Freitag, 11. März 2016

REVIEW: Fullmetal Alchemist Brotherhood


Heute gibt es für alle fleißigen Leser eine Premiere: Mein erstes Review zu einem Anime.
Woran liegt das? Nun, wahrscheinlich daran, dass ich mich lange Zeit nicht so intensiv mit Animes beschäftigt habe. In den 90ern war ich richtig im Anime-Wahn und voll im Thema. Mit Animania Abo und jährlichen Besuch auf der Animagic (mehr gab es ja damals auch nicht, da Animes in Deutschland zu der Zeit noch in den Kinderschuhen steckten). Dann flachte irgendwann das Interesse ab und jahrelang verfolgte ich das Phänomen Anime nur am Rande. Klar, ich kam immer mal wieder damit in Kontakt, auch durch Videospiele, oder Charaktere/Serien, die Einem immer wieder begegneten. So richtig eingetaucht bin ich dann aber wieder vor ca. 2 Jahren. Auslöser war der Anime "Attack on Titan", den ich im japanischen Original mit englischen Untertiteln sah. Ab dem Zeitpunkt war ich wieder im Anime-Fieber und wollte soviel wie möglich konsumieren, was ich in den letzten Jahren verpasst hatte. Ziemlich ehrgeizig, wenn man bedenekt wieviel mehr Animes es mittlerweile nach Deutschland schaffen, als in den 90ern. Auf jeden Fall habe ich in der letzten Zeit dutzende Animes quasi verschlungen und zu einem, der mich ganz besonders berührt hat, gibt es heute dieses Review.

Fullmetal Alchemist erzählt die Geschichte der Brüder Edward und Alphonse Elric. Beide Jungen leben ein behütetes Leben bei ihrer Mutter. Ihr Vater ist kurz nach ihrer Geburt verschwunden und sein Verbleib ungewiss. Als dann auch die Mutter von Alphonse und Edward stirbt, greifen die beiden verzweifelten Jungen zur Alchemie und zu der gefählrichen und verbotenen Transmutation von Menschen. Doch was ist diese Alchemie? In der Welt von Fullmetal Alchemist können begabte oder speziell ausgebildete Menschen die Alchemie einsetzen. Damit ist es ihnen möglich, beliebige Materie umzuformen, zu verwandeln und umzufunktionieren. So werden zum Beispiel aus dem Boden (Erde) mal eben meterhöhe Wände erschaffen. Doch die Alchemie unterliegt bestimmten Gesetzen, vor allem dem des Äquivalenten Tausches. Einfach gesagt muss der Ausgang und das Ergebnis einer alchemistischen Reaktion immer die gleiche Masse haben. Und genau dieser äquivalente Tausch wird den Gebrüdern Elric zum Verhängnis. Denn um einen Menschen zurück ins Leben zu holen, verlangt die Alchemie ein gleichwertiges Opfer. So verliert Edward während des Rituals sein linkes Bein und Alphonse sogar seinen gesamten Körper. Entsetzt und schockiert nutzt Edward erneut die Alchemie, um die Seele seines Bruders an eine Rüstung zu binden. Dafür bezahlt Edward zusätzlich mit seinem rechten Arm. Doch das, was sie ins Leben zurück gebracht haben, ist nur noch entfernt als Mensch zu identifizieren. Eine verkohlte und verfaulte Kreatur ohne Seele.

 Die jüngen Bruder Alphonse (links) und Edward (rechts) bei der Erforschung der Alchemie

