Samstag, 20. Mai 2017

REVIEW: Alien Covenant



Das Xenomorph aus den Alien Filmen gehört wohl zu den ikonischsten Monster der Filmgeschichte. Nachdem Regisseur Ridley Scott mit Prometheus einen anderen Pfad eingeschlagen hatte, kehrt er in Alien Covenant zu alten Tugenden zurück. Der Film soll sich wieder deutlich an den ersten drei Alien Filme orientieren und auch deutlich brutaler und düsterer werden. Ob dies gelingt, klären wir in diesem Review...

Im Jahr 2104 befindet sich das Kolonialschiff USS Covenant auf einem mehrjährigen Flug zum Planeten Origae-6. An Bord sind mehr als 2.000 Kolonisten und hunderte von Embryonen im Kälteschlaf. Das einzige wache Besatzungsmitglied ist Android Walter, der den Flug überwacht und regelmäßige Sicherheitschecks durchführt. Während das Schiff mit riesgen Sonnensegeln die eigenen Energiereserven lädt, kommt es zu einem verheerenden Neutrinosturm, der schwere Schäden am Schiff verursacht und die Crew vorzeitig aus dem Kälteschlaf reißt. Der Captain der Covenant stirbt noch in seiner Kälteschlafkapsel und so übernimmt sein Nachfolger nur zögerlich das Kommando. Während der Reparaturarbeiten am Schiff und am Sonnensegel, empfängt die Crew ein merkwürdiges, verzerrtes Signal. Doch zur Überraschung aller, ist das Singal ganz eindeutig menschlich und stammt von einem Planeten, der sich nicht nur in einem nahegelegenen System befindet, sondern auch zur Kolonialisierung viel besser geeignet scheint als Origae-6. Der neue Captain Christopher Oram beschließt den Kurs auf den neu-entdeckten Planeten zu setzen, trotz der massiven Proteste seiner Terraforming-Spezialistin Daniels. Trotz eines heftigen Sturms kann das Landungsshuttle erfolgreich auf dem Planeten landen. Die anfänglichen Bedenken sind schnell vergessen, denn die majestätischen Landschaften sind beeindruckend: massive Gebirgszüge, riesige Seen und Wasserfälle, üppige Wiesen und Wälder - alles scheint wie in einem kleinen Paradis. Merkwürdig nur, dass es nirgendwo Tiere oder andere Lebensformen gibt?! Die Landungscrew macht sich auf den Weg zum Ursprung des merkwürdigen Signals, einem gestrandeten, außerirdischen Raumschiffs. An Bord des Raumschiffs findet die Crew Überreste der Ausrüstung der Besatzung der verschollenen Prometheus. Während der weiteren Erkundung kommen zwei Crewmitglieder mit merkwürdigen, schwarzen Sporen in Kontakt. Binnen kürzester Zeit weisen beide Männer Anzeichen einer schweren Krankheit auf, bis plötzlich außerirdische Lebensformen aus ihren Körpern herausbrechen. Durch die aggressiven Wesen kommen zwei weitere Crewmitglieder ums Leben und das Landungsshuttle wird zerstört. Als die restlichen Überlebenden umzingelt sind, taucht auf einmal eine verhüllte Gestalt auf und vertreibt die Aliens.
 
Androide Dave (Michael Fassbender) ist Teil der Landungscrew
 Der Vorgänger Prometheus hatte bei vielen Alien-Fans einen schlechten stand. Dem Film wurde vorgeworfen, zu viele Fragen unbeantwortet zu lassen. Die Hoffnungen auf eine vernünftige Entstehungsgeschichte der Aliens wurden enttäuscht. Ridley Scott scheint diese Kritik ernst genommen zu haben, denn in Alien Covenant gibt es sehr viele Antworten und sie werden dem Zuschauer quasi auf einem Silbertablett serviert. Ob man ein so ikonisches Wesen wie das Alien wirklich entmystifizieren muss bleibt eine andere Frage. Meiner Meinung nach macht genau diese unklare Herkunft einen Teil der Bedrohung aus. Woher kommt diese perfekte Tötungsmaschine? Wer hat sie erschaffen? Worin liegt ihre Natur? Auch wenn auf die letzte Frage keine Antwort gegeben wird, werden die ersten beiden Fragen bis ins Detail erklärt. Ob man mit der Lösung, die Ridley Scott präsentiert zufrieden ist, muss Jeder selber entscheiden, denn schlussendlich ist das Ergebnis eher ernüchternd. Trotzdem bleiben einige Fragen offen, denn Scott schafft es nicht, eine sinnvolle Brücke zum Ur-Alien von 1979 zu schlagen. Zum Beispiel bleibt ungeklärt, wie die Xenomorphen auf dem unwirtlichen Planeten LV-426 gekommen sind.


