Samstag, 20. Februar 2016

REVIEW: Avantasia - Ghostlights


1999 begann Edguy Frontmann und Songschreiber Tobias Sammet mit der Umsetzung seiner Idee von einer Metal Oper. Ein Jahr später folgte dann auch direkt das erste Avantasia Album, auf dem Sammet unterschiedliche Größen der Metal Branche zusammen brachte und ein Melodic Metal Meisterwerk ablieferte.Mittlerweile haben wir 2016 und das siebte Avantasia Album mit dem Titel "Ghostlights" ist erschienen und stürmt die internationalen Charts. Wie gut das Album ist werde ich in diesem Review klären.
Das Cover der neuen Avantasia Scheiben weiß zu überzeugen. Es ist sehr düster und recht dunkel gehalten. Das inofizielle Bandmaskottchen, der Skelettmann mit Zylinder, ist mal wieder sehr präsent und bringt durch eine kleine Lichtquelle eine schummrige Beleuchtung ins Spiel. Die Doppel-CD Ausführung kommt im Digibook Format daher und macht einen sehr hochwertigen Eindruck. Die Spieldauer ist mit knapp 75 Minuten verdammt üppig und auf der Bonus-CD findet man zusätzlich live Versionen von bekannten Avantasia Hits. Es wird also richtig was für´s Geld geboten. 
Insgesamt befinden sich 13 Songs auf Ghostlights und ich werden auf jedes Stück einmal kurz eingehen und eine Einschätzung abgeben.

1. Mystery of a blood red rose 03:51 min
Der Eröffnungstrack steht ganz im Zeichen von Songs wie Lost in Space und Dying for an angel. Soll heißen, es handelt sich eigentlich um keinen echten Metal Song, sondern eher um eine Hard Rock Nummer, die sehr eingängig und zugänglich ist. Dabei steckt Mystery of a blood red rose die beiden vorher genannten Songs aber mal locker in die Tasche. Er ist zwar zugänglich und der Refrain geht sofort ins Ohr, er ist aber auch bedeutend schneller und packender. Und wer beim hören irgendwie an Meat Loaf Klassiker wie Modern Girl oder I´d do anything for love erinnert wird, der liegt gar nicht so falsch. Sammet wollte Mystery of a blood red rose im Duett mit Meat Loaf singen und schrieb ihm den Song quasi "auf den Leib". Meat Loaf musste aber kurzfristig absagen und so sang Sammet den Song dann alleine ein - was ihm aber nicht geschadet hat. 

2. Let the storm descend upon you 12:09 min
Mit dem zweiten Song geht Sammet direkt in die Vollen und präsentiert dem Zuhörer ein epischen 12 Minuten Kracher ganz im Stil von The Seven Angels. Hier dürfen auch direkt drei Gäste zeigen, was sie so können: Jorn Lande, Ronnie Atkins und Robert Mason geben sich in dem sehr abwechslungsreichen Let the storm descend upon you die Klinke in die Hand. Der Vergleich zum oben genannten The Seven Angels kommt übrigens nicht von ungefähr. Die Parallelen sind unverkennbar, denn auch Let the storm descend upon you kommt mit einem genialen Refrain daher, den man zu Beginn sehr oft hört, im Mittelpart eher weniger, bevor er am Ende mit einem Knall wieder auftaucht. 12 Minuten die wie im Flug vergehen. 

3. The Haunting 4:42 min
Eingeleitet von ruhigen Klavierklängen: Der Auftritt von Dee Snider und was für einer! Wer ihn nicht kennt, Dee Snider ist Sänger und Frontmann der US-band Twisted Sister und ist zum ersten Mal bei einer Avantasia Scheibe dabei. The Haunting ist ein sehr düsterer, ja fast schon unheimlicher Song, der sehr langsam und schleppen beginnt, sich aber zur Mid-Tempo Nummer steigert. Auch hier ziehe ich gerne einen Vergleich zu einem früheren Song von Avantasia, nämlich Death is just a feeling welches damals von Jon Olivia (Album) bzw Kai Hansen (live) performed wurde. The Haunting vermittelt einen ähnlichen kranken Eindruck, eben "twisted" und das meine ich durchaus positiv. 

Tobi zeigt sich im Booklet zu Ghostlights wie immer gut aufgelegt.