In den folgenden Jahren studieren Alphonse und Edward die Alchemie weiter. Edward schafft in der Haupstadt des Landes Amestris, sogar die schwere Prüfung zum Staatsalchemisten. Das Land Amestris wird von einer Militärdiktatur regiert, an dessen Spitze das militärische Oberhaupt King Bradley steht. Die Staatsalchemisten unterstehen direkt den Generälen und sind somit Teil des Militärs. Aufgrund seiner metallischen Protesen, Automail genannt, erhält Edward den Titel "Fullmetal Alchemist". Während ihrer Studien über die Alchemie erfahren Alphonse und Edward vom sogenannten Stein der Weisen, einem mächtigen Werkzeug der Alchemie, mit dessen Hilfe sie ihre Körper zurück erlangen wollen. Doch dabei handelt es sich lediglich um Gerüchte und Legenden. Sie vertrauen sich ihrem Vorgesetzten Roy Mustang, dem sogenannten "Flame Alchemist" an. Dieser Unterstützt die beiden Brüder und hat selber Pläne die, von Korruption zerfressene Dikatur in Amestris zu stürzen. Als erste Station untersuchen die Brüder ein stillgelegtes Forschungsinstitut, direkt in der Haupstadt. Dort treffen sie zum ersten mal auf zwei Humunculi, Envy und Lust. Dabei handelt es sich um künstlich erschaffene Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten und einer extremen Heilungs- und Regenerationsrate. Edward und Alphonse erfahren, dass hinter dem Mythos des Steins der Weisen ein viel größeres Geheimnis steckt. Ihre Reise beginnt...

Die epische Reise der Brüder Elric erstreckt sich über 64 Episoden, die auf insgesamt 8 Volumes beim Anbieter KSM erschienen sind. Auf jeder Doppel-DVD befinden sich also 8 Folgen, was für ein deutsches Anime-Release schon sehr üppig ist. Zusätzlich sind die Schuber mit einem hübschen Glanzeffekt versehen und im Inneren gibt es ein kleines Booklet mit Zeichnungen und Interviews, sowie einen kurzen Episodenführer. Fullmetal Alchemist ist mit seinen 64 Folgen zwar kein Langzeit-Anime wie Dragonball, One Piece oder Bleach, trotzdem sind dies aber weit mehr Folgen als üblich (normalerweise 12 oder 24 Folgen).
Man hat also ein bisschen was zu tun, wenn man mit Alphonse und Edward auf die Reise geht, aber die Zeit ist auf jeden Fall gut investiert und es lohnt sich. KSM hat sich außerdem für die deutsche Synchronisierung richtig ins Zeug gelegt und hat namenhafte Sprecher an Land gezogen. Roy Mustang wird z.B. von David Nathan gesprochen. Wem der Name nichts sagt, David ist der deutsche Stammsprecher von Johnny Depp und Christian Bale. Für mich ist dies ein wichtiger Punkt, da sich die Qualität der deutschen Synchronisation bei Animes zwar grundsätzlich stark verbessert hat, es aber trotzdem noch immer Fälle gibt, wo die Sprecher einfach unpassend sind oder einen miesen Job machen. Entwarnung also bei Fullmetal Alchemist, denn die deutsche Synchronisation ist hervorragend!

 Roy Mustang, der Flame Alchemist, unterstützt die Brüder Elric.

Die sehr gute deutsche Synchronisation, wird von einem fantastischen Soundtrack begleitet. Verschiedene Themen kehren immer wieder und vermitteln sehr bald ein vertrautes Gefühl. Insgesamt wartet Fullmetal Alchemist mit 5 verschiedenen Opening- und Endingthemes auf, die allesamt echte Ohrwürmer sind. Mein persönlicher Favorit ist das Opening Nr 4 "Period" von Chemistry. Die Ohren werden also gut versorgt, aber wie sieht es mit den Augen aus. Auch hier kann ich Entwarnung geben, denn für die Reise der Gebrüder Elric zeigt sich das renommierte Studio Bones verantwortlich. Das Studio hat viele andere namenhafte Animes produziert, darunter auch Serien wie Wolf´s Rain, Space Dandy, Chaika, Darker than black oder Soul Eater. Deshalb ist es fast schon selbstverständlich, dass die Animationen auf einem sehr hohen Niveau sind. Ein besonderer Augenschmauss sind natürlich die Effekte der unterschiedlichen Alchemisten, wie Flammen, Explosionen, Blitzen und die vielen unterschiedlichen Gebilde, die die Alchemisten quasi aus dem Nichts entstehen lassen. In Sachen Action und Schauwert gibt es also ordentlich was zu sehen. Mir persönlich gefällt auch das Charakterdesign besonders gut. Es ist nicht so bunt und schillernd wie in vielen anderen Animes und fast schon bodenständig. Zum Beispiel sucht man außergewöhnliche Haarfarben wie Pink, Blau oder Grün vergebens.

