Mittwoch, 31. August 2016

REVIEW: Heavy Rain (PS4)



Heavy Rain wurde bereits im Jahr 2010 für die Playstation 3 veröffentlicht. Das Spiel von dem französischen Entwickler Quantic Dream sorgte für sehr kontroverse Meinungen in der Fachpresse und unter den Spielern. Die eine Seite sah es als unkonventionelles und gelungenes Experiment, dass Videospiele noch auf Jahre hinweg beeinflussen werde. Die andere Seite bemängelte vor allem, dass es sich bei Heavy Rain um gar kein richtiges Spiel handeln würde, sondern eher um einen interaktiven Film. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich Heavy Rain anno 2010 nicht auf der PS3 gezockt habe. Auf der PS4 habe ich mir nun das Bundle Heavy Rain und Beyond two souls zugelegt und getestet. Was mein Eidnruck von Heavy Rain ist, könnt ihr im folgenden Review lesen.

Ethan Mars steht im Mittelpunkt der Ereignisse in heavy Rain

Die Geschichte von Heavy Rain beginnt in einer Familienidylle. Ethan Mars ist zweifacher Familienvater, treusorgender Ehemann und erfolgreicher Architekt. Die ersten Spielminuten steuern wir Ethan in seinem lichtdurchfluteten Haus und erlernen die grundlegende Spielmechanik, in dem wir banale Alltagsdinge erledigen. Wir helfen unserer Frau den Tisch zu decken, spielen mit unseren beiden Jungs im Garten oder fertigen mal eben eine Skizze für ein neues Gebäude an. Ja, das Leben von Ethan könnte wirklich traumhaft sein, doch schon bald ändert sich das Schicksal. In der nächsten Szene steuern wir Ethan in einem völlig überfülltem Kaufhaus. Ethan muss auf seinen Sohn Jason aufpassen, während seine Frau mit dem jüngeren Sohn Shaun Schuhe kaufen möchte. Doch Jason verschwindet in der Menschenmenge und Ethan findet ihn erst wieder, als es bereits zu spät ist. Ein heranrasendes Auto erfasst Jason und Ethan, der sich in letzter Sekunde vor seinen Sohn werfen will. Monate später erleben wir einen gebrochenen Ethan Mars, gezeichnet von seiner Trauer über den Verlust. Seine neue Bleibe ist gar nicht mehr so schick, im Gegenteil. Trotzdem versucht sich Ethan so gut es geht um seinen zweiten Sohn Shaun zu kümmern. Doch Ethan plagen seit dem Unfall und dem Tod seines Sohnes Jason immer wiederkehrende Blackouts. So auch eines Tages, als er mit Shaun im Park spielt. Als Ethan wieder zu sich kommt, ist Shaun verschwunden. Die Hinweise deuten auf den berüchtigten Origami-Killer hin. Dieser entführt und ermordet seit einigen Jahren immer wieder Kinder. Das Vorgehen des Killers ist dabei immer gleich: Die Kinder werden stehts im Herbst, bei starkem Regenfall entführt. Einige Tage später findet man sie ertrunken, mit einer Origamifigur in der Hand und einer Orchidee auf der Brust. Auch Shaun scheint dieses Schicksal bevor zu stehen und so versucht Ethan alles, um seinen Sohn zu retten.

Neben Ethan Mars steuert der Spieler noch 3 andere Personen. Einer davon ist
FBI Ermittler Norman Jayden

Die Hintergrundgeschichte von Heavy Rain bietet eine tolle Prämisse und spätestens wenn der Origami-Killer von Ethan Prüfungen verlangt, um seinen Sohn lebendig wieder zu sehen, werden deutliche Paralellen zu Hollywoodfilmen wie "Sieben" oder "Saw" deutlich. Das ist aber nichts schlimmes, im Gegenteil: Heavy Rain entwickelt eine Sogwirkung wie die gegannten Filme oder eben ein guter Krimi. Man möchte einfach wissen wie es weitergeht, dabei hat Autor David Cage einige Wendungen für den Spieler parat. Der Verlauf der Geschichte hängt allerdings stark vom Verhalten des Spielers ab, nicht umsonst gibt es 25 unterschiedliche Endsequenzen. An dieser Stelle möchte ich kurz erwähnen, dass Ethan Mars nicht der einzige spielbare Charakter von Heavy Rain ist. Neben ihm steuert der Spieler noch drei weitere Personen: Den Privatdetektiv Scott Shelby, der im Auftrag der Familien der Opfer den Fall des Origami-Killers untersucht. Den FBI Agenten Norman Jayden, der mit Zugriff auf allerlei High-Tech Equipment ebenfalls auf der Jagd nach dem Origami-Killer ist. Und Madison Paige, eine Journalistin die unter Schlaflosigkeit leidet und eher durch Zufall in die ganze Geschichte verwickelt wird. Mit jedem neuen Kapitel wechselt sich auch der spielbare Charakter, manchmal steuert man eine Person nur wenige Minuten Das mag sich hektisch anhören, entpuppt sich aber als gekonnter Schachzug, da so nie Langeweile aufkommt und die einzelnen Kapitel manchmal auch mit einem Cliffhanger enden - wie bei einer guten Serie.