4. Seduction of decay 7:18 min
Ein weiterer Neuzugang im Avantasia Ensemble gibt sich auf dem nächsten Song die Ehre.
Geoff Tate ehemaliger Sänger von Queensryche darf auf Seduction of decay zeigen was er so kann. Vielleicht bin ich hier etwas zu subjektiv, aber ich kann mit Tates Gesang absolut nichts anfangen und das ändert sich auch hier nicht. Irgendwie kommt er einfach nur verzerrt rüber. Der Song selber überzeugt mich ebenfalls nicht, soll er als schleppende aber eindringliche Mid-Tempo Nummer rüberkommen. Der Refrain zündet bei mir gar nicht, das hat man schon etliche Male viel besser gehört. Außerdem ist Secudtion of Decay mit seinen 7 Minuten schlichtweg zu lang und bietet kaum Abwechslung. Mein Negativpunkt des Albums.


5. Ghostlights 5:43 min 
Zum Glück geht es jetzt wieder steil bergauf. Der fünfte Song ist nun endlich der Titeltrack des Albums und Ghostlights wird dieser Rolle absolut gerecht. Michael Kiske gibts sich hier die Ehre und überzeugt mit seiner einmaligen, hohen Stimme. Sammet hat ganze Arbeit geleistet und den Song Kiske sozusagen auf den Leib geschrieben. Der bombastische Refrain wird von Kiske und Sammet abwechselnd gesungen, was ein sehr harmonisches Gesamtbild abgibt. Von der Struktur ist Ghostlights Power Metal in Reinkultur. Helloween oder alte Edguy Scheiben standen hier ohne Zweifel als Vorbild. Nach dem Gitarrensolo kommt nochmal Abwechslung ins Spiel, da hier zusätzlich Jorn Lande reinprescht und dem ganzen noch mehr Tempo gibt, bis schlussendlich der Refrain den Song beendet und abrundet. 

6. Draconian Love 4:58 min
Der nächste Song mit dem Titel Draconian Love tanzt mal wieder komplett aus der Reihe und dürfte den einen oder anderen Hörer ordentlich überraschen. Aber genau solche Experimente rechne ich Sammet sehr hoch an, denn er macht einfach das, worauf er gerade Bock hat, ohne sich an irgendwelche Richtlinien zu halten. Zurück zum Song, denn auf Draconian Love bekommen wir einen weiteren Gast zu hören. Die Rede ist von Herbie Langhans, dem Sänger der ehemaligen Band Seventh Avenue. Draconian Love ist sehr schleppend, düster, melancholisch aber mit einer bittersüßen Note, ganz leicht von Synthie Klängen unterstreicht. Mit dem tiefen Gesang von Langhans entsteht hier eine Gothic angehauchte Nummer, die so auch auf jedem HIM Album gepasst hätte. Aber trotz dem krassen Stilbruch passt Draconian Love perfekt in Ghostlights. Auch hier haben wir wieder einen eingängigen Refrain, der selbst hier ein positives Flair versprüht. 

         Drei der Gaststarts auf dem neuen Album: Marco Hietala, Sharon den Adel und Bruce Kulick (v.l.n.r.)

7. Master of the Pendulum 5:01 min
Es geht ähnlich düster weiter - oder doch nicht?! Master of the Pendulum hält einige Überraschungen parat. Es geht wirklich ganz langsam und düster los, wieder ist der Vergleich mit Death is just a feeling angebracht, doch dann bricht auf einmal ein Gitarrengewitter über den Hörer herein. Donnernde und blitzschnelle Riffs und dann der brachiale Auftritt von
Marco Hietala, dem Sänger, Songwriter und Gitarristen von Nightwish. 
Es bleibt sehr schnell, bedrohlich und richtig in die Fresse und dann kommt der Refrain.
Auf einmal ein krasser Stilbruch, denn der Refrain ist so unglaublich positiv und eingängig und geht direkt ins Ohr, hier muss man sofort mitsingen. Auch wenn sich das nicht so anhört, der Song ergibt trotzdem ein homogenes Gesamtbild und ist ein heimliches Highlight auf dem Album. 

8.  Isle of Evermore 4:28 min
Hier wird uns die Sammet-typische Ballade präsentiert. Diesmal nicht mit Avantasia Dauergast Amanda Somerville (die macht eine Babypause), stattdessen hat sich Tobi die Unterstützung von der Within Temptation Frontfrau Sharon den Adel gesichert. Und was soll ich sagen, Isle of Evermore ist langsam selbst für eine Ballade, fast schon einschläfernd. Und irgendwie will der Funke auch bei mir nicht so richtig rüberspringen. Tobi kann großartige Ballden schreiben, die etwas beim Hörer auslösen, die in sich auch eine Steigerung haben. All das vermisse ich bei isle of Evermore, denn der Song plätschert die knapp 5 Minuten nur vor sich hin, ohne echtes Highlight.