Kurz nach der Ankunft, infizieren sich zwei der Crewmitglieder mit fremdartigen Sporen

Auch wenn Scott bei der Entstehungsgeschichte des Alien etwas patzt, schafft er es dennoch die gewohnte, beklemmende Atmosphäre zu reaktivieren. Dies geschieht auch dadurch, dass er den Handlungsverlauf und Spannungsbogen ähnlich wie im ersten Alien gestaltet. Über die Hälfte der Zeit bekommen wir kein einziges Xenomorph zu Gesicht, der Film konzentriert sich auf die Personen und das Szenario. Der tragische Unfall zu Beginn des Films soll einem die Charaktere näher bringen. Da es sich ausschließlich um (Ehe-)Paare handelt, ist die emotionale Fallhöhe deutlich höher, allerdings schafft es auch nur ein Teil der Figuren wirklich zu überzeugen. Das liegt aber in erster Linie am Drehbuch und der straffen Erzählstruktur. Hier sollte man sich selber den Gefallen tun und die kurzen Promoclips anschauen, die im Zuge der Werbekampagne zu Alien Covenant veröffentlicht wurden. Hier lernt man die Crew bereits vor dem eigentlichen Film besser kennen. Aber man muss auch sagen, dass es noch nie die Stärke eines Alienfilms war, sich auf ein ganzes Ensemble zu konzentrieren. Tatsächlich waren es immer starke Einzelfiguren (allen voran natürlich Ellen Ripley), die im Zentrum der Handlung standen. Und auch wenn man sich mit dem Charakter der Terraforming-Spezialistin Daniels, sehr offensichtlich an Ripley orientiert (Outfit, Frisur), steht eine ganz andere Figur im Mittelpunkt der Handlung. Natürlich sprechen wir hier über die beiden Androiden Dave und Walter, beide verkörpert von Michael Fassbender. Zwar gab es im Alien-Fanchise immer schon Androiden, jedoch waren diese nie zentrale Figuren in der Handlung. Michael Fassbender schafft es mit einer unglaublichen Leistung, diese beiden künstlichen Lebensformen differenziert darzustellen und das ohne übertriebene Emotionen zu nutzen. Immerhin handelt es sich ja um Androiden und so kann Fassbender nur auf kleine Nuanzen in Gestik und Mimik zurückgreifen. Seine Leistung und sein Charakter tragen nahezu den gesamten Film. Alle anderen menschlichen Figuren sind nur schmückendes Beiwerk bzw. Mittel zum Zweck. Doch dies passt perfekt zur eigentlichen Grundstimmung des Film. "Die Menschheit ist eine gescheiterte Spezies, sie hat es nicht verdient, weiter zu existieren." dieser Satz fällt etwas in der Mitte von Alien Covenant und stellt eine beispielhafte Szene dar. Nun sind es nicht mehr die Menschen, die sich mit aller Kraft gegen einen außerirdisches Wesen zur Wehr setzen, vielmehr rücken die Xenomorphen selber in den Mittelpunkt der Handlung.
 
Optisch erinnert der Charakter Daniels ( Katherine Waterston) ohne Frage an Ellen Ripley

Audiovisuell merkt man deutlich, dass Ridley Scott zu den Altmeistern gehört, die ihr Handwerk ohne Zweifel verstehen. Angefangen bei den monumentalen Landschaftsbildern des fremden Planeten, über die bizarren Alienkonstrukte, bis hin zu den fast schon ästhetisch-zelebrierten Bildern der Xenomorphen. Die Bilder sind beeindruckend und fesselnd. An vielen Stellen merkt man, dass Scott auf Modelle und handgemachte Effekte zurückgreift, im Zeitalter von CGI-Überdosen eine willkommene Abwechslung. Die Aliens dagegen stammen zu 100% aus dem Rechner, zumindest das was man als Zuschauer bemerkt. Dabei entstehen Bilder wie aus einem Horrofilm. Hier macht es sich  die Besinnung auf die Wurzeln des Alien-Franchise deutlich bemerkbar. Schockmomente sind ebenso zu finden, wie einige heftige Splattereffekte. Dazu kommt die omnipräsente Bedrohung durch die Xenomorphen. In Sachen Atmosphäre ist Alien Covenant einsame spitze. Begleitet wird das Geschehen von einem stimmigen Soundtrack, der sich an bekannten Themen bedient, sowohl aus dem direkten Vorgänger Prometheus, als auch aus der Alientriologie.

Insgesamt hat mir Alien Covenant sehr gut gefallen. Das größte Manko ist ohne Frage die Entstehungsgeschichte der Aliens. Gerade bei diesen ikonischen Monstern, hätte man es einfach dabei belassen sollen, nicht alle Fragen zu klären. Stattdessen hätte man lieber die offenen Fragen aus Promethus aufklären sollen, nämlich warum die Menschen von den Konstrukteuren erschaffen wurden. Davon abgesehen schafft es Scott in Sachen Atmosphäre und Spannen einen tollen Film zu liefern, der sich wirklich wieder stärker nach einem richtigen Alienfilm anfühlt. Die Schock- und Splatterszenen fügen sich sehr gut in das Gesamtbild ein, dass wieder deutlich eher an das Horrorgenre erinnert. Audiovisuell gibt es nix zu meckern, hier spult Scott seine jahrelange Erfahrung ab. Michael Fassbender liefert eine grandiose Leistung ab und erschafft mit den Androiden David und Walter eine ikonische Figur im Science-Fiction.



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