Wie schon gesagt bestimmen die Entscheidungen des Spielers sehr stark den Verlauf der Geschichte von Heavy Rain. Das kann sogar so dramatisch sein, dass einzelne der vier spielbaren Charaktere noch vor dem Abspann das Zeitliche segnen. Auch die Rettung des Jungen Shaun liegt in der Hand des Spielers und was für ein Schicksal die vier Hauptpersonen am Ende des Spiels erwartet. Das sind eine ganze menge Variablen und im laufenden (Spiel-)Durchgang gibt es für jedes Problem unterschiedliche Lösungsansätze. Auch die Wahl der Antworten in den etlichen Dialogen kann entscheidend sein. Sind wir offen und ehrlich oder eher reserviert verhalten. Oder sind wir vielleicht sogar aggressiv und unfreundlich?! Wie man sich auch entscheidet, eine große oder kleine Auswirkung haben die eigenen Entscheidungen meistens.

Manchmal fordert Heavy Rain vom Spieler schnelle Entscheidungen,
die eventuell weitreichende Folgen haben

Die spannende und wendungsreiche Geschichte von Heavy Rain, geht Hand in Hand mit einer filmreifen Inszenierung. Die Kamera wird wie in einem Film eingesetzt, dass bedeutet es gibt unterschiedliche Blickwinkel, Schnitte und manchmal sogar Bild-in-Bild Inszenierungen, wie man es aus der TV-Serie 24 kennt. Die musikalische Untermalung passt sich dabei perfekt den aktuellen Geschehnissen auf dem Bildschirm an. Ein großes Lob gibt es von mir für die deutsche Synchronisation. Die Sprecher machen ihren Job hervorragend und interpretieren ihren Charakter sehr authentisch und gefühlvoll. Allerdings könnte es an manchen Stellen etwas lippensynchroner sein, aber das ist Meckern auf hohem Niveau.

Kommen wir zur grafischen Umsetzung und hier sei noch einmal erwähnt, dass ich Heavy Rain auf der Playstation 4 gespielt habe. Diese Version wurde auf technischer Seite ordentlich überarbeitet. Zuerst einmal wäre da die höhere Auflösung von 1080p, wodurch Heavy Rain knackig scharf  aussieht. Auch einige Texturen wurden verbessert und die Charaktermodelle überarbeitet. Am deutlichsten wird dies bei Madison Paige, die nun viel hübscher anzusehen ist. Licht- und Wettereffekte wurden ebenfalls verbessert und bereichern das positive Gesamtbild. Trotzdem kann Heavy Rain sein Alter nicht ganz verbergen, schließlich hat der Titel nun schon 6 Jahre auf dem Buckel. Insgesamt wurde ich aber positiv überrascht und die grafische Qualität der Remastered Fassung geht mehr als in Ordnung.

Viele Handlungen der Personen, müssen vom Spieler nachempfunden werden,
indem man den Analogstick nach unterschiedlichen Vorgaben bewegt.