9. Babylon Vampyres 7:09 min 
Der nächste Song mit dem etwas skurrilen namen Babylon Vampyres holt den Zuhörer aus dem Tiefschlaf zurück in die harte Metal-Realität. Mit stampfenden Drums und Riffs könnte der Song auch auf dem Edguy Album Theater of Salvation zu finden sein. Sehr auffällig ist das virtuose Gitarrenspiel von gleich mehreren Saitenzupfern: Bruce Kulick, Oliver Hartmann und Sascha Paeth lassen es richtig ordentlich krachen. Die Gitarrensoli sind wirklich göttlich! Gesanglich kommt hier noch Robert Mason zum Einsatz, bekannt durch die Band Warrant. Der Refrain ist zum wiederholten Mal ein echter Ohrwurm und Gute-Laune-Garant. Insgesamt zeigt Tobi auf Ghostlights sein Händchen für fantastische und eingängige Songs. 

10. Lucifer 3:48 min
Der kürzeste Song des Albums ist mal wieder eine echte Überraschung. In der ersten Hälfte vermutet man eine waschechte Ballade. Jorn Lande und Tobi schmalzen Gegenseitig um die Wette, untermalt von einem wunderschönen Klavierspiel. Doch dann fegt wieder ein Gitarrensoli über uns herein. Bruce Kulick zeigt sehr eindrucksvoll was er kann und Lucifer wird zur stampfenden Mit-Tempo Nummer, in der Jorn lande zum Ende nochmal richtig aufdreht. Sehr cool!

Die Live-Auftritte von Avantasia sind unglaublick packend und dauern min 3 Stunden (ohne Vorband!)


11. Unchain the Light 5:03 min
Weiter geht es mit einer typischen Power Metal Nummer. Ronnie Atkins und Tobi kümmern sich um die Strophen und Michael Kiske darf sich mal wieder um den Refrain kümmern. Wer mit Unchain the light typische Helloween Klassiker assoziert, der liegt goldrichtig. Ohne Zweifel hat sich Tobi hier an Vorlagen wie I want out bedient. Natürlich gewinnt der Song dadurch keinen Innovationspreis, ist aber grundsolide und sehr gut hörbar.

12. A Restless Heart of Obsidian Skies 5:53 min
Der Song ist in der normalen Edition von Ghostlights das letzte Stück auf dem Album und dient somit als Ausklang einer tollen Reise. Auch hier komme ich nicht drumrum einen Vergleich zu einem alten Avantasia Song zu ziehen, nämlich The Story ain´t over. Bob Catley kommt auch bei A Restless Heart of Obsidian Skies zum Einsatz und liefert im Duett mit Tobi eine gefühlvolle Ballade ab. Nicht zu langsam, nicht zu schnell sondern eben genau richtig, um eine tolle Atmosphäre zu erzeugen. Man hat das Gefühl, als würde sich eine epische Geschichte doch noch zum Guten wenden. Ein toller Abschluss!

13. Wake up the Moon 4:43 min 
Auf der 2-Dsic Edition findet sich dann noch der Bonustrack Wake up the Moon.Das der Song eine Dreingabe und nicht zum Konzept des Albums gehört wird schon beim Blick ins Booklet deutlich. Wurden bei den vorherigen Songs die teilnehmenden Sänger mit ihren Rollen in der Geschichte betitelt, tragen sie in Wake up the Moon ihre realen Namen. Und so darf auch quasi jeder noch einmal ran: Ronnie, Tobi, Jorn, Michael, Robert und Bob bündeln ihr gesangliches Talent und liefern eine schöne, abschließende Mid-Tempo Nummer mit Balladen-Flair. 

Fazit:
Ich werde das Gefühl nicht los, als hätte Tobias Sammet alle guten Avantasia Elemente gebündelt und in Ghostlights zusammen gefügt, womit er dann quasi sein persönliches Best-Of Album erschaffen hat. So viele Elemente aus den früheren Alben kommen hier zusammen und ergeben ein rundum gelungenes Gesamtwerk. Dabei ist Ghostlights so abwechslungsreich wie kaum ein anderes Avantasia Album und eine Überraschung jagt die Nächste. Das Tobi genau bei der Ballade schwächelt, ist verwunderlich, gehören sie doch eigentlich zu seinen großen Stärken. Aber sei es drum, denn ansonsten ist Ghostlights ein großartiges Album geworden, mit einer durchweg positven Grundstimmung, was den Hörer von der ersten Minute an, auf eine fantastische Reise mitnimmt. Daumen hoch!


BTW: Am 25.Februar wird Avantasia beim Vorentscheid zum Eurovision Songcontest mitmachen. Gebt Eure Stimmt für Tobi und den Metal ab!


 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen