorm und somit auch die Empathie zwischen Spieler und Figur. Alles was Jodie erlebt und zustößt färbt auch auf den Spieler ab. Dementsprechnend erzählt Beyond two souls auch eine sehr persönliche Geschichte. Genau wie in Heavy Rain, haben wir in etlichen Situationen die Möglichkeit, den weiteren Verlauf der Handlung entscheidend zu beeinflussen. Manchmal sind die Ergebnisse Eures Handelns wirklich erschreckend. Zum Beispiel wenn wir einen Wutausbruch von Aiden nicht rechtzeitig stoppen und ein ganzes Familienhaus in Schutt und Asche legen. Zugegeben: Die Ereignisse können sich zwar unterschiedlich entwickeln, eine wirkliche Auswirkung auf den weiteren Verlauf der Handlung haben sie kaum. Erst zum Ende hin gibt es hier eine echte Gabelung der Handlung, die zu unterschiedlichen Ergebnissen führt. Am Ende eines Kapitels bekommen wir dann nicht nur die unterschiedlichen Wege und Möglichkeiten präsentiert, sondern auch wieviel Prozent der anderen Spieler ebenfalls unseren Weg gespielt haben. Der Wiederspielwert von Beyond two souls ist dementsprechend hoch, da man neugierig ist, was für Auswirkungen die nicht eingeschlagenen Wege wohl bringen.

Die Identifkation mit den Charakteren, vor allem Jodie, funktioniert auch deswegen so gut, weil wir echte Schauspieler präsentiert bekommen. Ellen Paige und Willem Dafoe wurden nahezu perfekt mittels Motion-Capturing ins Spiel transportiert. Gestik und Mimik sind fantastisch und profitieren von dem grafischen Spruch auf die Playstation 4.Natürlich sind beide Schauspieler auch mit ihrem deutschen "Stamm"-Synchronsprechern versehen. Insgesamt ist die Synchronisation sehr gelungen und auch die stimmungsvolle musikalische Untermalung trifft in allen Situationen des Spielgeschehens immer ins Schwarze.

Jodie wird mehrmals im Spiel verfolgt. Diese Momente sind spannend und intensiv inszeniert.


Wie schon geschrieben musste sich der "Vorgänger" Heavy Rain den Vorwurf gefallen lassen, zu wenig Spiel zu sein bzw zu wenig spielerischen Inhalt zu bieten. Beyond two souls versucht hier zumindest einen Schritt in die richtige Richtung, leider zeigt sich dabei aber schnell eine "Verschlimmbesserung" der Problematik.
Wir steuern Jodie in vielen Spielszenen direkt und haben jederzeit die Möglichkeit, zu Aiden zu wechseln. Dann schweben wir in der First-Person Ansicht durch die Luft und selbst Wände oder Decken sind für uns keine Hindernisse mehr. Zumindest so lange uns das Spiel nicht bewusst einschränkt. Ja, es gibt einen kleinen Storykniff, mit dem verhindert wird, dass wir mit Aiden quasi das ganze Level erkunden. Je weiter Aiden und Jodie voneinander entfernt sind, desto schwieriger wird es für Jodie eine Verbindung aufrecht zu erhalten, was mit starken Schmerzen verbunden ist. Das bedeutet, wir können eh nur einen kleinen Umkreis um Jodie erkunden. Dieser wird in bestimmten Situationen aber noch einmal verkleinert, nämlich genau dann, wenn das Spiel oder besser die Entwickler nicht wollen, dass wir mit Aiden auf Erkundungstour gehen. Das schränkt die spielerische Freiheit sehr stark ein. Ähnlich verhält es sich, wenn Aiden aktiv werden darf. Auch hier sind wir relativ stark eingeschränkt und wissen im Prinzip genau, zu welchem Zeitpunkt wir mit Aiden aktiv werden müssen, um weiterzukommen. Egal ob Jodie oder Aiden, wie schon bei Heavy Rain, müssen wir die Aktionen durch bestimme Bewegungen mit den Analogsticks ausführen. Während im quasi Vorgänger durch Pfeile die genaue Bewegung angezeigt wurde, müssen wir in Beyond two souls mehr oder weniger raten. In der Einführung sagt uns das Spiel, dass wir Jodies Bewegungen im Auge halten sollen und die Bewegung mit dem Stick nachvollziehen sollen. Schön und gut, nur ist das bsonders in hektischen Situationen nahezu unmöglich und endet sehr oft im Scheitern. Mit Aiden gestaltet sich das ganze noch schwieriger, denn wie soll man die "Bewegung" einer körperlosen, geisterhaften Gestalt nachvollziehen.

Davon ab steckt aber tatsächlich mehr "Spiel" in Beyond two souls. Durch die abwechslungsreichen Schauplätze, wird vor allem mehr Action geboten. Jodie durchläuft eine komplette Ausbildung bei FBI und wird später sogar für eine Tötungsmission in eine Kriegsgebiet geschickt. Wie in einem Stealth-Spiel schleichen wir uns hinter die feindlichen Linien und versuchen den direkten Feindkontakt zu vermeiden. An anderen Stellen bekommen wir es immer wieder mit den übernatürlichen Wesen der Zwischenwelt zu tun.

Beyond two souls bleibt ein Experiment und ein Spiel, was sicherlich nicht für Jedermann geeignet ist. Wer vor allem auf spielerische Abwechslung und Freiraum steht, wird mit Beyond two souls nicht glücklich. Der Fokus liegt ganz deutlich auf der toll erzählten Geschichte und den sehr realistischen Charakteren. Wer sich darauf einlassen kann, wird eine intensive Zeit mit Jodie und Aiden verbringen und auch noch lange darüber nachdenken.