Kommen wir nun zu dem spielerischen Aspekt von Heavy Rain, der von vielen Seiten kritisiert wurde. Die vier spielbaren Charaktere steuert man direkt und erkundet mit ihnen die Spielumgebung. Die Steuerung der Charaktere ist extrem schwammig und besonders bei schnellen Richtungswechseln, werden diese vom Charakter nicht umgesetzt. In einer Szene, als ich mich mit Ethan und Madison durch Autos im dichten Verkehr schlängeln musste, hat mich die Steuerung fasst in den Wahnsinn getrieben. Die Schauplätze, durch die man sich bewegt, sind in den meisten Fällen stark abgegrenzt. Wer gerne größere Areale erkundet wird also schon einmal enttäuscht. Bewegt man seinen Charakter an einen Gegenstand, mit dem man interagieren kann, wird ein entsprechendes Symbol eingeblendet. Meistens muss man die daraus resultierenden Handlungen mit dem rechten Analogstick ausführen. Dabei versucht das Spiel so gut es geht, die eigentliche Bewegung für den Spieler nachzuempfinden. Eine Drehung des Autoschlüssels ist demnach auch eine halbe Drehung mit dem rechten Analogstick. Objekte mit denen wir interagieren können gibt es etliche und nur wenige bringen uns wirklich weiter. So können wir in dem Hotelzimmer mit Ethan zwar auf dem Balkon gehen, uns dort ans Geländer lehnen oder alternativ in den Stuhl setzen, wirklich produktiv bei der Suche nach Shaun ist das aber nicht. Grundsätzlich ist es natürlich ganz spaßig die unterschiedlichen Möglichkeiten auszuprobieren. Schade ist nur, dass das Spiel uns bestimmte Dinge vorschreiben möchte. Zum Beispiel kann ich mit Ethan nur dann an den Kühlschrank gehen und etwas trinken, wenn das Spiel es für sinnvoll hält. Auch wenn es viele Möglichkeiten gibt, wirkliche Detektivarbeit muss man in den seltensten Fällen leisten. Es reicht eigentlich immer aus, den aktuellen Schauplatz so gut es geht zu untersuchen und nichts zu übersehen. Ein kleines bisschen anspruchsvoller wird es mit FBI Agent Norman Jayden. Der trägt eine VR-Brille und kann damit die Tatorte und eventuelle Spuren genauer unetrsuchen. Ziemlich cool: Wenn Jayden an seinem virtuellen Schreibtisch die Indizien rekonstruiert, kann man die virtuelle Realität so verändern, dass sein Schreibtisch z.B. auf dem Meeresgrund oder auf dem Mars steht. Spielerisch unbedeutend, optisch aber ein Knaller.

Und natürlich dürfen auch diverse Quick-Time-Events nicht fehlen. Meistens muss man als Spieler unter Zeitdruck die richtigen Tasten drücken, so wird z.B.eine Schlägerei simuliert. Dies sind die Momente, in denen Heavy Rain wirklich anspruchsvoll wird. Den neben den 4 Haupttasten, werden auch die Schulter- und Richtungstasten, sowie die Bewegungssteuerung des PS4-Controllers eingespannt. So kann es passieren, dass man wild drückend und fuchtelnd mit seinem Controller auf der Couch erwischt wird. Abschließend kann man sagen: Ja, in Heavy Rain steckt nicht so viel Interaktion wie bei den meisten Spielen üblich. Zieht man hier allerdings den Vergleich zu einem klassischen Adventure wie Monkey Island oder Day of the Tentacle, fällt schnell auf, dass die spielerischen Handlungen sehr ähnlich sind. Anstatt der typischen Aktionswörter in einem Adventure wie "Benutze Dies mit Das", haben wir bei Heavy Rain die unterschiedlichen Bewegungen mit dem Analogkontroller. Zugegeben, es gibt kein Inventar und keine kniffligen Rätsel, an diese Stelle rücken aber die flotten Quick-Time Events und die Dialoge und Entscheidungsfindung.



Für mich ist Heavy Rain also ganz deutlich ein Spiel und kein interaktiver Film. Wenn ich in bestimmten Quick-Time Events versage, kann das schlimme Folgen für meinen Charakter haben, gleiches gilt für schlecht gewählte Dialogoptionen. Gleichzeitig sage ich aber auch ganz deutlich: Heavy Rain ist nicht für jeden Spielertyp geeignet. Wer Aktion-ohne-Ende sucht ist bei Heavy Rain natürlich grundsätzlich falsch. Aber auch wer glaubt, er müsse groß angelegte Detektivarbeit leisten wird von Heavy Rain enttäuscht werden. Ich empfehle Heavy Rain vor allen Denjenigen von Euch, die viel Wert auf eine spannende Story und authentische Charaktere legen. Ich für meinen Teil wurde von der Geschichte ganz schnell in ihren Bann gezogen und wollte wissen wie es weitergeht. Wer ist der Origami-Killer? Welche Ambitionen hat er? Wie ist das Schicksal der Charaktere verknüpft? Was muss ich als nächstes tun, um der Rettung von Shaun ein Stückchen näher zu kommen? All diese Fragen haben mich beschäftigt und während des Spielens nicht mehr losgelassen. Während der Quick-Time Events war ich total angespannt und darauf bedacht, ja keinen Fehler zu machen. Mit einigen Entscheidungen habe ich mich wirklich schwer getan und am Ende hat es mich umso sehr gefreut, dass es mir tatsächlich gelungen ist, für die meisten Charaktere das bestmögliche Ende zu erzielen. Abschließend kann ich sagen, dass Heavy Rain ein tolles und einzigartiges Spieleerlebnis ist, dem man unbedingt eine Chance geben sollte. Ich habe die Reise mit Ethan Mars und Co jedenfalls nicht bereut.



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