Bleiben wir einmal kurz bei den Charakteren, da hier eine große Stärke von Fullmetal Alchemist Brotherhood liegt. Wo andere Animes mit einem sehr kleinen Cast an Charakteren auskommen, bietet Fullmetal Alchemist eine wahre Fülle an unterschiedlichen Charakteren. Im Verlauf der Reise kommen immer wieder neue Gesichter dazu, von den einige Alphonse und Elric über die gesamte Zeit immer wieder begleiten. Dabei ist jeder Charaktere, so klein seine Rolle auch sein mag, toll ausgearbeitet. Damit will ich sagen: Jeder Charakter handelt aus verständlichen Motiven und hat seinen eigenen Charakter. Dabei schaffen es die Autoren von Fullmetal Alchemist Brotherhood, dass kein Charakter überflüssig wirkt oder den Zuschauer gar nervt. Man kennt das, manchen Charakteren wünscht man die Pest an den Hals bzw jede Bildschirmminute ist eine Qual. Hier ist das anders, da selbst die bösen Charaktere so vielschichtig sind, dass man sie in irgendeiner Form verstehen kann. Im Vordergrund stehen natürlich die Gebrüder Elric, deren tragisches Schicksal die Geschichte trägt. Und trotzt der schlimmen Dinge, die sie erlebt haben, bleiben sie in vielen Situationen der gute Kern. Sie sind ohne Zweifel unkonventionelle Helden und ich habe auch schon Rezensionen gelesen, wo genau das bemängelt wurde. Ich hingegen finde, dass menschliche Helden mit Schwächen eine Bereicherung für jede Geschichte darstellen.

Die wichtigsten Charaktere in Fullmetal Alchemist Brotherhood

Jetzt könnte man zu Recht die Frage stellen, ob ein Anime mit 64 Episoden nicht langweillig wird. Die ganz klare Antwort ist: Nein. Neben den vielen positiven Aspekten, die ich bisher genannt habe, stellt die Hintergrundgeschichte wohl die größte Stärke von Fullmetal Alchemist Brotherhood dar. Denn in kaum einem anderen Anime werden so viele unterschiedliche Themen aufgegriffen, so viele unterschiedliche Gefühle beim Zuschauer geweckt. Es gibt Folgen voller Action und knallharten Kämpfen ums überleben. Dabei gibt es sowohl Duelle zwischen einzelnen Charakteren, als auch Gruppen oder ganze Kriege zu bestaunen. Dann gibt es Folgen die unglaublich lustig sind und bei denen die Lachmuskeln stark beansprucht werden. Einige Running Gags, wie z.B. die Größe von Edward tauchen immer mal wieder auf und lockern die Stimmung. Und dann gibt es diese Folgen, die unglaublich dramatisch sind und die den Zuschauer tief berühren. Eine dieser Folgen kommt relativ früh, in der es um Chimären geht, durch Alchemie erschaffene Mischwesen. Auch mit dem Ableben von liebgewonnen Charakteren wird man in Fullmetal Alchemist Brotherhood konfrontiert. Allerdings verkommen diese nie zum reinen Schauwert, sondern sind immer sehr bedacht inszeniert.

Mein Fazit: Fullmetal Alchemist Brotherhood ist ein Allrounder. Ich würde mich schon fast dazu verleiten lassen, ihn den perfekten Anime zu nennen. Ich empfehle Fullmetal Alchemist Brotherhood sowohl langjährigen Otakus, als auch absoluten Anime Neuligen. Hier gibt es keine übertriebenen Anime Klischees, die Charaktere sind nicht zu abgedreht und Fanservice findet gar nicht statt. Also nichts was einen Anime Neuling direkt von Anfang an schockt. Lediglich in manchen witzigen Szenen, in den die Charaktere stark vereinfacht gezeichnet werden, könnten hier etwas irritieren. Bei den Charakteren ist für Jeden etwas dabei, mit dem man sich identifizieren kann. Die audiovisuelle Seite ist toll, die deustche Synchro großartig. Die lange Reise der Gebdrüder Elric ist abwechslungsreich, spannend, witzig und dramatisch. Kurz gesagt: Perfekte Anime Unterhaltung ^^



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